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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition)
Autoren: Kristin Cashore
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und dann verlassen hatte, und wegen eines jungen Mannes auf einer Brücke, von dem sie wusste, dass er der Nächste sein würde, der sie verließ.
    Dann veränderte sich etwas in dem Zimmer. Keins der Gefühle veränderte sich, aber Bitterblue umschloss sie irgendwie. Sie wurde größer als die Gefühle, sie umarmte die Gefühle, murmelte ihnen Liebenswürdigkeiten zu und tröstete sie. Sie war das Zimmer. Das Zimmer war lebendig, das Gold der Wände glühte vor Leben, die scharlachroten und goldenen Sterne an der Decke waren echt. Sie war größer als das Zimmer; sie war der Vorraum und das Wohnzimmer und Heldas Räume. Helda war dort, müde, besorgt und mit Arthritis in ihren strickenden Händen, und Bitterblue umarmte sie, Bitterblue tröstete auch sie und linderte den Schmerz in ihren Händen. Und wuchs. Sie war der äußere Flur, wo sie ihre Lienid-Torwache umarmte. Sie war die Schreibzimmer und der Turm und sie umarmte all die Männer, die am Boden zerstört, ängstlich und einsam waren. Sie war die unteren Stockwerke und die kleineren Schlosshöfe, das Oberste Gericht, die Bibliothek, in der gerade so viele ihrer Freunde saßen; wo sich Leute aus einem fremden Land versammelt hatten. Das war das Allererstaunlichste – ein völlig neues Land zu entdecken! Und seine Bewohner waren jetzt in ihrer Bibliothek und Bitterblue war groß genug, um auch ein solches Ausmaß an Erstaunen zu umfassen. Und um ihre Freunde unter ihnen zu umarmen, ihre komplizierten Gefühle füreinander zu spüren, Katsa und Bo, Katsa und Giddon, Raffin und Bann, Giddon und Bo. Ihre eigenen komplizierten Gefühle. Sie war der große Schlosshof, wo Wasser plätscherte und Schnee auf die Scheiben fiel. Sie war die Kunstgalerie, wo sich Hava versteckte und wo Bellamews Werk stand als Beweis für etwas, das über die Grausamkeit ihres Vaters hinausging. Sie war die Küche, die vor endloser Geschäftigkeit brummte, und die Ställe, in denen die Wintersonne das Holz zum Glänzen brachte und die Pferde mit der Mähne in den Augen wieherten, und die Übungsräume, wo Männer schwitzten, und die Waffenkammer, die Schmiede und der Handwerkerhof, wo Menschen arbeiteten, und all diese Menschen hielt sie in den Armen. Sie war der Boden, die Wände und die Brücken, wo Sapphire sich versteckte und wo Thiel ihr das Herz gebrochen hatte.
    Sie sah sich selbst, wie sie winzig, weinend und gebrochen auf der Brücke lag. Sie konnte jeden Menschen im Schloss spüren, jeden Menschen in der Stadt. Sie konnte alle in den Armen halten; alle trösten. Sie war riesig, voller Gefühl und weise. Sie streckte die Hand zu dem winzigen Mädchen auf der Brücke aus und umarmte ihr gebrochenes Herz.



Wenn so wenig anderes auf der Welt Klarheit versprach, war es beruhigend, Listen mit Aufgaben zu erstellen und dann jemanden auszuwählen, dem man diese Aufgaben anvertrauen konnte. Es war tröstlich, diese Person zu treffen und schließlich zu verstehen, warum Helda, Teddy oder Giddon sie empfohlen hatten. Und ermutigend, mit demjenigen über die Aufgabe zu sprechen und das Treffen dann mit dem Gefühl zu verlassen, dass die Ausführung dieser Aufgabe vielleicht doch nicht zu den fünf hoffnungslosesten Unternehmungen auf der Welt gehörte. Schließlich konnten nicht alle dazugehören, da es viel mehr als fünf Aufgaben gab.
    Hava hatte Bitterblue mit ein paar wirklich brauchbaren Mitarbeiterempfehlungen überrascht. Die neue Gefängnisvorsteherin zum Beispiel war eine Frau, die Hava bei der Arbeit im Silberhafen beobachtet hatte, eine Beschenkte aus Monsea namens Goldie, die auf einem Lienid-Schiff aufgewachsen war und schließlich die Kommandantin des Marine-Gefängnisses in Ror City wurde. Als sie nach Lecks Tod nach Monsea zurückkehrte, musste sie feststellen, dass die Monsea-Wache keine Frauen beschäftigte, überhaupt nicht, für keinerlei Aufgabe und erst recht nicht, um einem Gefängnis vorzustehen. Goldie war ausgerechnet mit der Gabe des Singens beschenkt.
    »Meine neue Gefängnisvorsteherin ist ein Singvogel«, murmelte Bitterblue an ihrem Schreibtisch vor sich hin. »Das ist absurd.« Aber es war auch nicht absurder als die Tatsache, dass die Monsea-Wache keine Frauen einstellte. Sie konnte das eine akzeptieren, um das andere zu ändern. Und es war eine aufregende Veränderung. Die Dellianer berieten sie in dieser Angelegenheit, denn sie hatten schon seit Jahrzehnten Frauen in ihrer Armee.
    »Ich fühle mich ein bisschen besser wegen der Sache in Estill, jetzt,
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