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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose
Autoren: Philippa Gregory
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Englands und die Hand meiner Tochter für den Sieger.
    Und ich erwarte Margaret Beaufort, schwarz gekleidet und den Tod ihres Sohnes betrauernd.
    Ihr Kummer wird für mich und die Meinen der Beginn eines neuen Lebens sein. Endlich kann ich nach meinem Sohn Richard schicken. Ich halte die Zeit für gekommen.

    Seit zwei Jahren, seit ich meinen Sohn fortschicken musste, warte ich auf den Zeitpunkt, um diesen Plan umzusetzen. Ich schreibe an Sir Edward Brampton, loyaler Yorkist, mächtiger Kaufmann, Mann von Welt und manchmal auch Pirat. In jedem Fall ein Mann, der keine Angst vor einem kleinen Risiko hat und den das Abenteuer lockt.
    Er kommt an dem Tag, an dem die Köchin die Nachricht ausplappert, Henry Tudor sei gelandet. Tudors Schiffe sind bei Milford Haven an Land geweht worden, und er marschiert durch Wales, um Männer unter seiner Standarte zu rekrutieren. Richard zieht ebenfalls Männer einund marschiert aus Nottingham los. Das Land ist wieder einmal im Kriegszustand, alles ist offen.
    «Einmal mehr schwere Zeiten», sagt Sir Edward höflich zu mir. Ich treffe ihn weit vom Haus entfernt, an den Ufern des Flusses, wo wir durch einen Weidenhain vom Weg abgeschirmt werden. Sir Edwards Pferd und meines fressen in trauter Geselligkeit das kurze Gras, während wir das Aufblitzen der braunen Forellen im klaren Wasser beobachten. Ich tue recht daran, mich außer Sichtweite mit ihm zu treffen: Sir Edward ist ein auffallender Mann, reich gekleidet, schwarzhaarig. Er war schon immer einer meiner Lieblinge, ein Patenkind meines Gemahls Edward, der seine Taufe aus dem Judentum unterstützt hat. Er hat Edward als seinen Patenonkel geliebt; und ich würde ihm mein Leben anvertrauen oder etwas, was noch kostbarer ist. Ich habe ihm vertraut, als er das Schiff befehligte, das Richard fortgebracht hat, und ich traue ihm jetzt, wo ich hoffe, dass er ihn wieder zurückbringt.
    «Zeiten, von denen ich glaube, sie könnten mir und den Meinen zum Vorteil sein», bemerke ich.
    «Ich stehe Euch zu Diensten», sagt er. «Das Land ist so beschäftigt mit der Einberufung der Soldaten, dass ich glaube, alles für Euch tun zu können, unbeobachtet.»
    «Ich weiß.» Ich lächle ihn an. «Ich habe nicht vergessen, dass Ihr mir bereits einmal zu Diensten wart, als Ihr an Bord Eures Schiffes einen Jungen nach Flandern brachtet.»
    «Was kann ich dieses Mal für Euch tun?»
    «Ihr könnt zur Stadt Tournai in Flandern fahren», sage ich. «Zur St.-Jean-Brücke. Der Schleusenwärter heißt Jehan Werbecque.»
    Er nickt und prägt sich den Namen ein. «Und was werde ich dort vorfinden?», fragt er leise.
    Ich kann kaum das Geheimnis aussprechen, das ich solange stumm für mich behalten habe. «Ihr werdet meinen Sohn finden», sage ich schließlich. «Meinen Sohn Richard. Ihr werdet ihn finden und zu mir bringen.»
    Ernst sieht er mich mit seinen leuchtend braunen Augen an. «Ist es sicher für ihn zurückzukommen? Wird er den Thron seines Vaters übernehmen?», fragt er mich. «Habt Ihr eine Einigung mit König Richard erreicht, dass Edwards Sohn bei seiner Rückkehr zum König gekrönt wird?»
    «So Gott will», sage ich. «Ja.»

    Melusine, die Frau, die ihr Element Wasser nicht vergessen konnte, ließ ihre Söhne bei ihrem Gemahl und ging mit ihren Töchtern fort. Aus den Jungen wurden Männer, Herzöge von Burgund, Herrscher der Christenheit. Die Mädchen erbten die Gabe der Mutter und ihr Wissen über die unsichtbare Welt. Ihren Gemahl sah sie nie wieder, und sie vermisste ihn ihr ganzes Leben. Und in der Stunde seines Todes hörte er, wie sie für ihn sang. Da wusste er, wie sie es immer gewusst hatte, dass es keine Rolle spielt, ob eine Frau halb Fisch ist, wenn der Gemahl zur Gänze sterblich ist. Wenn ihre Liebe groß genug ist, kann nichts – nicht die Natur, nicht einmal der Tod selbst – zwischen zwei kommen, die sich lieben.

    Es ist Mitternacht, die vereinbarte Zeit, da höre ich das leise Klopfen an der Küchentür und gehe hinunter, die Kerze mit der Hand abgeschirmt, um die Tür zu öffnen. Die Flamme taucht die Küche in einen warmen Schein; die Diener schlafen auf dem Stroh in den Ecken des Raums.Der Hund hebt den Kopf, als ich vorbeigehe, aber sonst sieht mich niemand.
    Die Nacht ist warm, alles ist still. Die Kerze flackert nicht, als ich die Tür öffne und einen großen Mann mit einem Jungen sehe, einen Elfjährigen, der schon auf der Türschwelle steht.
    «Kommt herein», sage ich leise. Ich führe sie ins Haus, die Treppe
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