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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)
Autoren: Michael Peinkofer
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denn je. Allenthalben prangte das leuchtend rote Banner mit dem Axtsymbol, das Zeichen des Hauses Ruun, das inzwischen für das ganze Zwergenvolk stand. Die Unterwerfung der Menschenreiche von Tirgaslan und Ansun hatte Winmar mächtiger werden lassen als jeden anderen Zwergenherrscher vor ihm, und die Tributzahlungen, die aus allen Teilen seines neu gegründeten Reiches eintrafen, füllten seine Schatzkammern. Der Triumph der Zwerge war vollkommen, Gorta Ruun war zum Mittelpunkt Erdwelts geworden, genau wie Vigor es sich für sein Volk und seine Heimat stets erträumt hatte.
    Doch etwas schmeckte schal an diesem Wirklichkeit gewordenen Traum …
    »Wie viele sind es diesmal?«, wollte Winmar wissen.
    »Achtzehn, Euer Hoheit.«
    Vigor brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass der König ihn anstarrte. Er hatte das Gefühl, als würden sich die Blicke des Potentaten in seinen Hinterkopf bohren.
    »Nur?«, lautete die vorwurfsvolle Frage. »Vergangene Woche waren es über vierzig, wenn ich mich recht entsinne. Ebenso in der Woche zuvor.«
    »Das ist richtig, mein König«, stimmte Vigor zu.
    »Und? Lässt die Aufmerksamkeit deiner Spitzel nach?«
    »Nein, mein König.« Nun wandte sich Vigor doch zu Winmar um. »Seid versichert, dass in dieser Festung nichts geschieht, ohne dass ich davon Kenntnis erlange.«
    »Wie erklärst du dir dann, dass es diese Woche so wenige Aufrührer sind?«
    »Die Maßnahmen greifen«, erklärte Vigor nur. »Die Stimme des Widerstands verstummt.«
    Winmar ließ ein Schnauben vernehmen. »Wenn es doch wahr wäre, was du behauptest! Dabei weiß ich genau, dass hinter jeder Säule und in jeder dunklen Nische ein Verräter lauert! Diese Bastarde sind wie der Kopf eines Höhlenmolochs – sobald man einen abschlägt, wächst ein weiterer nach. Meine Wahrsager haben mich davor gewarnt.«
    »Tatsächlich?« Vigor hob die buschigen roten Brauen. »Mein König, wenn Eure Wahrsager so genau wissen, was zu tun ist, wollen Sie es ja vielleicht auch übernehmen, Euch die Namen der Verräter zu nennen.«
    »Höre ich da einen Hauch von Neid? Oder gar von Aufsässigkeit? Du solltest vorsichtig sein, mein Freund. Die Tatsache, dass ich dich zum General befördert habe, sollte dich nicht übermütig werden lassen. Schließlich willst du nicht enden wie diese hier.«
    »Nein, mein König«, kam Vigor nicht umhin zuzugeben, »das will ich nicht.«
    Sie waren dabei, die Brücke zu überqueren, die hinab zum Kessel führte. Unermessliche Tiefen erstreckten sich jenseits des steinernen Geländers, das abwechselnd von kunstvoll gearbeiteten Lichtstein-Laternen und von Statuen gesäumt wurde – bizarren Skulpturen aus Zwergensilber, von denen manche annähernd menschliche Formen aufwiesen, andere die gedrungene Gestalt von Zwergen. Wieder eine andere sah wie ein Unhold aus, der die Arme emporgeworfen und die Fratze zu einem lautlosen Schrei aufgerissen hatte.
    Allen Statuen war gemeinsam, dass sie aussahen, als wären sie der Fantasie eines im Geiste kranken Bildhauers entsprungen. Und gewissermaßen, dachte Vigor düster bei sich, waren sie das auch …
    Als sie den Kessel erreichten, kämpfte er die Übelkeit nieder, die in ihm hochkriechen wollte und von dem beißenden Gestank rührte, der schwer und träge über dem Boden lag. Der Kessel war eine riesige Höhle, deren Form einem gewaltigen Trichter glich; die umliegenden, schräg abfallenden Felswände waren von Steinmetzen zu Rängen umgearbeitet worden, auf denen sich die Zuschauer drängten. In den alten Tagen waren die Zwerge zu Tausenden in den Kessel geströmt, um dort Steinhauer-Wettkämpfen beizuwohnen oder dem Vortrag der Barden zu lauschen – Winmar hatte die Arena einer neuen Verwendung zugeführt.
    Ork-Söldner hatten um den Grund des Kessels Stellung bezogen und bewachten die achtzehn Gefangenen, die dort standen, sieben Menschen und elf Zwerge. Sie alle trugen nur noch Fetzen am Leibe und eiserne Fußschellen, durch die sie aneinandergekettet waren. Ihre Körper waren ausgezehrt, ihr Haar wirr und verwahrlost, und ihre Blicke verrieten, dass sie finstere Qualen durchlebt hatten. Sie alle waren in Vigors Kerker zu Gast gewesen, und der General hatte jeden von ihnen einer ausführlichen Befragung unterzogen. Manche hatten bereits beim Anblick der Folterinstrumente ihr Schweigen gebrochen, andere erst, nachdem Vigors Orks mit ihrer Arbeit begonnen hatten. Früher oder später jedoch hatte jeder von ihnen geredet wie ein Wasserfall,
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