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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)
Autoren: Michael Peinkofer
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hatte Verbündete und bisweilen sogar die eigene Familie verraten. Die öffentliche Hinrichtung der Verräter war nur noch eine Sache der Form – jedenfalls, soweit es Vigor betraf. Winmar hatte daraus ein Spektakel der besonderen Art gemacht …
    Fanfaren kündigten das Eintreffen des Königs an. Die Gespräche auf den Rängen verstummten schlagartig. Gebanntes Schweigen breitete sich im kesselförmigen Rund der Arena aus.
    »Ihr alle«, sagte Winmar schließlich in die Stille, »habt Euch des Hochverrats an der Krone schuldig gemacht.« Der Zwergenherrscher sprach nur leise, in jenem singenden Tonfall, den er immer dann an den Tag legte, wenn er verärgert war. Dennoch waren seine Worte bis zum letzten Rang hinauf zu hören. »Ihr seid hier, um mit dem Tode bestraft zu werden für die Verbrechen, die ihr begangen habt – sowohl am Volk der Zwerge als auch an eurem König!«
    »Ich habe keinen König!«, entgegnete einer der Gefangenen prompt, ein Zwerg, der einst stark und voller Lebenskraft gewesen sein musste, inzwischen jedoch nur noch ein Schatten seiner selbst war. Gesicht und Haare waren blutverschmiert, sein linker Arm auf groteske Weise verformt. »Lieber sterbe ich, als einem Reich zu dienen, das von einem Schwein auf zwei Beinen regiert wird!«
    »Das genügt!«, rief Vigor aus. »Wachen! Bringt ihn zum Schweigen!«
    »Nicht doch!«, gebot Winmar den Orks Einhalt, die sich auf den Gefangenen stürzen wollten, um ihn mit ihren saparak’hai kurzerhand in Stücke zu hacken. Die Stimme des Zwergenkönigs war bemerkenswert freundlich geworden, ein Lächeln spielte gar um seine schwarzbärtigen Züge. »Tragt mich zu ihm«, wies er seine Diener an, worauf sie die Sänfte näher zu den Gefangenen brachten.
    Der Zwerg, der die frevlerischen Worte gesprochen hatte, stand inmitten der Reihe. Anders als seine Mitgefangenen trug er sein Haupt nicht gesenkt, aus seinen kobaltblauen Augen schlugen Blitze des Widerstands.
    »Wie heißt du, mein Junge?«, wollte Winmar von ihm wissen.
    »Dalfin, Sohn des Drogo«, stellte der andere sich vor.
    »Drogo.« Der Zwergenkönig nickte und schien zu überlegen. Dann hellten sich seine Züge auf. »Natürlich«, sagte er leise und fast freundlich. »Dein Vater war ein großer Steinmetz. Er war es, der das Antlitz meines Vorgängers Reginald im Stein der Sieben Säulen verewigte …«
    »… und du hast ihm dafür gedankt, indem du ihm beide Hände abhacken ließest«, fügte Dalfin hinzu und spuckte aus. »Ich weiß nicht, was du bist, Winmar von Ruun – aber ein König bist du ganz sicher nicht. Vermutlich noch nicht einmal ein Zwerg.«
    Ein Raunen glitt über die Ränge. Selbst die Wahrsager und Alchemisten steckten die vermummten Häupter zusammen und tuschelten. Dass ein Gefangener es wagte, so zum König zu sprechen, war noch nicht vorgekommen. Vigor war entschlossen einzugreifen, doch Winmars goldberingte Rechte hielt ihn erneut zurück.
    »Dann verrate mir, Dalfin, des Drogos Sohn«, erkundigte er sich mit hämischem Grinsen, »wenn ich kein Zwerg bin, wie du behauptest, was bin ich dann?«
    »Das will ich dir sagen«, entgegnete der Gefangene, ohne mit der Wimper zu zucken. »Du bist ein Wahnsinniger, der Schande über uns und das Zwergenreich bringt. Du bist es nicht wert, auf dem Thron der Äxte zu sitzen!«
    »Ich bin es nicht wert?« Winmars Stimme war nach wie vor ruhig, doch sie bekam einen bebenden Unterton. »Bin ich nicht der mächtigste Herrscher, der je auf diesem Thron saß? Habe ich nicht ganz Erdwelt unter meiner Krone vereint?«
    »Das hast du«, räumte Dalfin ein, »und einst habe ich an dich geglaubt, so wie mein Vater und viele andere es taten. Aber wir haben uns alle geirrt. Du bist ein Schwein, Winmar von Ruun, und ich schäme mich dafür, von dir Untertan genannt zu werden!«
    In der Arena war es totenstill geworden. Banges Schweigen war eingekehrt, niemand wusste, wie der König auf eine solche Beleidigung reagieren würde.
    Winmar jedoch blieb gelassen. Von seinem Thron herab starrte er den Gefangenen eine endlos scheinende Weile lang durchdringend an. »Nun gut«, sagte er endlich in die Stille, »da du dir so lautstark Gehör verschafft hast, Dalfin, des Drogos Sohn, gewähre ich dir ein Vorrecht.«
    Dalfin sah unsicher auf. Gar ein schwacher Funken Hoffnung lag plötzlich in seinen Augen.
    »Es soll dein Vorrecht sein, als Erster für deine Überzeugung zu sterben«, enthüllte Winmar mit breitem Grinsen.
    Dalfin stöhnte auf.
    Der
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