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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)
Autoren: Michael Peinkofer
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gefährden könnte.«
    Aryanwen atmete tief ein und aus.
    Sie konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor in ihrem Leben einer größeren Ansammlung von Ruchlosigkeit und Verlogenheit begegnet zu sein als diesem Mann, der sich König schimpfte. Übelkeit stieg in ihr empor. »Ja«, bestätigte sie dann mit verächtlichem Lächeln, »Ihr seid in der Tat ein wahrer Held unseres Volkes! Seid unbesorgt, der Platz in den Geschichtsbüchern ist Euch sicher!«
    Lavan stand unbewegt.
    Ihre Verachtung schien ihn zu treffen, denn seine fleischigen Hände ballten sich zu Fäusten, und einen Augenblick lang war er offenbar versucht, seinem Zorn freien Lauf zu lassen. Dann aber entkrampfte er sich wieder, und ein Grinsen huschte gar über seine bleichen Züge.
    »Du magst reden, was du willst«, beschied er ihr, »mich vermagst du nicht zu provozieren. Denn so widerspenstig du dich auch geben magst, eines ist doch sicher: Du bist das Behältnis, in dem mein Erbe und Sohn heranwächst.«
    Damit ließ er sie stehen und ging gemessenen Schrittes in den Thronsaal zurück.
    Aryanwen blieb zurück.
    Schweigend blickte sie an sich herab, auf die deutliche Wölbung, die sich durch den blutbesudelten Stoff des Kleides abzeichnete.

3
    I st alles bereit?«
    »Gewiss, mein König.«
    General Vigor verbeugte sich tief – tiefer, als er es zu früheren Zeiten getan hatte, und das war notwendig.
    Einst war das Verhältnis zwischen dem Zwergenherrscher und dem Anführer des königlichen Geheimdiensts geprägt gewesen von Vertrauen und gegenseitigem Respekt. Inzwischen war es vor allem Vorsicht, die man an den Tag zu legen hatte, wenn man am Hof von Gorta Ruun bestehen wollte; und die Bewunderung, die Vigor einst für seinen Herrscher empfunden hatte, war blanker Furcht gewichen.
    Furcht vor Winmars Macht, die seit dem Ende des Krieges ins Unermessliche gewachsen war. Furcht aber auch vor den unberechenbaren Launen des Zwergenherrschers …
    »Dann lasst uns gehen.«
    Vigor nickte den Dienern zu, jungen Zwergen, in deren Gesichtern noch kaum Bärte sprossen. Winmar hatte sie zum Dienst am Hof berufen, damit sie ihrem König dienstbar waren. Nicht nur bei Tag, wie Vigor vermutete, sondern auch bei Nacht.
    Indem alle acht Diener gleichzeitig Hand anlegten, gelang es ihnen, Winmars ausladenden Körper aus der goldenen Wanne zu heben. Das tägliche Bad in heißem, salzhaltigem Wasser, das aus tiefen Kavernen heraufgepumpt wurde, war ein weiterer Einfall jener Berater, mit denen Winmar sich neuerdings umgab und die dafür verantwortlich waren, dass Vigors eigener Einfluss beträchtlich geschwunden war.
    Was, beim Bart seines Vaters, tat er hier?
    Statt wie zu früheren Zeiten mit dem König zu Rate zu sitzen und ihn über die Lage im Reich in Kenntnis zu setzen, musste er mit gewissem Abscheu dabei zusehen, wie sein splitternackter Potentat aus dem Bad gehoben, abgetrocknet und mit Essenzen aus dem Sekret von Höhlenwürmern eingerieben wurde. Sie verströmten einen strengen Geruch, waren dem körperlichen Wohlbefinden jedoch angeblich förderlich – jedenfalls, wenn es nach all den Heilern, Wahrsagern und Alchemisten ging, die Winmar um sich geschart hatte und die ihm wie Schatten folgten.
    Auch jetzt waren sie zugegen, standen aufgereiht wie Sintersteine an der Rückwand des königlichen Gemachs, gedrungene Gestalten in schwarzen Kapuzenmänteln, die außer Bärten und blitzenden Augenpaaren kaum etwas erkennen ließen. Wie immer hielten sie sich im Hintergrund, schweigend und scheinbar ohne Teilnahme. Aber Vigor war klar, dass sie mit der Aufmerksamkeit einer Schlange alles beobachteten, was vor sich ging – und bereit waren, jederzeit zuzubeißen …
    »Das tut wohl«, verkündete Winmar, nachdem die Diener ihn angekleidet und seinen schwarzen Bart getrimmt hatten, den er nicht geflochten, sondern spitz zugeschnitten trug und der sein bedrohliches Äußeres noch unterstrich. Die saphirfarbenen Augen blitzten kalt unter der Zinnenkrone, als Winmar die Goldzähne zu einem Grinsen bleckte. »Nichts geht über ein belebendes Bad am Morgen, General.«
    »Wenn Ihr es sagt, mein König.«
    Vigor verbeugte sich abermals, während Winmar die Sänfte bestieg, die die Diener schließlich aufnahmen. Und begleitet von seinen Ork-Leibwächtern und dem schweigenden Pulk der Gelehrten setzte sich der königliche Tross in Bewegung.
    Die Hallen von Gorta Ruun mit ihren hohen Gewölben und steinernen Säulen, ihren Brücken und Balustraden waren prunkvoller
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