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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Rainer Siegel
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Verlaub. Ich verstehe Eure Ansicht und bewundere Euren Weitblick – sie zeugen von großer Weisheit und Erfahrung. Ich werde mich nochmals mit ihrem Vormund und mit ihrem ältesten Bruder besprechen. Vielleicht bestehen bereitsPläne für eine passende Verbindung. Ich sehe Rochus von der Enns zwar nur sehr selten, werde aber Kontakt mit ihm aufnehmen.«
    »Ihr werdet keinen Erfolg haben. Maria ist nirgendwo so gut aufgehoben wie hier. Doch gewiss kann ich Euch nicht daran hindern, nach Eurem Gutdünken zu verfahren. Wenn ihr sie unbedingt verheiraten und ihr die klösterliche Laufbahn verwehren wollt, steht Euch das frei. Die Abfindung für ihre Ausbildung beträgt zweihundert Silberpfund.«
    »Die Abfindung?«, fragte Karl ungläubig und hätte angesichts dieser Dreistigkeit beinahe die Fassung verloren. »Es wurde jedes Jahr pünktlich der geschuldete Betrag beglichen. Von Abfindungen bei ihrem Austritt war nie die Rede.«
    »Ihr scheint nicht rechtskundig zu sein, doch ich will Euch aufklären: Gewiss wurde für die Unterbringung und die Verköstigung des Mädchens bezahlt, auch für die Grundausbildung an der Klosterschule. Doch hat Maria eine weiterführende Ausbildung in der Heilkunde genossen, in die das Kloster beträchtliche Mittel hat fließen lassen, in Erwartung eines allseitigen Nutzens, wie zu betonen ist. Wir können und dürfen nicht die Gaben anderer und das Vermögen der Kirche nutzlos vergeuden. Eine Abfindung ist rechtens und aus unserer Sicht unabdingbar.« Mit diesen Worten lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und blickte Karl mit siegesgewissem Blick ins Angesicht. Er sah keinerlei Wanken oder Nachgiebigkeit in den kleinen Schweinsaugen der Frau. Er musste sich etwas einfallen lassen, auf jeden Fall musste er zunächst ausgiebig mit Maria sprechen. Schließlich nickte er.
    »Ich danke Euch für Eure Angebote und Eure Großzügigkeit.« Ein huldvolles Lächeln huschte über das triumphierende Gesicht der Nonne. »Ich werde mich bemühen, Euch die Entscheidung von Marias Familie ehestens zukommen zu lassen. Noch heute besuche ich die Burg Restwangen, um mich mit meinem Bruder zu besprechen. Ich habe allerdings noch eine Bitte an Euch.« Die Frau sah ihn verwundert an, doch schließlich ließ sie ihn weitersprechen.
    »Gewährt Maria einige Tage Urlaub.«
    »Urlaub? Wie kommt Ihr auf den Gedanken, dass das möglich sei?«
    »Mein zweiter Dienstherr verheiratet sich. Maria ist zusammen mit Ludwig und mir zu der Hochzeit geladen. Es werden hohe Gäste erwartet, und mein Herr trug stets Sorge um unsere Familie. Vielleicht kennt Ihr ihn. Er ist der größte Pferdehändler von Budweis.«
    Innozentia dachte kurz nach. Einerseits war es gänzlich unüblich, dass eine Novizin das Kloster verließ, es sei denn, es wären klösterliche Aufgaben außerhalb wahrzunehmen, bei denen sie einer älteren Schwester zur Hand gehen musste. Andererseits war Hermann ein angesehener und wohlhabender Geschäftsmann, dessen Großzügigkeit bekannt war. Wenn dieser Mann dem Kloster einen Gefallen schuldete, könnte sich das vorteilhaft für künftige Geschäfte mit ihm erweisen.
    »Wann findet diese Hochzeit statt?«
    »In zwei Wochen. Ich könnte Maria am kommenden Sonntag abholen und sie nach den Feierlichkeiten wieder hierher geleiten. Sie kann sich bei den Vorbereitungen nützlich machen.«
    »Ich werde Euch die Entscheidung am kommenden Sonntag mitteilen. Bis dahin wird der Orden geklärt haben, ob eine Dispens erteilt werden kann. Findet Euch nach der Messewieder hier ein.« Ihr Blick zeigte, dass das Gespräch für sie beendet war.
    »Kann ich meine Schwester noch sprechen?«, fragte Karl unterwürfig.
    »Das ist nicht nötig. Sie ist wohlauf und hat Kranke zu versorgen. Wir wollen ihr jetzt keine Flausen in den Kopf setzen.«
    Karl verbeugte sich und verließ den Raum. Er überlegte kurz, ob er nicht doch einfach ins Hospital gehen sollte, um Maria zu begrüßen. Natürlich tat er es nicht. Das Risiko, es sich mit Innozentia zu verscherzen, indem er ihre Order missachtete, schien ihm zu groß.
    Er tätschelte Fathmas Hals und vergewisserte sich, dass sie zu trinken bekommen hatte. Ihr kleiner Aufpasser hatte sie sogar abgerieben und sie mit ein wenig Heu gefüttert. Er strahlte Karl an, als dieser ihm eine weitere Münze zuwarf.
 
    Zügig wie er gekommen war, ritt er wieder nach Hause und versorgte sein Pferd. Hermann war von seinem Kirchgang noch nicht wieder zurückgekehrt und saß wahrscheinlich in einer
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