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Die Knickerbocker Bande - 40 - Die Maske mit glühenden Augen

Die Knickerbocker Bande - 40 - Die Maske mit glühenden Augen

Titel: Die Knickerbocker Bande - 40 - Die Maske mit glühenden Augen
Autoren: Thomas Brezina
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stecknadelgroßen Pfeil aus dem Hals. Mit großen Schritten eilte er auf den Notausgang zu, dessen Schloß er geknackt hatte. Die Alarmanlage sicherte nur die Vitrinen, nicht aber die Ein- und Ausgänge.
    So still und schnell, wie er gekommen war, verschwand der Eindringling.
    Rolf Musmanns Augen waren auf die Stelle gerichtet, an der die rätselhafte Gestalt erschienen war. In seiner Phantasie befand er sich noch immer auf der Pyramide im Urwald, wo er geopfert werden sollte. Zwei Stäbe im Boden dienten als Sonnenuhrzeiger, und wenn die Schatten am allerkürzesten waren und die Sonne direkt über ihm stand, würde sein Leben vorbei sein.
    Er sah die Schatten der Stäbe wandern und kürzer und kürzer werden. Es blieb nicht mehr viel Zeit. Schon nahten die Priester mit goldenen Opferschalen und langen Messern in den Händen. Die Knochenketten an ihren Armen und Beinen rasselten schaurig.
    Als wäre der Film gerissen, war der Alptraum mit einem Schlag vorbei. Rolf Musmann wischte sich den Angstschweiß von der Stirn und atmete tief durch.
    “Du bist ein paar Minuten lang eingeschlafen, und das ist in exakt 23 Dienstjahren noch nie geschehen!” sagte er streng zu sich. Seine Frau hatte ihn in letzter Zeit öfter darauf angesprochen, daß es höchste Zeit für einen Urlaub war. Rolf Musmann mußte ihr rechtgeben.
    Als er sich um Punkt ein Uhr zur nächste Runde durch das Museum aufmachte, bemerkte er nichts von dem, was geschehen war. Das Gift der Pfeilspitze zeigte Nachwirkungen: er war noch ziemlich benebelt.
    Als er um fünf Uhr morgens die leere Vitrine entdeckte, verständigte er sofort die Polizei und beteuerte, daß er sich weder an einen Alarm noch an sonst etwas erinnerte.
    Der Dieb der Maske saß um diese Zeit in seinem Wagen und fuhr zum Flughafen. Liebevoll streichelte er die in ein Hemd eingewickelte Beute. Bereits in wenigen Stunden sollte er nach Mexiko aufbrechen. Und die Maske würde ihm helfen, die Tränen des großen Herrschers Uaxa zu finden.

Der falsche Koffer
     
     
    Als Poppi im Hotelzimmer den Koffer öffnete, wußte sie sofort, daß er nicht ihr gehörte.
    Das jüngste Mitglied der Knickerbocker-Bande suchte nach einem Namensschild, konnte aber keines finden. Der Koffer sah haargenau wie ihrer aus, und deshalb hatte Poppi auch ohne zu zögern zugegriffen, als er auf dem Gepäckförderband des Flughafens an ihr vorbeigerumpelt war.
    “Merkwürdig”, dachte Poppi, “der Besitzer hätte mich doch auf den Irrtum aufmerksam machen können. Bestimmt steht er jetzt vor meinem Koffer und überlegt, was er mit meinem Pinguin-Nachthemd anfangen soll.”
    Als das Mädchen seiner Freundin Lilo erzählte, was geschehen war, meinte diese: “Wir werden den Koffer morgen zum Flugplatz zurückbringen. Vielleicht wartet deiner dort schon auf dich!”
    Dann aber kam ihr ein anderer Gedanke: “He, Moment mal, in dem Flugzeug waren doch nur Mitglieder unserer Reisegruppe. Der Koffer muß einem von ihnen gehören!”
    Lieselotte begann den Koffer Stück für Stück auszuräumen und nach einem Hinweis auf den Eigentümer zu forschen. Vielleicht war in ein Hemd ein Monogramm eingestickt, vielleicht stieß sie auch auf eine Rechnung mit dem Namen des Besitzers.
    Sie nahm die Kleidungsstücke, die hastig in den Koffer gestopft worden waren, unter die Lupe, hatte aber kein Glück.
    “Sollen wir ihn Onkel Willbert zeigen?” fragte Poppi verzagt.
    Lilo nickte.
    Die Knickerbocker-Bande war erst vor wenigen Stunden in Mexiko angekommen. Das erste Ziel ihrer Reise war Mexico City, die größte Stadt der Welt, von der sie bis jetzt noch nicht viel gesehen hatten, weil es bereits dunkel gewesen war, als sie den Flughafen verlassen hatten.
    Onkel Willbert war eine Sache für sich. Dominik bezeichnete ihn als “Nervensäge”, für Poppi war er ein “Horror-Oberlehrer”, und Lilo hielt ihn für einen “Quatschkopf'. Nur Axel gab sich zurückhaltend, denn der Mann war sein Patenonkel, und über seinen Patenonkel schimpft man nicht. Freilich wußte er, daß seine Kumpel recht hatten. Onkel Willbert ging mit seinen endlosen langweiligen Vorträgen einfach jedem auf den Geist. Er war einmal Lehrer gewesen und konnte es auch im Ruhestand nicht lassen, seine Zuhörer abzuprüfen.
    Onkel Willbert trug immer Stoffhüte, die wie Rührschüsseln aussahen, hatte eine Nickelbrille, der Dominik das Prädikat megastreberhaft verliehen hatte, und war stets mit Anzug und Schlips bekleidet. An seinen Schuhen war nie auch nur ein
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