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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)
Autoren: Zoë Archer
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die pulsierend verharrende Schrift spinnenartige Schatten.
    Athene hielt weiterhin die Hände vorgestreckt, schlug nun aber die Augen auf und sprach mit hoher klarer Stimme: »Worte, Überbringer allen Wissens, wir ersuchen euch um eure Führung. Diese Männer haben die Absicht, Magie zu stehlen, und wir wollen uns ihnen entgegenstellen. Wonach suchen sie? Wohin werden sie reisen?«
    Die Schrift erzitterte und stob wie ein schwirrender Mottenschwarm auseinander. Während die Buchstaben an seinem Gesicht vorbei und durch das Zimmer sirrten, blieb Bennett völlig reglos stehen. Er hörte, wie sie leise aneinander und gegen die Vorhänge stießen. Dann ordneten sie sich neu und bildeten griechische Sätze, die wiederum in der Luft schwebten.
    Die Quelle verbirgt sich in Rätseln. Die Erben reisen zum Ursprung von Sonne und Mond. In ihrem Besitz sind Worte, die sie nicht verstehen. Einer von ihnen wird das Orakel sein. Und die Worte werden Sinn ergeben.
    Kaum hatte Bennett die Sätze gelesen, vibrierten die Buchstaben und stürzten dann wie ein Wasserfall zurück auf die Passagierliste. Bennett blinzelte, und wie zuvor befand sich die Schrift wieder sauber angeordnet auf dem Papier.
    »Unendlicher Dank sei dir, o jungfräuliche Mutter«, sang Athene, bevor sie die Hände sinken ließ. Es hatte sie viel Kraft gekostet, diese Magie zu beschwören. Erschöpft ließ sie sich auf einen Stuhl sinken.
    Bennett schenkte ihr ein Glas Wein ein und reichte es ihr. »Ich habe bald Geburtstag. Hast du Lust, das Unterhaltungsprogramm zu bestreiten?«, fragte er.
    »Nein, aber ich werde dir einen Maulkorb schenken«, versetzte Athene, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. Sie wiederholte die Worte, die sich in der Luft zusammengesetzt hatten, und grübelte darüber nach. »Die Erben wollen also nach Delos.«
    »Eine Insel der Kykladen.«
    »Richtig.« Athene machte eine wedelnde Handbewegung in Richtung des Tisches, woraufhin eine Papierrolle in die Höhe schwebte und sich wie von Geisterhand entrollte. Es war eine antike Karte der Kykladen, die im Osten hinter Kap Sounion lagen.
    Bennett beugte sich vor, um die schwebende Karte in Augenschein zu nehmen. Es stimmte zwar, dass die Klingen keine Magie einsetzen durften, es sei denn, man hatte sie ihnen geschenkt oder sie besaßen sie von jeher. Die Galanos gehörten allerdings nicht nur zu den vornehmsten Familien Athens, sie waren außerdem von Geburt an Hexen. Die Familienlegende besagte, dass die erste Athene Galanos vor Jahrhunderten ihre Familie mit ihrer ungeheuren Kraft vor den türkischen Besatzern beschützt hatte. Im Laufe der Jahrhunderte war die Stadt Athen moderner geworden und hatte von alten Bräuchen Abstand genommen; darüber war die alte Kraft der Galanos-Hexen so weit geschwunden, dass sie schließlich nur noch zu ein paar Zaubertricks für den Hausgebrauch imstande waren. Die derzeitige Athene verbrachte viel Zeit damit, zu erforschen, wie sie und ihre Nachfahren die Kraft von einst zurückerlangen könnten. Ein Blick in Athenes Bibliothek genügte, um ihr Engagement in dieser Sache erkennen zu lassen. Bennett bezweifelte, dass es irgendwo eine größere Sammlung von Zauberbüchern gab.
    Athene nutzte nun die Magie, mit der sie bereits zur Welt gekommen war, um eine kleine Insel auf der Karte aufleuchten zu lassen.
    »Das ist Delos, das Zentrum der Kykladen«, erklärte sie. »Die Inseln heißen so, weil sie wie ein Kreis um Delos herum angeordnet sind. Ein winziger Ort, gerade einmal drei Meilen lang und nur knapp eine Meile breit, aber es gibt kaum andere Stellen, denen eine so große mystische Macht oder Bedeutung zugesprochen wird. Nicht einmal Delphi kann da mithalten. Apollo und seine Zwillingsschwester Artemis wurden auf Delos geboren.«
    »Ursprung von Sonne und Mond. Was immer sich dort befindet, kann sehr mächtig sein. Vor allem in Verbindung mit der Urquelle.« Bennett kannte die Geschichten um Artemis und Apollo aus seiner Kindheit, als man ihm griechische Götter- und Heldensagen erzählt hatte. Damals hatte er sie einfach nur für Geschichten gehalten, nichts weiter, doch die Jahre im Dienst der Klingen hatten ihn gelehrt, dass in alten Mythen viel mehr Wahrheit steckte, als man gemeinhin glaubte. »Wer lebt heute dort?«
    »Niemand. Eine Zeit lang durfte auf der Insel weder Leben entstehen noch vergehen. Sie ist seit fast zweitausend Jahren verlassen. Früher befanden sich dort ein florierendes Handelszentrum und ein heiliger Pilgerort. Doch es
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