Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition)
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
anderen Verletzungen noch warten konnten.
    Sie zog ihre Unterhose, die Jeans und das Rehlederhemd an.
    Doc blieb auf dem Bett liegen und weinte leise.
    Vor der Tür bückte Janet sich und hob das Fleischermesser auf. Dann drehte sie den Knauf. Der Verriegelungsknopf sprang mit einem Klicken heraus, und sie öffnete die Tür.
    Ian saß auf der anderen Seite des Flurs auf dem Boden, hielt seinen linken Arm und blickte zu ihr auf. Er zog die Augenbrauen hoch.
    »Es ist vorbei«, sagte Janet.
    »Alles in Ordnung bei dir?«
    »Ich werd’s überleben. Und bei dir?«
    »Schon okay.« Er erhob sich schwerfällig und sah an Janet vorbei ins Schlafzimmer. »Was ist da drin passiert?«
    »Ich habe ihn richtig fertiggemacht.«
    Ian verzog das Gesicht. »Sieht so aus.«
    »Er wird keinen Ärger mehr machen«, sagte Janet. »Ich schlage vor, dass ich hierbleibe und ihn im Auge behalte, während du ein Telefon suchen gehst.«
    Ian drehte sich stirnrunzelnd zu ihr um.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
    »Nur ein paar Schnitte.«
    »Warum hast du mich nicht reingelassen?«
    »Ich hatte alles unter Kontrolle.«
    »Ich wollte dir helfen.«
    »Ich weiß.« Sie zuckte die Achseln. »Jedenfalls hat es geklappt.«
    »Ist wirklich alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Mir geht’s gut. Wirklich.«
    In seinen Augen glänzten plötzlich Tränen. »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht«, sagte er. Dann schlang er den unverletzten Arm um ihren Rücken und zog sie an sich.
    Sie legte den Kopf in den Nacken.
    Sein Gesicht senkte sich langsam herab, wurde immer größer, und Janet blickte ihm in die Augen, bis sie dachte, sie begänne zu schielen, wenn sie weiter hinsähe.
    Also schloss sie die Augen.
    Und dann spürte sie seine Lippen.

TEIL ZWEI
    AUGUST 2000

68   MALIBU, KALIFORNIEN
    Das Läuten der Türglocke weckte Lisa auf. Sie drehte sich auf den Rücken und schlug die Augen auf. Helles Sonnenlicht erleuchtete ihr Zimmer. Die Vorhänge über ihrem Kopf bauschten sich in der kühlen Morgenbrise. Sie hörte das Kreischen der Möwen, das leise Schwusch der Brandung.
    Es klingelte ein weiteres Mal.
    Lisa setzte sich auf und warf einen missbilligenden Blick auf den Wecker.
    8:17 Uhr.
    Wer würde so früh an einem Samstagmorgen klingeln?
    Keiner ihrer Freunde wusste überhaupt, dass sie hier war.
    Sie stieg aus dem Bett und schlüpfte in ihre Mokassins.
    Wer immer es ist, dachte sie, soll warten. Vielleicht dauert es ihm zu lange, und er verschwindet. Er, sie, was auch immer.
    Sie würde bestimmt nicht im Nachthemd die Tür öffnen.
    Es klingelte erneut.
    Aufdringlicher Mistkerl.
    Sie zog ihr Nachthemd aus, faltete es und stopfte es in eine Kommodenschublade. Dann nahm sie die verblichenen roten Shorts heraus und zog sie an. Im Wandschrank fand sie das Arbeitshemd, das sie gern trug, wenn sie im Strandhaus war.
    Er klingelte schon wieder.
    »Immer mit der Ruhe«, murmelte Lisa.
    Sie zog das Hemd an und knöpfte es zu. Auf dem Weg zur Tür krempelte sie die Ärmel hoch.
    »Augenblick noch«, rief sie.
    Sie öffnete die Eichenholztür. Durch das Gitter der dahinterliegenden Sicherheitstür sah sie einen Mann auf der Veranda stehen. Sein graues Haar war zu einem Zopf zurückgebunden; er trug eine dunkle Sonnenbrille und einen dichten Vollbart. Ein weißes Polohemd umspannte seine aufgepumpten Brustmuskeln und den flachen Bauch. An seinem Gürtel hing ein Beeper. Seine braune Hose wirkte nagelneu. Ebenso die weißen Segelschuhe an seinen Füßen.
    Der Typ muss aus dem Filmbusiness sein, dachte sie.
    »Was wünschen Sie?«, fragte sie.
    »Ich möchte zu Evan Collier«, sagte er. Seine Sprache klang verwaschen und träge, als funktionierte seine Zunge nicht so, wie sie sollte.
    »Tut mir leid, aber er ist heute Morgen nicht hier.«
    »Ah? Aber er wohnt doch hier, oder?«
    »Das ist sein Strandhaus, aber er ist nicht hier. Sind Sie mit ihm verabredet?«
    »Das dachte ich zumindest. Ich bin Wayne Kemper. Ich bin gekommen, um ihn für die Filmwoche zu interviewen.« Er schüttelte den Kopf. »Da muss es irgendein Missverständnis gegeben haben.«
    »Sieht so aus«, sagte Lisa.
    »Wissen Sie, wie ich ihn erreichen kann?«
    »Soweit ich weiß, ist er in dem anderen Haus.«
    »Oh Mann. Dann sollte ich vermutlich dahin kommen. Ich fürchte, ich habe nicht mal die Adresse.« Er warf einen Blick auf seine Uhr und schüttelte den Kopf. »Ich bin jetzt schon spät dran. Mist. Das gibt Ärger.«
    »Ich kann Dad anrufen«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher