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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03
Autoren: Walter Weil
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die Herrschaften oder kommen mit faulen Ausreden
daher."
    Dietrich zuckte die Achseln. "Sie
bilden sich wahrscheinlich ein, über den Dingen zu stehen."
    "Ganz recht, das ist ihre
Art. Aber mitunter trifft es sie doch, so wie es jetzt den Welfen
Otto von Braunschweig getroffen hat! Der Jude, sein Name ist übrigens
Feinel, klärte mich über die Zusammenhänge auf. Otto
ist der Widersacher unseres Königs Philipp, nicht wahr? Wißt
Ihr, daß er von dem englischen Herrscher Richard mit Geld
unterstützt wurde, damit er die Oberhand im Kampf um den
deutschen Königsthron gewänne?"
    "Ja, das ist mir einst von
Graf Max, Gott hab' ihn selig, erzählt worden. Otto soll ja seit
seiner Knabenzeit am Hofe von Richard Löwenherz aufgewachsen und
ein Günstling des englischen Königs gewesen sein."
    "Ja, mag sein. Das erklärt
dann auch, warum aus dieser Quelle das nötige Silber sprudelte,
das der Welfe für seine Machenschaften brauchte. Aber keines
Menschen Glück währet ewig, wie die Alten sagen. Die Quelle
ist versiegt. Richard kann Otto nicht mehr fördern, weil er bei
der Belagerung eines französischen Schlosses durch den Pfeil
eines Knechtes schmählich zu Tode kam. Unter seinem Bruder und
Nachfolger Johann Ohneland ist der Geldfluß für Otto nun
völlig ausgeblieben. Johann soll wegen seiner Streitigkeiten mit
dem französischen König selbst in finanzielle
Schwierigkeiten geraten sein. Diese Situation führte dazu, daß
es auch keinen Sold mehr für die Slawenkrieger gab. Und da sie
gegen die von Euch verteidigte Ortenburg vergeblich angerannt sind,
war offenbar das Maß voll. Scharenweise seien sie dem
Heerführer davongelaufen, berichtete der Jude. Es sei dem Polen
nichts anderes übrig geblieben, als mit den Resten seines Heeres
abzuziehen."
    "Dann ist also unser Land
wieder frei?"
    "Ja", lachte Egeno.
"Dank Euch und dem fehlenden Geld!"
    Dietrich schüttelte
nachdenklich den Kopf: "Was für Zustände doch
diejenigen hervorrufen, die sich gerne als 'die Großen'
bezeichnen lassen! Sie gehen wahrhaftig über zahllose Leichen,
um ihrem Machtwahn zu frönen. Welch ein absurdes Dasein - mit
Gold und Silber kaufen sie sich ihre Heere, die sich dann gegenseitig
für jene totschlagen lassen, die sich für die Herren der
Welt halten."
    "Und wem es an Geld mangelt,
der verliert", stimmte Egeno bei. "Die sogenannten Großen
sollte man vielleicht besser als die größten Narren
bezeichnen!"
    "Daß sie am Ende
nichts gewinnen, merken die meisten dieser Narren leider erst auf dem
Totenbett", setzte Dietrich sarkastisch hinzu.
    "Nun, sei's drum! Wenigstens
in unserem Krieg, den man uns ja aufgezwungen hat, waltete jetzt die
ausgleichende Gerechtigkeit!"
    Er wandte sich kurz nach den
anderen um und zog dann Dietrich noch ein Stück weit mit sich
fort. "Ich habe noch eine weitere Neuigkeit mit Euch zu
besprechen!"
    Nach ein paar Schritten blieb er
stehen und sah seinen Begleiter mit einem eigentümlichen Blick
an, als sei er unsicher, ob das, was er sagen wollte, gut aufgenommen
werde.
    "Noch eine fröhliche
Botschaft?" fragte Dietrich interessiert. Obwohl er noch ganz
unter dem Eindruck der eben vernommenen Nachricht stand, bemerkte er
verwundert, daß Egeno jetzt etwas aufgeregt schien und
hektische rote Flecken seine Backen zierten. Tatsächlich ließ
sich der andere ein paar Atemzüge lang Zeit, ehe er mit der
Sprache herausrückte.
    "Ida von Ortenburg und ich
haben beschlossen, zu heiraten!"
    Dietrich wußte einen
Augenblick nicht, was er sagen sollte. Sein erstes Gefühl war
ein Staunen, daß Egenos Enthüllung keinerlei Eifersucht
bei ihm auslöste. Sonderbar - ihm war die überraschende
Ankündigung eher eine frohe Botschaft. Sie vollzog wie mit einem
scharfen Schwerthieb unvermittelt seine Trennung von Ida.
    Im nächsten Augenblick wußte
er, daß er allen Grund hatte, dem anderen dafür dankbar zu
sein, obwohl dieser das niemals wissen durfte. Ihm wurde zumute, als
würden die Geschehnisse der Vergangenheit unter dem Gewicht
dieser Mitteilung im Nebel des Vergessens versinken. Gleichzeitig
wuchs eine verheißungsvolle Zukunft vor seinem inneren Auge
empor. Er hätte auf die Knie sinken und Gott danken mögen,
denn das war die Lösung seines Problems, an dem er noch immer
schwer getragen hatte, weil er keinen rechten Ausweg wußte.
Wenn Ida den Geroldsecker ehelichte, war er endlich seiner
zwielichtigen Rolle als heimlicher Liebhaber ledig, und auch seine
Mission als Kastellan der Ortenburg würde zu Ende sein. Er
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