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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03
Autoren: Walter Weil
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"Bitte,
steigt ab, wir wollen ein Stück weit gehen. Ich habe Euch
allerhand zu berichten!"
    Mit gemischten Gefühlen ließ
sich Dietrich aus dem Sattel gleiten. Gleichzeitig aber war er auch
neugierig, den Grund zu erfahren, der den anderen bewegte, ihn
aufzusuchen. Egeno faßte ihn am Arm und sagte leise: "Kommt,
wir wollen uns ein wenig die Füße vertreten. Nicht alles,
was ich Euch zu berichten habe, ist für jedermanns Ohr
bestimmt!"
    Als sie außer Hörweite
waren, stellte der Geroldsecker als erstes eine Frage, die Dietrich
seltsam dünkte, so daß sein Gesicht einen gespannten
Ausdruck annahm.
    "Darf ich annehmen, daß
Ihr im Begriff seid, die Ortenburg aufzusuchen?"
    "Ganz recht", nickte
Dietrich und streifte den anderen mit einem mißtrauischen
Blick. "Warum fragt Ihr - gibt es Schwierigkeiten?"
    "Schwierigkeiten? Nein, das
gerade nicht", sagte Egeno gedehnt, wobei es den Anschein hatte,
als müßte er sich das Lachen verbeißen. Er blieb
stehen und hielt Dietrich am Arm zurück, während sich ein
schalkhafter Ausdruck auf sein Gesicht stahl. "Wenn es jedoch
Eure Absicht gewesen sein sollte, in den kommenden Tagen mit der
Aufstellung eines neuen Heeres gegen die Slawen zu beginnen, dann
dürft Ihr Euch jetzt gleich in den Sattel schwingen und wieder
nach Hause reiten!"
    Dietrich sah den anderen
stirnrunzelnd an. "Verzeiht, aber es ist wohl nicht das rechte
Thema, um damit zu scherzen. Ist die Welt eingestürzt, während
es mich aufs Krankenlager warf, oder hat man einen anderen statt
meiner berufen? So redet doch und schleicht nicht wie die Katze um
den heißen Brei!"
    "Ihr habt recht", sagte
Egeno vergnügt, wobei seine Wangen sich angesichts der Ungeduld
Dietrichs vor Eifer röteten. "Es ist eine Untugend von mir,
meine Freunde manchmal auf die Folter zu spannen. Aber nun hört:
Ihr könnt wirklich wieder zurückkehren, denn es wird kein
Heer geben, das Ihr führen könntet. Es gibt nämlich
keinen Grund mehr dafür."
    Stumm und mit ungläubigem
Blick starrte Dietrich sein Gegenüber an. Egeno faßte ihn
an beiden Armen und sagte, jedes einzelne Wort betonend: "Ihr
werdet es kaum glauben - die Slawen sind abgezogen!"
    "Abgezogen...?"
wiederholte Dietrich erstaunt. "Alle?"
    "Ja, aus allen drei Lagern.
Um die Dinge voranzutreiben, während Ihr noch das Bett hüten
mußtet, habe ich Späher ausgesandt, um ein Bild über
die Lage beim Feind zu bekommen. Die Kundschafter fanden die Plätze,
wo die Slawen sich festgesetzt hatten, öde und verlassen.
Lediglich in der Marktsiedlung Offinburc griffen sie einen Juden auf.
Das war ein guter Fang, wie sich bald herausstellte. Der Mann spricht
fließend unsere Sprache. Er gab sich als enger Vertrauter des
feindlichen Heerführers aus, einem Polen übrigens, und er
hatte offensichtlich tiefen Einblick in dessen Pläne. Angeblich
hatte ihn der Pole aus dem Heer verbannt, weil er ihn für die
ständigen Rückschläge im Kampf um die Ortenburg
verantwortlich machte. In Wirklichkeit seien jedoch diese Mißerfolge
nicht der Grund für den Abzug gewesen."
    Egeno verstummte und betrachtete
mit wissendem Lächeln die verblüffte Miene seines
Begleiters. Hoch über ihnen schickte eine Lerche ihre jubelnden
Triller gen Himmel. Eine leichte Brise fächelte die Gesichter
der beiden Männer, denen die angenehm milde Sommerluft jedoch
nicht bewußt wurde, so sehr waren sie in ihr Gesprächsthema
vertieft.
    Es dauerte einige Augenblicke,
ehe Dietrich fragte: "Und welches ist der eigentliche Grund?"
    Egeno ließ den anderen los
und lachte spöttisch auf. "Geldmangel!"
    "Geldmangel!"
wiederholte Dietrich überrascht. "Wirklich? Sie haben sich
doch alles zusammengeraubt, was sie brauchten!"
    "Das mag schon sein. Aber es
war ein Söldnerheer, und solche Krieger werden unlustig, wenn
kein Sold mehr zu erwarten ist." Er schwieg einen Augenblick und
setzte dann hinzu: Auch die richtig große Beute, die ihnen für
diesen Kriegszug versprochen war, schien für sie nach ihren
vergeblichen Anstrengungen in weite Ferne gerückt. Aus der Sicht
unserer Ritterschaft war das Euer Verdienst."
    "Ich tat nur meine Pflicht",
entgegnete Dietrich etwas schroff, um zu verbergen, daß ihn das
Lob verlegen machte.
    "Ja, Ihr habt Eure Pflicht
getreulich erfüllt", pflichtete Egeno mit Nachdruck bei, um
dann in kritischem Ton fortzufahren: "Anders als jene Edlen, von
denen man nichts als wohlfeile Versprechungen und Schwüre hört.
Wenn es aber darum geht, ihren Verheißungen Gestalt zu geben,
dann schweigen
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