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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01
Autoren: Walter Weil
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friedlich
waren.
    Inzwischen war Titus
schnaufend oben angelangt. Dietrich sah, daß in der Sonne
golden glänzende Schweißtropfen den Hals seines Rosses
bedeckten, denn auf dem steilen Burgweg war diesem ordentlich warm
geworden. Sie gelangten auf den weiträumigen ebenen Platz, der
sich vor dem Burgeingang ausbreitete. Einige Schritte entfernt von
der Mauer stand eine noch blattlose Linde, unter der Graf Max
mitunter Gericht hielt.
    In einem scharfen
rechten Bogen gelangten Roß und Reiter zur Zugbrücke, die
jetzt heruntergelassen war und hinter der sich das aus behauenem
Sandstein errichtete Torhaus erhob. Im grellen Sonnenlicht flammte es
in düsterem Rot, so daß es Dietrich vorkam, als wäre
es in Blut getaucht. War das ein Omen? ging es ihm durch den Kopf.
    Vor der Brücke
hatten sich zwei mit Lanzen bewaffnete Wächter aufgebaut, die
aufmerksam den herankommenden Reiter beobachteten. Beide trugen
Lederbrünnen und als Kopfschutz glänzende graue
Eisenhauben. Als sie Dietrich erkannten, nahmen sie die gekreuzten
Lanzen zurück und gaben mit neugieriger Miene den Eingang frei.
    "Gott zum Gruß,
Herr Ritter", sagte der größere von ihnen mit
linkischer Beflissenheit. Der andere, ein dicker und etwas kurz
geratener Waffenknecht wollte offenbar seinem Kollegen nicht
nachstehen und versuchte zu zeigen, daß er im höfischen
Umgang mit Höhergestellten nicht unbewandert sei. Er wandte dem
Besucher sein feistes Gesicht zu, das in der herrschenden Hitze rot
geworden und mit Schweiß bedeckt war, und rief: "Warm ist
es heute, gelt?"
    Dietrich sah ihn
amüsiert an, während er vorbeiritt, und entgegnete: "Du
solltest den Schatten aufsuchen, Freund, bevor dir die Sonne das Fell
zu sehr gerbt."
    Als sein Roß
mit dumpf klingendem Hufschlag die Brücke überquerte, rief
ihm der Dicke hinterher: "Im Schatten ist es aber zu kühl
um diese Jahreszeit!"
    Dietrich wandte sich
nicht um und gab auch keine Antwort mehr. Er wußte, daß
er Distanz zu wahren hatte, denn mitunter wurde das Kriegsvolk frech,
wenn man sich allzu sehr mit ihm einließ. Als er noch Knappe
war, hatte ihn sein Lehnsherr gelehrt, welche Gefahren disziplinlose
Waffenknechte für eine Burg heraufbeschwören konnten.
    Durch das Tor und
die Torhalle gelangte Dietrich in den Zwinger. Dieser Bereich, zwischen Ringmauer und äußerer Mauer gelegen, bot bei
einem Angriff zusätzlichen Schutz. Der Zugang zur inneren
Burg befand sich im südlichen Teil der Ringmauer und war durch
ein weiteres schweres Tor gesichert.
    Als Dietrich das
offene Südtor durchquerte, mußte er beim Anblick des weiß
verputzten Palas die Augen zusammenkneifen, so sehr blendete ihn
dessen Vorderseite, die im Sonnenlicht gleißte wie eine
Schneewand. Die zum Hof gerichtete Front war im oberen Stockwerk von
mehreren Rundbogenfenstern durchbrochen, deren grüne
Butzenscheiben in der Sonne geheimnisvoll wie Smaragde funkelte n.
Im Gegensatz dazu glänzte das mit Schiefer gedeckte Dach des
zweigeschossigen Gebäudes im Sonnenlicht, als wäre es aus
kaltem Metall.
    Bei den Stallungen
schwang sich Dietrich leichtfüßig aus dem Sattel. Er
überließ das Pferd einem der in der Nähe arbeitenden
Roßknechte und legte ihm ans Herz, den Rappen abzusatteln, ihm
eine Decke überzuwerfen und ihn zu tränken, sobald er
abgekühlt sei.
    Nachdem er seinen
Titus in guter Obhut wußte, sah er sich um. Der Burghof lag
friedlich im Sonnenschein. Am Brunnen war eine Magd beschäftigt.
Links vom Tor erstreckten sich entlang der Ringmauer die
Wirtschaftsgebäude, die Stallungen und die Unterkünfte für
die Burgmannen. Es waren Fachwerkbauten aus Holz, Stroh und Lehm, die
wirkten, als wären sie an die Mauer geklebt. Gedeckt waren sie
mit Hohlziegeln, was bei einer Belagerung die Feuergefahr durch
Brandpfeile vermindern sollte.
    Ob die Dächer
wohl bald einer solchen Gefahr ausgesetzt sein würden? dachte
Dietrich unwillkürlich. Wie
schnell konnte so ein friedliches Bild sich in Chaos verwandeln!
Einen Moment lang starrte er nachdenklich vor sich hin. Die Sorgen,
die er auf dem Ritt verdrängt hatte, kehrten wieder.
    Das unwirsche
Quieken eines Schweines aus einem der Stallgebäude brachte ihn
in die Wirklichkeit zurück. Was haderte er denn? Lag nicht ein
idyllisches Bild vor seinen Augen: Einige Hühner hatten sich in
sandigen Mulden am Rande des Hofes niedergelassen und genossen
behaglich die Frühlingswärme. Am Ende der Bauten, nahe der
winzigen Burgkapelle, lagen mehrere brackenartige Hetzhunde
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