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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01
Autoren: Walter Weil
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einziger
blutiger Waffengang. Und mit einem Schlag herrschte Krieg!
    Es
kam nicht von ungefähr, daß sich Unwille bei Dietrich
breitmachte, wenn er sich seiner Pflichten gegenüber dem
Lehnsherrn erinnerte. Die Ursache dafür lag einige Zeit zurück.
Mit zehn Jahren war er bereits Vollwaise gewesen, und als einzigem
Nachkommen war das Lehen nach dem Tod seiner Eltern auf ihn
übergegangen. Graf Max von Ortenburg eröffnete ihm eines
Tages, ihn zum Ritter ausbilden zu lassen, denn er selbst war seit
Jahren Witwer und ohne Nachwuchs. Wie es schien, sah er in jener Zeit
in dem Jungen eine Art Sohn-Ersatz. Und obwohl der inzwischen
Zwölfjährige eigentlich schon zu alt war für eine
reguläre Ausbildung, sorgte der Graf wie ein Vater für ihn,
so daß seine Erziehung zum Ritter auf fruchtbaren Boden fiel.
Das ererbte Lehen Dietrichs ließ Max von Ortenburg in diesem
Zeitraum von einem seiner Dienstmannen verwalten.
    Die
Fürsorge des Grafen für Dietrich währte eine Reihe von
Jahren - bis eines Tages die junge Ida von Kastel in das Leben des
alternden Grafen trat. Er war dreiundvierzig Jahre alt, als er die
erst fünfzehnjährige Maid zur Frau nahm. Ein Jahr später
schenkte sie ihm einen Stammhalter, und von da an änderte sich
die Situation grundlegend für Dietrich.
    "Natürlich",
murmelte er vor sich hin. "Der Aufstieg des einen ist der
Abstieg des anderen..."
    Titus
spitzte die Ohren. Dietrich gewahrte es und tätschelte ihm den
Hals. "Ja, ja, mein Lieber, so ist das eben, wenn man keinen
Adelstitel in die Wiege gelegt bekommt!"
    Aber
sollte er deshalb sein Licht unter den Scheffel stellen? Ha, das wäre
ja noch schöner! Schließlich war ihm etwas gelungen, was
ihm so leicht keiner nachmachte: Trotz wesentlich kürzerer
Ausbildungszeit als üblich erreichte er sein Ziel, die
Schwertleite, mit einundzwanzig Jahren.
    Das
vage Gefühl vergangenen Triumphes schwand jedoch rasch. Denn die
Folgen, die seine Aufnahme in die Ritterschaft im Schlepptau hatte,
waren wenig vergnüglich.
    Er
hatte sich vorgestellt, nach der Schwertleite die Bewirtschaftung des
ererbten Grundbesitzes selbst in die Hand zu nehmen. Aber Graf Max
hatte anderes im Sinn. Er nahm ihn weiterhin in einer Weise in
Anspruch, als wäre er immer noch sein Knappe. Dahinter steckte
natürlich Ida, dessen war sich Dietrich sicher. Tage, wie heute,
an denen er sich seinen eigenen Angelegenheiten widmen konnte, waren
selten - und das war nun auch schon wieder vorbei!
    "Teufel
nochmal!" rief er verdutzt, als er aus seinen Gedanken
aufschrak, weil Titus stehen geblieben war. Das Roß, bar jeder
Führung, hatte am Wegrand zu grasen begonnen. Dietrich zog
erbost die Zügel an. "Wirst du wohl machen, daß du
weiterkommst, du Halunke! Wir befinden uns nicht auf einem
Spaziergang."
    Die
Antwort war ein unwilliges Schnauben des Rappen, das sein Reiter
jedoch geflissentlich überhörte. Statt dessen huschte der
Anflug eines verstehenden Lächelns über Dietrichs Gesicht.
Immerhin hatte die ungewollte Verzögerung seine melancholischen
Gedanken in den Hintergrund gedrängt. Er konzentrierte sich
nunmehr auf den Weg. Titus ging wieder friedlich im Schritt, aber in
einer etwas rascheren Gangart.
    Um
sich abzulenken, schaute Dietrich sich vom Sattel aus ein wenig um.
Die Landschaft lag still im Sonnenglast. Als er zum blaßblauen
Himmel emporblickte, sah er hoch oben einen Mäusebussard kreisen
und hörte seinen hellen Katzenschrei.
    Während
sie weiter der Burg zustrebten, warf Dietrich noch einmal einen Blick
zurück. Er sah, wie die Hörigen auch ohne seine Gegenwart
fleißig arbeiteten. Ihm war klar, daß er das seinem
Großknecht Bartholomäus zu verdanken hatte. Der erfahrene
Alte wußte viel von der Landwirtschaft. Deshalb respektierten
ihn Knechte und Mägde, als wäre er selbst der Herr. Bei
diesem Gedanken überzog ein leises Lächeln Dietrichs
Gesicht, schließlich war Bartl im Grunde ein bescheidener
Mensch, stets ohne Murren bemüht, die ihm auferlegten Pflichten
zu erfüllen.
    All
das stimmte den jungen Ritter nun ein wenig zuversichtlicher.
Zugegeben, das Lehen warf nicht sehr viel ab. Aber wenigstens
vermochte er soviel zu erwirtschaften, daß er nicht, wie
manch anderer seines Standes, selbst die Mistgabel in die Hand nehmen
mußte.
    'Eigentlich
könnte ich jetzt zufrieden sein', dachte er, schon fast
vergnügt, und richtete den Blick wieder nach vorne. Friedlich
lag der staubtrockene Weg vor ihm, auf dem ein paar Feldspatzen
herumhüpften. Erst als das
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