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Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Titel: Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung
Autoren: Werner Kraus Hans von Storch
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Ethnologe einen Vortrag über „Der Klimawissenschaftler als Prophet“, während derKlimaforscher mit anderen Kollegen den Brückner-Preis ins Leben rief, in Erinnerung an den großen Klimaforscher Eduard Brückner, der sich bereits Anfang des 20. Jahrhunderts mit Szenarien über die Auswirkungen eines möglichen Klimawandels auf die Gesellschaft beschäftigt hatte. Diese Klimakonferenz zu Beginn des neuen Jahrtausends zeigte bereits Anzeichen davon, dass eine rein statistische Berechnung des Klimawandels das Phänomen zwar identifizieren, seiner Komplexität aber nicht gerecht werden konnte. Noch im vollen Aufstieg der öffentlichen Aufmerksamkeit begriffen, zeigten sich bereits erste Risse in der nach außen hin noch glatten Fassade der Klimawissenschaften.
    „Der Klimawissenschaftler als Prophet“ war ein Titel, der bereits damals, noch vor der „unbequemen Wahrheit“, die Al Gore einige Jahre später verkündete, in der Luft lag. Der menschengemachte Klimawandel kam als eine Katastrophe an die Öffentlichkeit – legendär der Spiegel -Titel von 1986, der den Kölner Dom unter Wasser zeigte. Später kamen weitere Aussagen von Klimawissenschaftlern hinzu, die von den Medien nach allfälliger Zuspitzung und Übertreibung bereitwillig aufgenommen wurden: Wir würden in unseren Breitengraden nie wieder weiße Weihnachten haben, am Horizont zeichneten sich bereits Klimakriege und Migrationsströme ab. So mancher Klimawissenschaftler wurde von seiner eigenen Rhetorik fortgetragen und verlor sich in den apokalyptischen Szenarien aus dem Repertoire der damaligen Umweltbewegung. Wiewohl manche dieser Szenarien durchaus einen wissenschaftlichen Kern hatten, war die Erzählung doch völlig überlagert von Dramatisierung und voreiligen Wahrheitsansprüchen.
    Unsere Kritik an Wissenschaft und Wissenschaftlern wurde im Jahr 2001 keinesfalls gerne gehört. Vielmehr wurde im Zweifelsfall den Medien die Schuld und den Sozialwissenschaftlern die Aufgabe zugewiesen, die von der Klimaforschung erbrachten objektiven Ergebnisse pädagogisch und didaktisch für das „Volk“ aufzubereiten. Es herrschteeine erstaunlich geringe Selbstreflexion gegenüber dem eigenen medialen Sendungsbewusstsein – mancher Klimaforscher war regelmäßiger Interviewpartner und Talkshowgast –, dafür aber ein umso größeres Selbstbewusstsein, dass man die Wahrheit über den Klimawandel kenne und daher Politik und Gesellschaft eigentlich nur den Einsichten der Wissenschaft folgen müssten.
    Ohne sich dessen immer bewusst zu sein, hatten Klimaforscher die Rolle von Propheten eingenommen: Sie sagten den baldigen Untergang voraus, wenn die Gesellschaft sich nicht bald grundlegend ändern, Emissionen reduzieren und nachhaltiger mit der Umwelt umgehen würde. Das Problem war nicht allein die Botschaft, sondern dass sie mit dieser Mittlerrolle zwischen Natur und Gesellschaft oft komplett überfordert waren.
    Die Wissenschaft lieferte das Rohmaterial für eine große Klimaerzählung, die unsere Wahrnehmung und mediale Darstellung des Klimawandels heute immer noch weitgehend bestimmt. Sie löste die Schreckensszenarien des Kalten Krieges und die Angst vor dem Atom ab und überführte sie in das 21. Jahrhundert. Eine Erzählung, die von den Klimaforschern mit in die Welt gesetzt wurde und die ihnen immer wieder außer Kontrolle gerät.
Klima und Gesellschaft
    Die Beschäftigung mit den Folgen des Klimas für die Gesellschaft ist der Klimaforschung keinesfalls fremd (siehe Kapitel 7). Bereits zu Beginn des vorletzten Jahrhunderts interessierte sich der Klimaforscher Eduard Brückner für die gesellschaftlichen Folgen von Klimaschwankungen und entwickelte Szenarien, mit denen er auch manchmal spektakulär danebenlag. Zum Beispiel machte die Entwicklung der Eisenbahn, die er nicht voraussehen konnte, manche seiner Voraussagen über wirtschaftliche und politische Wirkungen vonKlimaschwankungen obsolet. Gleichzeitig sind solche nicht vorhersehbaren Parameter eine Warnung, dass auch heutige Szenarien, wie z. B. die des Weltklimarates IPCC, in vielleicht nicht allzu ferner Zeit schon belächelt werden könnten. Brückners Verdienst bestand jedenfalls darin, Klima als gesellschaftliches Problem wahrzunehmen und als Wissenschaftler zu thematisieren.
    Der Brückner-Preis wurde zum ersten Mal auf jener oben erwähnten Hamburger Klimakonferenz verliehen. Der Preisträger war Christian Pfister, ein Schweizer Umwelthistoriker, der in den jahrhundertealten Archiven
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