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Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)

Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)

Titel: Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)
Autoren: Helmut Krausser
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Elvira und Tonio nach Bagni di Lucca, um ein erneutes Zusammenleben, allerdings in getrennten Hotelzimmern, auszuprobieren. Elvira beträgt sich einigermaßen vernünftig, zeigt Reue, und die Eheleute beschließen das Wagnis, gemeinsam nach Torre zurückzukehren. Dolfino hat das Dorf inzwischen verlassen, stellt keine unmittelbare Bedrohung dar.
    Unheimlich, wie schnell sich das Leben normalisiert. Auch die Dorfbewohner wollen scheinbar nichts anderes, als das letzte Jahr komplett aus der Erinnerung zu löschen. Elvira wird zwar nicht eben herzlich empfangen, es findet aber auch kein Vergeltungsakt statt, wie befürchtet. Eine Weile lang zieht sie es vor, die Villa nicht zu verlassen, bis feststeht, daß ihr Rang als Madama Puccin i der einer unantastbaren Regentin gleichkommt.
    GP an Sybil, 26. Juli 1909 aus Bagni di Lucca:
    Nun sind wir drei wieder beisammen, und es scheint, daß das Leben nicht mehr ganz so unerträglich ist. Es kommt mir vor, als habe sich Elvira sehr verändert, weil die Trennung doch sehr hart für sie war – und so hoffe ich, ein wenig Frieden zu haben, um mit meiner Arbeit fortfahren zu können.
    Das Girl wird endlich, nach einem Jahr Zwangspause, fertiggestellt. Die Akte zwei und drei bieten an melodischem Einfall wenig Neues, behelfen sich mit einer Art Leitmotivtechnik aus Themen des ersten Akts. Der überwältigend deutliche Fortschritt in Puccinis Instrumentationskunst jedoch kaschiert jeden Mangel an Inspiration. Rein handwerklich gehört die Oper, ein deutlicher und bewußter Bruch mit dem Belcanto-Erbe hin zum rezitativischen Stil eines Richard Strauss, mit zum Besten, was Puccini geschaffen hat.
    Als Fanciulla del West wird sie am 10. Dezember 1910 in New York uraufgeführt und erringt, mit Caruso in der Hauptrolle, einen glänzenden Erfolg. Danach steht sie, aufgrund des von Sybil früh schon monierten, trotz aller mühevollen Stoffsuche so aberwitzig abseitigen Librettos lange im Schatten seiner anderen Werke und wird erst in jüngster Zeit zaghaft wiederentdeckt.
    Puccini fährt mit dem Dampfer George Washington zur Premiere, begleitet von Tonio (der es inzwischen aufgegeben hat, einen Beruf zu erlernen) und Tito Ricordi, mit dem er sich während der Endproben wegen dessen rüpelhaft-arroganten Benehmens endgültig überwirft.
    Elvira ist zu Hause geblieben. Dabei wäre sie gerne mitgekommen, aber die Doria-Tragödie wirft noch ihre Schatten über die Ehe, die zu dieser Zeit erst langsam beginnt, wieder etwas mehr als ein Zweckbündnis zu sein.
    Elvira an GP , 30. November 1910
    Die Tatsache, daß Du mich nicht hast mitfahren lassen, und die Art, wie Du es mir verboten hast, haben mir zutiefst mißfallen. Ich vergesse das nicht, merk Dir das. Du hast mich der großen Befriedigung beraubt, an Deinem Triumph teilzunehmen.
    Du fragst, was ich tue. Was soll ich schon tun? Ich langweile mich und bin immer allein. Dann gehe ich aus, einfach, um der Einsamkeit und der Traurigkeit zu entrinnen. Ich werde sehr rasch müde, wenn ich zu Fuß gehe, darum nehme ich einen Wagen und erledige meine Einkäufe, und so vergehen die Tage … Das einzige, was mich tröstet, ist der Gedanke, daß wenigstens Du ohne mich glücklich bist – ich hoffe, daß alles so klappt, wie Du es wünschst, daß Du großen Erfolg hast und daß kein Schatten, nicht der geringste, Deinen Frieden stört. Du bist nun ein großer Mann, und verglichen mit Dir bin ich nichts weiter als eine Pygmäe. Sei also glücklich und vergib, wenn ich Dich mit meinen Klagen gelangweilt habe.
    Er antwortet am 7. Dezember 1910 :
    (…) Bei den Proben klappt alles. (…) Ich kann die Stunde nicht erwarten, wo ich meinen kleinen Quälgeist von Frau wiedersehe (Ich bin auch einer, sei also nicht beleidigt).
    Am 28. Dezember 1910 fährt Puccini auf der Lusitania zurück nach Europa, das er von da an nie mehr verlassen wird. Vom Schiff aus telegrafiert er an seine Lieblingsnichte Albina, die bisherigen vier Aufführungen der Fanciulla hätten 340.000 Lire in die Kasse gespült.

11
    Giacomos Lieblingsschwester Ramelde stirbt 1912 mit nur 52 Jahren an Krebs. Im selben Jahr stirbt auch Giulio Ricordi. Tito wird sein Nachfolger, aber 1917 wegen erwiesener Unfähigkeit von den Aktionären aus dem Amt gedrängt. Giacomo, der zuvor mit La Rondine fremdgegangen ist, zu Sonzogno, kehrt danach zum Verlagshaus Ricordi zurück.
    Ins Jahr 1912 fällt auch GP s Versöhnung mit seiner Stieftochter Fosca, die fortan zum Vater wieder eine herzliche
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