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Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)

Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)

Titel: Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)
Autoren: Helmut Krausser
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Beziehung pflegt. Ohne daß sich Fosca explizit entschuldigt hätte, zeigt sich GP bereit, unter allem einen Schlußstrich zu ziehen. Foscas Ehe mit Salvatore Leonardi, das kommt GP zupaß, ist nur noch eine Farce, besteht allein auf dem Papier weiter, Foscas drittes Kind, der Sohn Antonio, wird von Salvatore dennoch anerkannt.
    Giulia Manfredi wird von Elvira bald stillschweigend geduldet, Elvira weiß, daß sie sich etwas ähnliches wie den Fall Doria nie mehr wird leisten können. Wenigstens nicht vor Ort in Torre del Lago. Giulia hat bereits mehrere Abtreibungen hinter sich, als der Arzt ihr eine weitere unter Hinweis auf Lebensgefahr verweigert. 1923 bekommt sie einen Sohn, Antonio. Über den Kindsvater schweigt sie sich ein Leben lang aus, doch jener Antonio (gest. 1988) und sogar noch dessen Kinder und Enkel ähneln Puccini wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Alfredo Caselli, Elviras Freund und Giacomos Intimus aus Lucca, wird im August 1921 unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden, in einem riesigen Zelt am Straßenrand, dessen Interieur es an keinerlei Luxus fehlt. Eine Todesursache wird nicht genannt, Selbstmord ist sehr wahrscheinlich. Caselli, früher ein exaltierter Weltenbummler und – im besten Sinne – leidenschaftlicher Dilettant in allen denkbaren Kunstgattungen, litt immer öfter unter schweren Depressionen und manischen Zuständen.
    Selbstmord begeht auch ein anderer Intimus aus Lucca, Guido Vandini, am 31. Juli 1925. Ohne wenigstens die Uraufführung der Turandot abzuwarten.
    Lina Cavalieri, Puccinis New Yorker Kurzzeitaffäre und 1907 angeblich schönste Frau der Welt , kommt 1944 bei einem alliierten Bombenangriff ums Leben, in ihrem Haus in einem Vorort von Florenz.
    Tonio dient im Ersten Weltkrieg als Freiwilliger an der Front, als Sanitäter im Motorradcorps.
    1918 scheitert er bei einem Selbstmordversuch durch eine Überdosis Laudanum. Er geht kaum je einer geregelten Arbeit nach, genießt das Vermögen seines Vaters, dem er in dessen letzten Lebensjahren als eine Art Sekretär dient, und stürzt sich bald in etliche unglückliche Affären mit Frauen. 1933 heiratet er Rita dell Anna. 1946, mit nur neunundfünfzig Jahren, stirbt er wie sein Vater an Krebs. Daß er als Konstrukteur am Erscheinungsbild des legendären Motorrollers Vespa mitgearbeitet haben soll, wie gelegentlich kolportiert wird, gehört ins Reich der Legenden.
    Sein bester Freund, das Faktotum der Villa, Giulio Giovannoni, genannt Nicché, gerät 1917 in deutsche Gefangenschaft. GP nutzt seine politischen Verbindungen, um ihn freizubekommen. Aus purer Dankbarkeit heraus schläft Giulios Frau mit Giacomo, bekommt daraufhin einen Sohn, Claudio, der indes zu bescheiden ist, um jemals Ansprüche auf das Erbe Puccinis zu erheben. Die Möglichkeit einer DNA -Analyse existiert zudem noch nicht.
    Gabriele D’Annunzio lebt seit 1910 vorrangig in Paris. Nach der Eroberung Libyens durch Italien, 1911, widmet er sich der nationalistischen Dichtung und veröffentlicht die » Laudi del Cielo, del Mare, della Terra e degli Eroi « – Lobpreisungen des Himmels, des Meeres, der Erde und der Helden.
    1915 kehrt er nach Italien zurück, um den Eintritt des Landes in den Weltkrieg zu fordern und zu fördern. Als Redner begeistert er in Rom die Massen. Er tritt freiwillig als Unterleutnant in die Armee ein, bekommt kurz darauf ein Sonderkommando zugeteilt. Für seine zahlreichen Einsätze erhält D’Annunzio mehrere Orden und Auszeichnungen. Berühmt wird er als Kampfflieger mit seinem Flug über Wien, wo er Propagandaschriften abwirft. Bei einem Luftgefecht verliert er sein rechtes Auge. D’Annunzio wird mit zahlreichen Schriften (u. a. »Der Geruch des Blutes«) zu einem Wortführer der Opposition, die den Versailler Vertrag als »verstümmelten Sieg« Italiens ablehnt. Als Anführer einer Freischärlergruppe besetzt er im September 1919 die dalmatinische Hafenstadt Fiume (heute: Rijeka), um sie für Italien zu annektieren. Die italienische Regierung wagt es nicht, gegen den populären Dichter-Krieger vorzugehen. Über ein Jahr lang behauptet er sich als Kommandant der Stadt. Nach der Anerkennung der Unabhängigkeit Fiumes durch Jugoslawien 1921 wird er von der italienischen Armee aus der Stadt vertrieben und läßt sich in seiner Villa »Vittoriale« in Gardone Riviera nieder. Zusammen mit Mussolini agitiert er für eine Machtergreifung der Faschisten. Am »Marsch auf Rom« und an der Machtübergabe an Mussolini bleibt er jedoch
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