Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die kleinen Freuden des Lebens

Die kleinen Freuden des Lebens

Titel: Die kleinen Freuden des Lebens
Autoren: Stefan Maiwald
Vom Netzwerk:
Lärm vorhanden und auch mehr Euphorie. Eine neue Wohnung bietet einen Kosmos der Möglichkeiten, gar eine
     kleine Wiedergeburt. Die Neulinge lassen Kisten fallen, um die Alteingesessenen zu begrüßen, welche einen wohlwollend kritischen Blick aufs Mobiliar werfen, das sich im Hauseingang
     stapelt.
    Und schließlich ist die Einzugsfeier am Schwarzen Brett angeschlagen, zu der alle Nachbarn zumindest pro forma eingeladen
     sind. Der Satz »Für eventuell auftretenden Lärm bitten wir im Voraus um Verständnis« ist in Deutschland obligatorisch.
    Perfekt. Besser kann es gar nicht kommen. Eine Party bei einem neuen Nachbarn ist die stressfreieste Variante sozialer Interaktion.
     Während man bei einer Party bei Freunden, Bekannten oder gar Geschäftspartnern irgendwie in der Pflicht steht, zum Gelingen
     beizutragen, kann man sich hier zurücklehnen und den Abend kommen lassen. Die Verantwortung liegt ganz beim Gastgeber. Für
     den Gast ist es Kino: Er kann möglichst viele Chips und Schnittchen in sich hineinstopfen und beobachten, wie die neuen Nachbarn
     verzweifelt versuchen, sich all die Namen einzuprägen, jeden mit Getränken zu versorgen und in drei Gesprächsrunden gleichzeitig
     zu erklären, was sie denn so machen (und wer ahnt denn schon, was ein Key Account Manager für spannende Dinge erlebt!). Natürlich
     ist man kein Unmensch. Man nimmt den neuen Nachbarn bei der Hand, hört interessiert zu, wie er von seinen Problemen mit den
     Handwerkern berichtet, und warnt ihn vor der verrückten alten Schachtel im vierten Stock, die gern mal nachts mit der Polizei
     droht. Man ist eben doch ein soziales Wesen. Und dieses Gefühl von nahezu ehrlich gemeintem Altruismus lässt einen ein klein
     wenig beschwingter treppab nach Hause gleiten.

Das erste Getränk im Freien
    D as Kapitel müsste korrekterweise heißen »Das erste Bier im Freien«, doch es gibt ja schon das Pils-Kapitel, und der Autor
     möchte keinen falschen Eindruck über seine Trinkgewohnheiten erwecken. Aber wir reden hier natürlich über Bier, denn alles
     andere ist entweder kein primäres Getränk für den Genuss unter freiem Himmel (Wein) oder kein Getränk (Wasser).
    Meine Freunde und ich nennen das erste Bier des Jahres in der Sonne »Draußenbier«, und kaum ist im März oderApril ein schönes
     Wochenende in Sicht, dann hocken wir uns vor eine Gaststätte, bestellen drei Helle oder Weißbiere (im Freien weiche ich von
     meiner Bitte-nur-Pils-Regel gern ab) und stoßen an aufs erste Draußenbier, und so wie andere den Karneval, Ostern oder ähnlich
     verschiebbare Feste feiern, ist für uns dieses Datum der tatsächliche Beginn des Frühjahrs, ja des Jahres selbst.
    In München kann man es sich auch einfacher machen, denn dort gibt es den schönen Biergarten »Seehaus am Englischen Garten«,
     den nur Angeber meiden, weil er ihnen »zu touristisch« ist (dieselben Angeber sagen auch Dinge wie »samstags gehe ich nie
     aus, da ist es doch viel zu voll mit Landeiern«). Er liegt direkt an dem zu dieserJahreszeit meist noch zugefrorenen künstlichen See. Im Sommer ist der See von Tret- und Ruderbooten bevölkert. Im Winter wird
     er zu einem Treff der Kinder, Eisstockschützen und Schlittschuhläufer. Der Biergarten macht an schönen Winterwochenenden auf
     und schenkt Glühwein und, ja, auch Bier aus. So kann man das erste Draußenbier schon im Januar genießen, aber wir haben uns
     darauf geeinigt, dass das nicht zählt.

Mittagspause im Stadtpark
    W as deswegen ein Glücksmoment ist, weil es bedeutet, dass das Büro nicht in einem Industriegebiet fünfzehn Kilometer außerhalb
     jedes Wohngebietes liegt.

Sich auf den Winter freuen
    I ch weiß nicht, zu welcher Jahreszeit Sie dieses Buch lesen, aber es ist Zeit, eine Lanze zu brechen für eine verpönte Jahreszeit.
     Wenn es, während Sie diese Zeilen goutieren, zwischen April und November ist, dann kann ich Sie nur beglückwünschen. Freuen
     Sie sich auf den baldigen Winter! Und wenn Sie das Buch punktgenau zum Erscheinungstermin im Winter lesen – umso besser! Ich
     weiß, der Winter hat es nicht leicht in dieser schneefeindlichen Zeit. Der Winter ist unpraktisch, deswegen ist er heutzutage
     nicht wohlgelitten. Er verlangsamt den morgendlichen Weg zur Arbeit, er sorgt für Staus und Oberschenkelhalsbrüche, er lähmt
     per Grippewelle die Aktivität der Volkswirtschaft, sorgt für atemberaubend steigenden Energieverbrauch und fallende Börsenkurse.
    Dennoch: Der Gedanke an den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher