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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)
Autoren: Michael Tsokos
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fragt Heustetter. Er wirkt noch immer nicht beunruhigt, allerdings zunehmend genervt. »Was glauben Sie, was ich da draußen im Huxleys alles verpasse, nur weil Sie mir hier komische Fragen stellen!«
    »Noch eine komische Frage, dann können Sie meinetwegen gehen«, gibt Wittig zurück. »Wann und wo haben Sie Herrn Feldgärtner zuletzt gesehen?«
    Heufelder runzelt die Stirn. »Keine Ahnung«, sagt er schließlich. »Vor zwei Jahren vielleicht, in London. Aber wofür wollen Sie das alles wissen? Wenn Sie mit ihm reden wollen, brauchen Sie nur heute Abend um acht ins Huxleys zu kommen – da bin ich mit ihm verabredet!«
    Die beiden Kriminalbeamten machen große Augen.
    »Dann haben wir eine schlechte Nachricht für Sie«, sagt Beate Lückertz. »Sie können sich nicht mehr mit ihm treffen. Es tut mir leid, er ist tot. Und im Moment sieht alles danach aus, dass Ihr Kollege Leon Feldgärtner ermordet worden ist.«

    Noch am selben Tag wendet sich die Kriminalpolizei mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit. Der Tote hat nun immerhin ein Gesicht und einen Namen. Doch weiterhin sind die Umstände seiner Ermordung rätselhaft. Und noch immer sind die Leichenteile bis auf den Torso verschwunden.
    »Wer hat diesen Mann in letzter Zeit gesehen?«, werden die Berliner auf Plakaten, in Zeitungen und lokalen Fernsehsendern gefragt. Dazu ist das Porträt des Verstorbenen abgebildet, das die Kriminalbeamten von den österreichischen Behörden erhalten haben. Feldgärtner ist Mitte zwanzig, hat dunkle Haare und trägt einen Vollbart.
    Die Öffentlichkeitsfahndung erweist sich als Erfolg: Mehrere Kollegen, Kunden und Bekannte von Feldgärtner melden sich aufgrund des Aufrufs bei der Mordkommission.
    Hauptkommissar Wittig und sein Team befragen sie und erfahren, dass der Österreicher als »Gasttätowierer« in zwei angesagten Tattoo-Studios in Berlin-Mitte gearbeitet hat: dem Bodensatz und dem Nadel-Paradies. Die Zeugen beschreiben Feldgärtner als ruhigen und freundlichen Zeitgenossen. »Ein bisschen abgedreht war er schon«, fügt einer von ihnen hinzu. Leon Feldgärtner sei praktisch bei jedem Wetter mit kurzen Hosen und weißen Kniestrümpfen herumgelaufen. Aber er sei vollkommen friedfertig gewesen, darin sind sich alle Zeugen einig. Weder mit der Rocker-Szene noch gar mit dem Neonazi-Milieu hatte er jemals engeren Kontakt.
    Niemand kann sich erklären, wie er Opfer einer derart brutalen Gewalttat werden konnte.

    Am nächsten Tag, einem Sonntag, durchkämmen Einsatzkräfte der Polizei erneut das Spreeufer in der Umgebung des Torso-Fundortes. Mit Mantrailern suchen sie jeden Quadratzentimeter ab. Diese speziell ausgebildeten Spürhunde können selbst geringste Geruchsspuren aufnehmen – und tatsächlich schlägt einer von ihnen nach mehrstündiger Suche an. Im Ufergestrüpp gut einen Kilometer flussabwärts haben sich zwei Plastiksäcke verfangen. Kriminalisten vom KTU-Team öffnen sie an Ort und Stelle. Der erste Plastiksack enthält die über den Knien abgesägten Unterschenkel eines Mannes; der zweite die oberhalb der Schultergelenke abgetrennten Arme.
    Kriminalhauptkommissar Wittig und seine Kollegin Lückertz werden telefonisch informiert und fahren eilends zum Fundort.
    »Tätowierungen im gleichen Stil wie bei dem Torso«, sagt die Oberkommissarin. »Hundertprozentige Gewissheit wird uns erst die Obduktion verschaffen. Aber wir können wohl davon ausgehen, dass es sich um Körperteile von Leon Feldgärtner handelt.«
    Hauptkommissar Wittig stimmt ihr zu. »Jetzt müssen die Einsatztaucher ran«, entscheidet er. »Die sollen den Fluss im Bereich zwischen unseren beiden Fundorten absuchen.«
    Noch fehlen der untere Teil des Rumpfs, die Oberschenkel und vor allem der Kopf des Toten. Doch bereits nach zwei Stunden machen die Polizeitaucher eine weitere verheißungsvolle Entdeckung: Sie finden einen Koffer, der halb in den Grundschlamm eingesunken ist. Er wird ans Ufer gehievt, und Hauptkommissar Wittig nickt seiner Kollegin zu. Der Koffer ist vom gleichen Typ wie das Gepäckstück, in dem vor mittlerweile drei Tagen der Torso gefunden worden ist.
    Inzwischen ist auch mein Kollege Dr. Lilienthal, von den Ermittlern alarmiert, am Fundort eingetroffen. In seiner Gegenwart wird der Rollkoffer geöffnet. Er enthält den unteren Teil des Rumpfs von Leon Feldgärtner einschließlich der Oberschenkel, die wiederum stark tätowiert sind. Der Unterkörper ist mit einer dunkelblauen Unterhose bekleidet.
    Hauptkommissar Wittig
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