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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)
Autoren: Michael Tsokos
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Nachmittag seine Fragen stellt, antwortet mit breitem österreichischem Akzent.
    »Ja, freilich kenne ich den«, sagt er und deutet auf das Foto, das die drei geflügelten Totenköpfe von der linken Seite des Torsos zeigt. »Der Heustetter Hubert – ganz unverkennbar!«
    Er selbst heißt Toni Gassner und ist nach eigenen Angaben ein »hoffnungsvoller Nachwuchs-Tätowierer aus der Steiermark«.
    »Sie kennen also den Mann«, hakt Mogurski nach, »der diese Tätowierung auf dem Körper trägt?«
    Der junge Österreicher schüttelt lachend den Kopf. »Na geh«, sagt er, »der Heustetter Hubert hat sicher schon ein paar tausend Leuten seine Kunstwerke in die Haut gestochen. Aber schauen Sie, da – das ist seine Signatur.« Er tippt auf ein winziges Geschnörkel unter einem der Totenköpfe. »Das ineinander verschlungene Doppel-H – das steht für Heustetter Hubert. Die Unterschrift des Künstlers.«
    Er krempelt sein rechtes Hosenbein hoch und entblößt seine Wade. »Auf mir hat er sich auch verewigt«, erklärt Toni Gassner. »Die Meerjungfrau ist von ihm, schauen Sie sich’s nur an. Am Ende von ihrem Fischschwanz finden Sie wieder das ineinander verschlungene Doppel-H.«
    Sascha Mogurski bleibt nichts anderes übrig, als sich hinter dem jungen Mann auf den staubigen Boden zu knien. Er begutachtet die Meerjungfrau aus nächster Nähe und entdeckt tatsächlich dieselbe Signatur wie bei den geflügelten Totenköpfen auf dem Torso.
    »Warum interessiert sich die Polizei eigentlich für seine Tattoos?«, fragt Toni Gassner schließlich. »Ihr seid doch nicht etwa hinter dem Heustetter her?«
    »Wir wollen nur mit ihm reden«, antwortet der Polizeikommissar. »Haben Sie ihn hier im Huxleys gesehen?«
    Der »hoffnungsvolle Nachwuchs-Tätowierer« wird plötzlich sehr wortkarg. Er zuckt mit den Schultern und murmelt etwas Unverständliches. Aber Mogurski hat auch so schon verstanden: Hubert Heustetter ist allem Anschein nach hier auf dem Festival-Gelände.
    Der Polizeikommissar greift zu seinem Handy und informiert den Einsatzleiter. Fünf Minuten später haben alle am Einsatz beteiligten Ermittler ein Foto von Hubert Heustetter auf dem Display ihres Smartphones. Weitere zehn Minuten darauf haben sie den Nadelkünstler in einem Showzelt aufgespürt. Auf der Bühne wird gerade ein neuer Tattoo-Style aus Miami vorgeführt, und der Wiener Nadelkünstler schaut der Darbietung aufmerksam zu.
    Als ihm zwei Ermittler diskret ihre Ausweise zeigen und ihn bitten, sie nach draußen zu begleiten, wirkt Hubert Heustetter keineswegs erschrocken. Allenfalls scheint er enttäuscht, weil er nicht weiter verfolgen kann, wie der Rücken der jungen Frau mit leuchtend bunten Flammenschweif-Motiven bedeckt wird.
    Aber schließlich hat Hubert Heustetter auch keinen Grund zum Erschrecken. Er soll lediglich als Zeuge vernommen werden, um nach Möglichkeit die Identität des Toten zu klären. Allerdings ist schon manch ein Zeuge während der Vernehmung zum Tatverdächtigen geworden, weil er sich bei seiner Aussage in Widersprüche verwickelt hat.

    »Haben Sie diese Totenkopf-Tattoos gestochen?«, fragt Dominic Wittig gut eine Stunde später. »Und können Sie uns sagen, wer der Mann ist?«
    Hubert Heustetter sitzt dem Kriminalhauptkommissar in dessen Dienstzimmer gegenüber. Hingebungsvoll betrachtet er die Fotos mit den vergrößerten Totenkopf-Tattoos. Heustetter ist Mitte zwanzig, mittelgroß und hat mittelbraune Haare. Eigentlich ist er eine ganz unauffällige Erscheinung, sagt sich Wittig – abgesehen von den Tattoos, die beinahe jeden Quadratzentimeter seiner sichtbaren Haut bedecken. Schlangen, Zombies, Geisterschiffe, Totenköpfe.
    »Ganz klar, die Tattoos sind von mir«, antwortet er. »Und logisch kenne ich den Mann – er heißt Leon Feldgärtner. Ich habe ihm links und rechts jeweils drei solcher Totenköpfe gestochen, an der Seite über dem Gürtel.« Er deutet bei sich selbst auf die entsprechenden Stellen. »Leon und ich sind Kollegen«, fährt er fort. »Bis vor drei Jahren waren wir in Wien im selben Studio.«
    Hauptkommissar Wittig wechselt einen Blick mit Beate Lückertz. Die Oberkommissarin sitzt an der Stirnseite des Tischs und gibt den Namen Leon Feldgärtner in ihren Laptop ein. Kurz darauf zuckt sie mit den Schultern: Fehlanzeige – eine Person dieses Namens ist bei der Polizei weder vermisst gemeldet noch zur Fahndung ausgeschrieben.
    »Wollen Sie mir nicht endlich mal erklären, worum es hier eigentlich geht?«,
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