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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)
Autoren: Michael Tsokos
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der Mordkommission die Telefone nicht mehr still. Wie in solchen Fällen leider üblich, nutzen zahlreiche Zeitgenossen die Gelegenheit, sich wichtigzutun, einen unliebsamen Nachbarn anzuschwärzen oder die Polizei schlichtweg zum Narren zu halten.
    Der Zeuge aber, der am Abend des 14. Juli bei der Kripo anruft, hat etwas Wichtiges mitzuteilen. Sein Name ist Olaf Haase. Er ist Mitte dreißig und betreibt die Gaststätte Zum Skorpion in Berlin-Schöneberg. Der diensthabende Beamte hört sich nur kurz an, was Haase zu sagen hat. Dann stellt er ihn direkt zu Dominic Wittig durch.
    »Meine Kneipe liegt mitten im Kiez«, erklärt Haase dem Hauptkommissar, nachdem er sich vorgestellt hat. »Unter meinen Stammgästen sind einige schräge Vögel, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Das verstehe er durchaus, wirft Wittig ein, da der Skorpion -Wirt spürbar zögert, weiterzusprechen. »Was wollen Sie uns mitteilen, Herr Haase?«
    Der Anrufer atmet tief durch. »Also, einer meiner Stammgäste heißt Hank«, fährt er fort. »Der Kerl ist aus New York und säuft an durchschnittlichen Abenden doppelt so viel wie alle anderen zusammen. Er arbeitet als Tätowierer im Nadelstudio Holy House  – das ist hier gleich um die Ecke.«
    Das Holy House, überlegt Wittig fieberhaft. Auf diesen Tattoo-Laden sind sie doch vor kurzem gestoßen! Aber in welchem Zusammenhang?
    »Hat dieser Hank auch einen Nachnamen?«, hakt er nach, da der Wirt am anderen Ende der Leitung erneut zu verstummen droht.
    »Ich kenne nur den Vornamen«, gibt Haase zurück. »Hank jedenfalls hat mir gestern Abend erzählt, dass er mit diesem Österreicher zusammen Wodka getrunken hat. Mit dem, der kurz danach von dem Puzzle-Mörder kaltgemacht worden ist.«
    Hauptkommissar Wittig ist jetzt hellwach. »Wann und wo soll das gewesen sein?«, fragt er. »Hat Hank darüber auch etwas gesagt?«
    »Zu mir jedenfalls nicht«, antwortet Olaf Haase. »Als er mir das erzählt hat, war er sowieso schon ziemlich hinüber.«
    Dominic Wittig bedankt sich beim Wirt des Skorpion und kündigt an, dass gleich morgen zwei Kriminalbeamte bei ihm vorbeischauen werden, um seine Aussage aufzunehmen.
    »Geht klar«, entgegnet Haase. »Aber Hank braucht nicht zu wissen, von wem Sie den Tipp haben.«
    Der Hauptkommissar wird bei diesen Worten noch hellhöriger. »Haben Sie Angst, dass er Ihnen etwas antun könnte?«, fragt er. »Neigt dieser Hank vielleicht zu Gewalttätigkeiten?«
    Doch zu diesem Punkt will sich Olaf Haase lieber nicht äußern. Er druckst noch ein wenig herum und beendet dann so rasch wie möglich das Gespräch.
    Als der Hauptkommissar den Hörer auflegt, fällt ihm ein, woher ihm der Name Holy House so bekannt vorkommt. Nachdem sie den Namen des Opfers herausgefunden hatten, durchforsteten seine Mitarbeiter routinemäßig das Internet nach Hinweisen auf Leon Feldgärtner. Dabei stießen sie auf eine Facebook-Seite, die der Österreicher unter dem Namen Ösi-Nadler betrieben hat. Dort hat Feldgärtner in einer Liste der angesagten Berliner Tattoo-Studios auch das Holy House aufgeführt. Daraufhin fragten zwei Ermittler in dem Nadelstudio nach. Doch vom Betreiber des Holy House, einem flächendeckend tätowierten Althippie mit schulterlangen grauen Haaren, erfuhren sie lediglich, dass Leon Feldgärtner am 4. oder 5. Juli dort gewesen sei und sich nach einem Job erkundigt habe.
    Am 7. Juli, überlegt Wittig, wurde der Rollkoffer mit dem Torso darin gefunden. Da war Feldgärtner nach Einschätzung der Rechtsmediziner seit zwei bis drei Tagen tot. Wenn er am 4. oder 5. Juli im Holy House war, kann es sehr gut sein, dass er dort diesen Hank getroffen und sich mit ihm verabredet hat, um über ihren gemeinsamen Beruf zu sprechen. Zumindest also dürfte Hank einer der letzten Zeugen sein, die Leon Feldgärtner lebend gesehen haben.
    Ein Zeuge – oder möglicherweise auch mehr.

    Am nächsten Tag, einem Freitag, suchen Hauptkommissar Wittig und Oberkommissarin Lückertz gleich am Vormittag das Tattoo-Studio Holy House in Schöneberg auf. Sie erkundigen sich nach einem Gasttätowierer namens Hank und werden an einen jungen Mann verwiesen, der in einem Nebenraum bei einer Tasse Kaffee sitzt.
    Dominic Wittig und Beate Lückertz zücken ihre Dienstausweise und treten durch die geöffnete Tür in die kleine Teeküche ein. »Kriminalpolizei, Mordkommission«, sagt der Hauptkommissar. »Sind Sie Hank?«
    Der junge Mann nickt. »Hank Burren.« Unaufgefordert zieht er seinen
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