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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya
Autoren: P. B. Kerr
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faszinierendsten Orte, an denen sie je gewesen war.
    Im Gegensatz zu John reiste sie allein. Da sie bedachter und wissbegieriger war als ihr Bruder, verband sie ihr
Taranuschi
mit einer kleinen Besichtigungstour zu den Uffizien in Florenz, den Vatikanischen Museen in Rom und dem Archäologischen Nationalmuseum in Neapel. Sie schlenderte für ihr Leben gern durch Galerien und Museen.
    Außerdem konnte sie beim Betrachten von Bildern und antiken Skulpturen in Ruhe darüber nachdenken, wie sie sich einem fremden Menschen nähern und ihn davon überzeugen konnte, dass sie wahrhaftig ein Dschinn war, um dem Mann seine Herzenswünschezu erfüllen, ohne gleichzeitig sein Leben zu ruinieren.
    Das war immer die Gefahr, wenn man jemandem drei Wünsche gewährte: dass die Leute losredeten, ohne weiter nachzudenken, wie König Midas, der sich gewünscht hatte, alles, was er anfasste, möge sich in Gold verwandeln. Zu seinem Pech erstreckte sich das auch auf alles, was er zu essen oder zu trinken versuchte, sodass Midas schon bald von heftigem Hunger und Durst geplagt wurde. Und noch schlimmer wurde es, als er es schaffte, seine einzige Tochter in eine goldene Statue zu verwandeln.
    Diese Dinge gingen Philippa durch den Kopf, als sie überlegte, wie sie sich dem Mann nähern sollte, der verschiedenen italienischen Zeitschriften und Zeitungen zufolge der größte Pechvogel der Welt war: Silvio Prezzolini.
    Silvio arbeitete im Souvenirladen von Pompeji, und dies seit mehr als zehn Jahren, auch wenn er gerade erst an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt war, nachdem er sich bei einem Sturz in einen Schacht beide Beine gebrochen hatte. Er war neunundvierzig und hatte sich im Laufe seines Lebens unzählige Male die Knochen gebrochen, seit er im Alter von zwei Jahren aus einem Fenster im dritten Stock gestürzt und, bis dahin unverletzt, von einem neapolitanischen Pizzalieferwagen überrollt worden war.
    Mit dreizehn wurde er aus einem Flugzeug der Alitalia gesaugt, bei dem die Tür abgefallen war.
    Seinen sechzehnten Geburtstag feierte Silvio im Krankenhaus, nachdem er auf einem Fußballplatz vom Blitz getroffen worden war. Am Tag seiner Entlassung tobte ein heftiges Gewitter und er wurde auf dem Dach eines mehrstöckigen Parkhauses ein zweites Mal vom Blitz getroffen.
    (Die Wahrscheinlichkeit, zweimal vom Blitz getroffen zu werden, liegt bei 1   :   500   000.)
    Zwischen seinem einundzwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr wurde Silvio in zweiundvierzig Autounfälle verwickelt.
    Mit sechsunddreißig bekam er eine Stelle im Souvenirladen des Zoos von Rom und wurde fast augenblicklich Opfer eines heftigen Angriffs durch einen ausgebrochenen Panda namens Felix.
    Etwa zu dieser Zeit kam Silvio allmählich in den Ruf, der größte Pechvogel Italiens zu sein. Das war der Grund, warum sich eine japanische Fernsehgesellschaft bereit erklärte, ihm fünfzigtausend Dollar zu zahlen, wenn sie ihn ein Jahr lang begleiten und zusehen durften, was ihm zustieß. Als das Jahr verstrich, ohne dass Silvio irgendwelches Pech ereilte, ging die Fernsehgesellschaft pleite und Silvio sah keinen Cent. Viel schlimmer war jedoch, dass der japanische Fernsehproduzent einen Selbstmordversuch unternahm, indem er mit einem Wagen über eine Klippe fuhr, in dem natürlich auch Silvio saß.
    Silvio überlebte, aber mit knapper Not. Nachdem er ein Jahr im Krankenhaus gelegen hatte, nahm er einen neuen Namen an und begann, als Fremdenführer auf dem Vesuv zu arbeiten. Doch eine italienische Zeitung sorgte dafür, dass seine Identität an die faszinierte Weltöffentlichkeit gelangte, was mehrere andere Fremdenführer bewog, ihren Job aufzugeben, mit der Begründung, in Anbetracht von Silvios Glück könnte ihr eigenes bald eine Wendung zum Schlechteren nehmen. Da ein neuer Ausbruch des Vesuvs seit Langem überfällig ist – der letzte ereignete sich im Jahr 1944 und die derzeitige Ruhepause der vulkanischen Aktivität ist die längste seit fünfhundert Jahren   –, war das vielleicht verständlich.
    Silvio arbeitete mehrere Jahre auf dem Vesuv und fiel dabei nur ein einziges Mal in die Staubschüssel des Kraters. In der gleichen Zeit zog er sich eine ernsthafte Verbrühung durch einen heißen Dampfstrahl zu sowie eine Gehirnerschütterung in einem plötzlichen Hagelsturm; er überlebte ein Erdbeben, wurde von einem deutschen Touristenbus überfahren und wäre fast in einer Flutwelle ertrunken beziehungsweise vom Trümmerteil eines ausgefallenen russischen
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