Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya
Autoren: P. B. Kerr
Vom Netzwerk:
Und der Gedanke, dass Dauerregen, grauer Himmel und der beißende Nordwind, der die Stadt permanent heimzusuchen schien, irgendetwas mit Frühling oder Urlaub zu tun haben könnten, war für den jungen Dschinn unbegreiflich und bewog ihn, dem glatzköpfigen Butler eine Frage zu stellen.
    »Wenn es in Bumby so im Frühling aussieht, wie ist es dann hier im Winter?«
    »Na ja, es lässt sich nicht leugnen, dass es das Wetter dieses Jahr nicht besonders gut meint«, gab Groanin zu. »Besonders gut ist das Wetter wirklich nicht. Aber an schönen Tagen geht nichts über Bumby.«
    »Ich kann kaum glauben, dass die Sonne hier überhaupt mal scheint«, sagte John. »Warum verbringen Sie Ihren Urlaub an so einem lausigen Ort, Groanin?«
    Sie waren gerade am Strand, saßen auf Liegestühlen und hatten sich zum Schutz gegen die steife Meeresbrise in Wolldecken und Handtücher gehüllt. John aß Eiscreme, die deutlich mehr Eis als Creme war.
    »Gewohnheit«, sagte Groanin. »Ich komme immer an Ostern nach Bumby. Früher bin ich nach Harrogate gefahren. Aber das wurde mir zu teuer. Bumby ist deutlich billiger.«
    »Kein Wunder«, sagte John.
    »Es hat dich niemand gebeten mitzukommen, junger Mann«, erwiderte Groanin. »Deshalb wäre ich froh, wenn du deine Ansichten über Bumby für dich behältst.«
    »Sie wissen, warum ich mitgekommen bin«, sagte John.
    »Das tue ich«, sagte Groanin. »Und ich will dich nur noch maldaran erinnern, dass du zugestimmt hast, den Ort in Ruhe zu lassen, bis mein Urlaub so gut wie zu Ende ist. Ich will nicht, dass du mit deiner Dschinnkraft hier jetzt schon Mist baust.«
    »Ich bin nicht hier, um Mist zu bauen, wie Sie das nennen«, insistierte John. »Ich bin hier, um zu helfen.«
    Der junge Dschinn suchte in seinen Taschen nach dem Zeitungsartikel aus der
Yorkshire Post
, der ihn bewogen hatte, Groanin auf seiner Urlaubsreise zu begleiten. Als er den Schnipsel fand, faltete er ihn auseinander und strich ihn auf dem Knie glatt, was in der immer heftiger werdenden Brise nicht ganz einfach war.
    »Hier«, sagte er. »Lesen Sie selbst.
Die glückloseste Stadt der Welt.
«
    »Ich weiß, was da steht«, sagte Groanin pikiert. »
Ich
bin Leser der
Yorkshire Post
, nicht du, junger Mann.«
    »Ich verstehe nicht, warum Sie so strikt dagegen sind«, sagte John. »Sie haben doch gehört, was Nimrod gesagt hat. Jetzt, wo ich vierzehn bin, muss ich für mein
Taranuschi
irgendwo hingehen und drei Wünsche vergeben. Das ist Tradition für einen jungen Dschinn wie mich.«
    »Ich habe dir erklärt, warum«, grummelte Groanin. »Weil es bei jungen Dschinnschnöseln wie dir auch Tradition ist, die Vergabe von drei Wünschen komplett zu vermurksen.«
    »Ach, kommen Sie«, sagte John. »Ich bin doch schon viel besser geworden. Ich habe Ihren Arm wieder in Ordnung gebracht, oder etwa nicht?«
    Früher war Groanin ein einarmiger Butler gewesen (weil ein Tiger seinen anderen Arm gefressen hatte), bis John, seine Schwester Philippa und ihr Freund Dybbuk ihm mithilfe von Dschinnkraft zu einem neuen verholfen hatten.
    »Richtig, aber dabei haben dir andere geholfen«, sagte Groanin. »Deine Schwester zum Beispiel. Und das ist ein Riesenunterschied.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass sie besser ist als ich?«
    »Das will ich nicht andeuten«, sagte Groanin. »Das ist eine Tatsache.«
    »Wir sind Zwillinge, also ist das unmöglich«, meinte John. »Alles, was sie kann, kann ich auch. Das ist doch wohl logisch.«
    Groanin gab einen Laut von sich, der höfliche Ablehnung signalisierte. »Und was dein Hilfsangebot für Bumby betrifft«, fügte er hinzu, »vermute ich, dass dein Onkel Nimrod nur deshalb damit einverstanden war, weil er davon ausgeht, dass es an einem Ort wie diesem nicht allzu sehr darauf ankommt, wenn die Sache schiefgeht.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach John. »Er hat einfach gedacht, wenn ich schon irgendwo hingehe und jemandem drei Wünsche gewähre, dann sollte es ein Ort sein, der ein bisschen Glück brauchen kann.«
    »Ich sehe, du kennst deinen Onkel schlecht«, sagte Groanin.
    »Und es gibt keinen anderen Ort«, fuhr John unbeirrt fort, »der ein bisschen Glück dringender nötig hat als Bumby.«
    »Das lässt sich nicht leugnen«, gab Groanin zu. »Sie haben es hier wirklich schwer gehabt. Schwerer als schwer. Härter geht es gar nicht. Eine richtige Katastrophe.«
    John überflog den ausgeschnittenen Zeitungsartikel, um sich noch einmal die Serie von Unglücksfällen in Erinnerung zu rufen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher