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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya
Autoren: P. B. Kerr
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fragte Philippa.
    »Ich glaube, er arbeitet in Pompeji«, sagte Groanin. »Ein Kerl namens Silvio Prezzolini.«
    »Das nenne ich das Schicksal herausfordern«, prustete Philippa. »Als größter Pechvogel der Welt in Pompeji zu arbeiten!«
    »Warum?«
    »Oh Mann! Weil Pompeji eine römische Stadt war, die voneinem Vulkan zerstört wurde«, erklärte Philippa. »Und der Vulkan, der Vesuv, ist bis heute schwer aktiv.« Sie schüttelte den Kopf, als bemitleide sie ihren Bruder für seine Ignoranz.
    »Das weiß ich«, sagte John.
    »Du und etwas wissen?« Philippa lächelte. »Doch, du hast recht. Du verstehst tatsächlich alles, was ich verstehe. Es dauert nur ein bisschen länger.«
    Philippa erwog insgeheim, nach Indien zu reisen. Zum einen glaubten die Menschen in Indien an Dschinn, und Philippa wusste aus Erfahrung, dass es wesentlich leichter war, jemandem drei Wünsche zu gewähren, wenn er oder sie so etwas überhaupt für möglich hielt. Zum anderen gab es viele Menschen in Indien, die etwas Gutes verdient hatten. Wo man auch hinkam, man sah sie fast an jeder Straßenecke. Doch je länger sie darüber nachdachte, desto mehr erschienen ihr der »Kids mit Courage«-Preis oder sogar Pompeji als attraktive Alternative. Sie war noch nie in Pompeji gewesen.
    »Angenommen, du und diese anderen Richter kommen zu dem Schluss, dass die drei Wünsche nicht gerechtfertigt waren«, sagte Philippa. »Was passiert dann?«
    »Gut, dass du es erwähnst«, sagte Nimrod. »Dann wird man bestraft.«
    »Wie bestraft?«, fragte John.
    »Was könnte schlimmer sein, als mit ihm verwandt zu sein?«, warf Philippa ein.
    »Eigentlich ist es keine richtige Strafe«, sagte Nimrod.
    »Was ist es dann?«, fragte John. »Nun sag schon.«
    »Ihr verliert für ein Jahr eure Dschinnkraft«, sagte Nimrod.
    »Was?«, erboste sich John. »Und wie funktioniert das?«
    »Durch eine simple, von mir und den anderen im Gremiumverhängte Dschinnfessel«, erklärte Nimrod. »Ihr müsst in der Lage sein nachzuweisen, dass ihr eure Dschinnkraft verantwortungsvoll einzusetzen wisst.«
    »Ein Jahr erscheint mir ziemlich hart«, meinte Philippa.
    Nimrod zuckte die Schultern. »So ist es Tradition.«
    »Habt ihr, du und Mom, auch ein
Taranuschi
gehabt?«, wollte John wissen. »Als ihr so alt wart wie wir?«
    »Allerdings«, erwiderte Nimrod. »Eure Mutter hat natürlich bestanden. Aber ich bin durchgefallen. Bei Mr   Rakshasas übrigens.«
    »Und du hast für ein Jahr deine Dschinnkraft verloren?« John machte große Augen.
    »Das Beste, was mir je passiert ist«, sagte Nimrod. »Es hat mich   … neben vielen anderen Dingen Bescheidenheit gelehrt.«
    »Das muss lange her sein«, sagte Groanin.
    Nimrod gab John Groanins Zeitung zurück.
    »Bumby soll um diese Jahreszeit wunderschön sein«, sagte er mit Nachdruck. »Es würde mich interessieren zu sehen, was du damit anstellst. Vielleicht spinnst du Stroh zu Gold. Wir werden sehen.«

Die glückloseste Stadt der Welt

    Jedes Jahr nahm Mr   Groanin zwei Wochen Urlaub, und weil er vom »Ausland« nicht allzu viel hielt, wie er alles nannte, was nicht innerhalb Englands lag, fuhr er fast immer in das Seestädtchen Bumby, in der Nähe von Scarborough, im nördlichen Yorkshire. Für Nimrods Neffen John Gaunt, der trotz der lauten Einwände des Butlers beschlossen hatte, Groanin in seine alljährlichen Osterferien zu begleiten, war es schwer, die kleine Stadt in Yorkshire mit Urlaub in Verbindung zu bringen. Bumby war ein finsterer, unfreundlicher Ort. Seine Silhouette wurde beherrscht von den schwarzen Überresten der St.-Archibald-Kathedrale hoch oben auf dem Nordkliff. Unterhalb der Ruinen, auf der anderen Seite des Flusses Rost, befand sich ein Labyrinth aus dunklen Gassen und engen düsteren Straßen, die sich an dem einstmals geschäftigen, heute aber fast ausgestorbenen Kai entlangzogen. Das Fischereigewerbe, das einst zum Unterhalt der Stadt beigetragen hatte, existierte nicht mehr. Bumby kannte man heutzutage nur noch als jenen Ort, an dem Graf Dracula in einer früheren und unveröffentlichten Version von Bram Stokers berühmtem Roman auf seinem Weg zur nahe gelegenen Stadt Whitby einen kurzen Halt eingelegt hatte.
    »So schlimm, dass nicht einmal Graf Dracula dableiben wollte«, beschrieben die Leute, die in Bumby lebten, ihre Stadtebenso scherzhaft wie zutreffend. Denn wie viele Scherze enthielt auch dieser ein Körnchen Wahrheit.
    John konnte Dracula verstehen. Die Stadt wirkte ganz und gar trostlos.
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