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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya
Autoren: P. B. Kerr
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was sie eher klug als magisch wirken ließ. Und sie war unbestreitbar Amerikanerin, wenn auch auf angenehme Art und Weise.
    »Du hast nicht viel Ähnlichkeit mit einem Dschinn«, sagte Silvio.
    »Wie sollte ein Dschinn denn aussehen?«, fragte sie zurück.
    »So um die neun Meter groß, mit seidenen Pluderhosen, nackter Brust, einer kleinen Weste, Turban und großem, gebogenem Schnurrbart. Unheimlich eben.«
    »Wir sind heute ein wenig moderner. Glauben Sie mir.«
    »Und warum ich?«, fragte Silvio.
    »Warum nicht?«
    »Was ich meine, ist: Ich habe nichts für dich getan. Hätte ich dich nicht wenigstens aus einer Lampe befreien müssen, in der du tausend Jahre gesteckt hast, oder so?« Er zuckte die Schultern. »Aber vielleicht habe ich das ja. In dem Fall soll es mir recht sein.«
    »Das passiert tatsächlich hin und wieder«, sagte Philippa. »Aber nicht sehr oft. Und um Ihre erste Frage zu beantworten: Man muss nicht immer etwas für einen Dschinn tun, um drei Wünsche gewährt zu bekommen. In Ihrem Fall will ich Ihnen drei Wünsche erfüllen, weil vier italienische Zeitungen und zwei japanische Zeitschriften Sie zum größten Pechvogel der Welt gewählt haben.«
    Silvio verzog das Gesicht. »So sehe ich mich selbst aber nicht.«
    »Nicht?« Philippa klang überrascht. »Zwei Mal in einer Woche vom Blitz getroffen zu werden, hört sich für mich schon nach ungewöhnlich viel Pech an. Und das nach all den anderen Dingen, die Sie durchgemacht haben.«
    Silvio schüttelte den Kopf. »Ich sehe das eher so: Ich bin immer noch da. Es stimmt zwar, dass mir einige schreckliche Dinge passiert sind, aber ich habe alles überlebt. Dafür braucht manschon ziemlich viel Glück. Im Grunde muss man sogar der größte Glückspilz der Welt sein. Und so sehe ich mich. Eher als der größte Glückspilz der Welt.« Er lächelte freundlich. »Ich finde also, dass du deine drei Wünsche nehmen und sie jemandem schenken solltest, der sie wirklich nötig hat. Aber nicht mir.«
    Philippa war sprachlos. »Hören Sie, ich bin wirklich ein Dschinn«, sagte sie. »Und ich habe wirklich die Macht, Ihre Wünsche wahr werden zu lassen.«
    »Oh, das glaube ich dir«, sagte Silvio. »Alles war genau so, wie ich es immer gelesen habe. Wie bei Aladin und diesen anderen Geschichten. Du bist vielleicht keine neun Meter groß und trägst keine seidenen Pluderhosen, aber du bist in einer Rauchwolke aus einer Vase aufgestiegen. Das schafft nicht jedes x-beliebige Mädchen.«
    »Also wirklich«, sagte Philippa, die nicht gedacht hätte, dass es sich als so schwierig erweisen könnte, einem Menschen drei Wünsche zu gewähren. »Sind Sie sicher?«
    Silvio zuckte die Schultern. »Was soll ich denn mit drei Wünschen anfangen? Nach allem, was ich gelesen habe, äußern die Leute ihre Wünsche entweder völlig unüberlegt und ruinieren sich damit das Leben, oder sie sind vor lauter Unentschlossenheit wie gelähmt, weil sie nicht wissen, was sie sich wünschen sollen. Außerdem bin ich inzwischen in einem Alter, wo mein Leben in recht geregelten Bahnen verläuft. Einfach alles haben zu können, was ich will, würde die Dinge nur verkomplizieren.« Er schüttelte den Kopf. »Es würde sie verkomplizieren und mir womöglich den Spaß verderben.«
    »Den Spaß verderben?« Philippa klang überrascht. »Das würden viele Leute anders sehen.«
    »Dann verstehen sie nicht, worum es im Leben geht«, sagteSilvio. »Wenn man einem Menschen alle seine Wünsche erfüllt, raubt man ihm seine Träume und Ziele. Das Leben ist aber nur lebenswert, wenn man etwas hat, nach dem man streben kann. Auf das man hinarbeiten kann. Verstehst du?«
    »Sie sind ein sehr ungewöhnlicher Mann, wissen Sie das?« Philippa war wider Willen beeindruckt. »Die meisten würden alles dafür geben, dass ein Dschinn ihnen drei Wünsche erfüllt.«
    »Ich habe aufgehört, mich wie die meisten Menschen zu fühlen, seit ich in dreitausend Metern Höhe aus einem Flugzeug gesaugt wurde«, erklärte Silvio.
    »Ach ja«, sagte Philippa. »Wie haben Sie es nur geschafft, das zu überleben?«
    »Als ich schon fast unten war, bin ich auf einen Heißluftballon geprallt«, berichtete er. »Das hat meinen Sturz gehörig gedämpft. Und als ich vom Ballon hinunterrutschte, befand ich mich direkt über einem Zirkus. Ich landete oben auf der Zirkuskuppel, was meinen Sturz noch weiter abmilderte. Dann stürzte ich durch das Zeltdach, aber wie es der Zufall wollte, fiel ich genau in dem Moment in die Manege, als
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