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Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Die Kinder der Nibelungen (German Edition)

Titel: Die Kinder der Nibelungen (German Edition)
Autoren: Helmut W. Pesch
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Wasserspiegels meinte er, etwas blinken zu sehen. Er rutschte zurück, ging um den Schacht herum und kletterte wieder auf den Brunnenrand.
    »Da ist was!«, rief er aufgeregt aus. »Da unten blinkt etwas!«
    Siggi, der inzwischen auch aufgestanden war, beugte sich ebenfalls vorsichtig über den Rand. Er versuchte, Hagens ausgestrecktem Zeigefinger mit seinem Blick zu folgen, aber es gelang ihm nicht.
    »Tut mir Leid«, sagte Siggi. »Ich seh nichts.«
    »Du musst dich weiter vorbeugen«, sagte Hagen.
    »Ich trau mich nicht«, gab Siggi kleinlaut zu.
    »Und wenn ich dich festhalte?«, bot Hagen ihm freundlich an. »Dann kannst du nicht hinunterfallen.«
    »Gut«, stimmte Siggi nach kurzem Zögern zu.
    »Ich helfe dir, Hagen«, bot Gunhild an.
    »Also gut, dann halten wir beide ihn fest«, meinte Hagen.
    Siggi schob sich vorsichtig auf den Sims. Der Stein war rau und kantig unter seinen Beinen. Er starrte in die Tiefe. Angesichts der Schwärze, die sich unter ihm auftat, überkam ihn ein Schwindel, aber Gunhilds und Hagens Hände, die ihm an Schultern und Armen hielten, gaben ihm Sicherheit und Halt. Langsam beugte er sich vor.
    »Ja, da unten ist was«, meldete er. »Ganz deutlich zu erkennen!«
    Sie zogen Siggi zurück, der froh war, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, aber auch stolz, dass er es geschafft hatte, sich so weit über den Brunnen zu lehnen.
    »Nun will ich auch mal!«, verkündete Gunhild. »Vielleicht kann ich erkennen, was es ist.«
    Ohne fremde Hilfe schob sich das Mädchen langsam über den Rand. Sie veränderte ihre Lage mehrfach, um zu erkennen, was da unten blitzte. Ein paarmal rutschte sie noch auf dem Sims hin und her, aber das Ding entzog sich beharrlich ihren Blicken.
    Da unten war etwas, aber es war einfach nicht rauszukriegen, was es war.
    »Kann man nichts machen«, meinte Siggi entmutigt. »Kommt, lasst uns verschwinden.«
    Er drehte sich um und wollte gehen, aber Hagen hatte sich schon wieder über den Brunnen gebeugt und äugte in die Tiefe des Schachtes. Das blitzende Ding in der Tiefe zog ihn wie magisch an.
    »Nun komm schon!«
    »Lass gut sein«, meinte auch Gunhild. »Es wird Zeit, nach Hause zu gehen. Morgen können wir ja wiederkommen.«
    Irgendetwas machte ihr Angst, und es gelang ihr nicht völlig, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. Irgendetwas stimmte heute nicht, aber sie wusste nicht was. Und das beunruhigte sie.
    »Nein!«, sagte Hagen bestimmt. »Ich will wissen, was da unten ist. Jetzt!« Seine Stimme hatte wieder diesen harten Klang. Hagen wandte sich um, während er sprach. Weder Gunhild noch Siggi konnten seine Miene deuten. Es war fast schon eine Grimasse. Gleich darauf veränderten sich seine Gesichtszüge, wurden wieder freundlich.
    »Ich bin so furchtbar neugierig, und es wird nicht lange dauern, herauszufinden, was da unten zu finden ist«, sagte er milde und fast bittend.
    »Und wie willst du das anstellen?«, fragte Gunhild. »Wir haben doch alles probiert.«
    »Genau«, pflichtete Siggi ihr bei.
    Hagen grinste, der Triumph stand ihm im Gesicht geschrieben. Er schien eine Idee zu haben, um an das blitzende Ding zu gelangen, die den anderen bislang nicht gekommen war.
    »Seht her!«, verkündete er stolz. »Alles, was wir brauchen, hängt direkt vor uns.«
    Bei diesen Worten griff er das Seil, und mit einigen schnellen Bewegungen hatte er eine Schlinge geknüpft. Wie eine Trophäe hielt er sie in die Höhe.
    »Ich stelle meinen Fuß in die Schlinge, und ihr lasst mich hinunter. Dann werden wir bald wissen, was da unten blinkt.«
    »Nein«, sagte Siggi bestimmt. »Das ist zu gefährlich. Das Seil ist uralt. Was ist, wenn es reißt? Und wenn du abrutschst? Keiner von uns weiß, wie tief das Wasser da unten ist. Vati macht uns die Hölle heiß …«
    »Er braucht es ja nicht zu erfahren«, meinte Hagen.
    »Aber wenn wir dich nicht halten können oder du reinfällst …«, versuchte Siggi einen weiteren Einwand.
    »Es könnte gehen«, sagte Gunhild da zu ihrer eigenen Überraschung. »Klar, es könnte gehen. Hält denn der Knoten?«
    »Klar hält der Knoten. Das ist ein Seemannsknoten. Mein Vater ist bei der Royal Navy, er hat ihn mir gezeigt. Und das Seil ist stark genug, seht doch selbst.« Hagens Stimme war voller Überzeugung. »Und je länger wir warten, desto mehr Zeit verschwenden wir. Wenn ihr mich gleich runterlasst, dann können wir hier schon bald verschwinden.«
    »Also gut«, sagte Gunhild. »So machen wir’s!«
    Siggi kannte den
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