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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte
Autoren: Rita Mae Brown
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dass sie nichts miteinander zu tun haben.«
    »Sie hängen zusammen. Wir wissen bloß nicht, wie.« Tucker vertrat resolut ihre Meinung.
    Blair wurde rot. »Tja.«
    »Was ist?«
    »Endlich ist bei ihr der Groschen gefallen«, bemerkte Pewter trocken.
    »Oh.« Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Nichts. Sag mal, möchtest du dir meinen Traktor ausleihen? Du könntest deine Felder dreimal schneller eggen.« Er deutete auf eine Egge, deren runde Metallscheiben zur Mittelachse hin leicht einwärts geneigt waren.
    Murphy bemerkte: »Der hat aber plötzlich das Thema gewechselt.«
    Harry beäugte das riesige Gerät, das ihre Arbeitszeit enorm verkürzen würde. Als gute Farmerin eggte sie vor dem Pflügen. Sie eggte auch die Heuwiesen. Sie mussten nicht gepflügt werden, aber sie schwor darauf, den Boden vor dem Pflanzen gründlich zu bearbeiten. Wenn die Heuwiese erst angelegt war, wurde sie nur alle paar Jahre vertikutiert. Harry liebte die Farmarbeit, und es war ihr sehnlichster Wunsch, damit ihren Lebensunterhalt auskömmlich bestreiten zu können. Aber sie schaffte es bloß mit knapper Not.
    »Die ist ja nagelneu.«
    »Himmel, du kannst mit diesem Gerät besser umgehen als ich.«
    »Ich sag dir was.« Harry fühlte sich besser, wenn sie sich revanchieren konnte. »Ich zeig dir, wie du den Boden für das Maisfeld vorbereiten musst, das du auf deinem Schwemmland anlegen willst. Dann leih ich mir das Baby hier aus.« Sie beklopfte die feldgrüne Seite des eckigen, starken Traktors.
    »Abgemacht.« Er streckte die Hand aus und zog sie sofort wieder zurück. »Verzeihung. Wo bleiben meine Manieren!«
    »Ach, Blair, ich nehm es nicht so genau. Ich finde diese Umgangsformen überholt.« Gemeint war, dass ein Mann einer Frau nicht die Hand entgegenstrecken durfte, sondern warten musste, bis sie ihm ihre reichte.
    Er grinste. »Big Mim würde mich umbringen.«
    Harry bemerkte Archies Anhänger. »Zieht Archie jemals wieder aus?«
    »Ja, heute.«
    »Da bist du wohl erleichtert.«
    »Archie ist ungewöhnlich beharrlich.«
    »Hübsch ausgedrückt.« Harry lächelte, als sie auf ihren Transporter zuging. »Wo zieht er hin?«
    »Tally Urquhart.«
    »Wie bitte?«
    »Sie lässt ihn in einem Nebengebäude wohnen, wenn er es instand setzt. Er sagt, er braucht eine sinnvolle Betätigung.«
    »Mir ist bange.« Die Tigerkatze ging zu Harrys Transporter. »Wir müssen sie dazu bringen, Coop anzurufen.«
    Dafür war es zu spät.

 
50
     
    Sir H. Vane-Tempest nahm die eigenartig wächserne Beschaffenheit der Magnolien wahr, die er beiderseits seiner südlichen Zufahrt gepflanzt hatte. Die langen Schatten des Spätnachmittags vertieften die Farben und die melancholische Stimmung des ausklingenden Tages.
    Ein Trupp Gärtner arbeitete hinter dem Haus.
    Für gewöhnlich bereitete der Garten ihm Freude. Menschen bereiteten Vane-Tempest weniger Freude, da er alle Beziehungen als Machtkampf betrachtete, ein Kampf, den er gewinnen musste, um sich selber zu erhöhen. Er ordnete Menschen auf einer vertikalen Skala an. Die Familie Windsor, die Rothschilds und die von Thyssens mochten noch über ihm rangieren, aber er wähnte sich der Spitze sehr nahe. Für gewöhnlich versetzte ihn dieser Gedanke in Hochstimmung.
    Nach der Lektüre von Tareqs Bericht war seine Stimmung merklich gesunken, um genau zu sein, in den Keller.
    »Die Tage flossen in den Kelch der Zeit, und ich trank ihn leer«, flüsterte er vor sich hin, dann machte er auf dem Absatz kehrt, um ins Haus zu gehen.
    Er blieb stehen, drehte sich um und blickte noch einmal in den Garten. Er sah Sarah zwischen den Gärtnern herumspazieren. Ihre Schönheit war unsagbar erhaben, wie die Schönheit der samtigen Pfingstrosen. Sie war einfach da.
    Er drehte sich abermals um und ging ins Haus. Er schritt über den Parkettboden durch den langen Flur, nahm kaum Notiz von dem Monet. Er trat in Sarahs Zimmer, öffnete ihren begehbaren Kleiderschrank, knipste das Licht an und schloss die Tür hinter sich.
    Reihenweise Kaschmirpullover in durchsichtigen Plastikhüllen zeugten sowohl von ihrer Kaufsucht als auch ihrer Erkenntnis, dass sie nur so lange kostbar war, wie sie schön war.
    Er trat zu den langen Reihen mit leinenen Kleidersäcken und zog systematisch alle Reißverschlüsse auf. Luxuriöse Abendroben in Smaragd, Saphir, Rubin, Silber, Weiß und Gold quollen seitlich aus den geöffneten Säcken. Er sah seine Frau in jedem dieser maßlos teuren Kleider vor sich.
    Er fuhr mit der Hand
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