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Die Katze riecht Lunte

Die Katze riecht Lunte

Titel: Die Katze riecht Lunte
Autoren: Rita Mae Brown
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über den Boden jedes Kleidersacks und ging dann zum nächsten über. Der letzte Sack in dem mit Zedernholz furnierten Schrank schaukelte leicht.
    Er öffnete ihn. Der Reißverschluss surrte nach unten. Das glänzende pfirsichfarbene Kleid flatterte heraus. Er griff nach unten. Nichts.
    Die Tür ging auf. »H., was tust du da?«
    »Wo ist sie?«
    »Was?« Sie bemerkte den Glanz auf seiner Stirn, das Glitzern in seinen Augen.
    »Deine Uniform.«
    »Was für eine Uniform?«
    »Halte mich nicht zum Narren. Du hast dich verkleidet und auf mich geschossen. Archie hat nicht den Mumm dazu.«
    »Ich habe nichts dergleichen getan.«
    »Du lügst!« Er wollte sich auf sie stürzen, aber die Schrankkammer war sehr groß.
    Sarah schlug die Tür zu, schloss ab und machte das Licht aus. Sie holte ihre nicht registrierte stumpfnasige .38er aus dem Nachttisch an ihrem Bett und warf sie in ihre Handtasche. Dann rannte sie wie von Sinnen zu ihrem Auto.

 
51
     
    Harry bog gerade in ihre Zufahrt ein, als Sarah an ihr vorbeiflitzte, ohne zu winken; ihr Auto wischte verschwommen vorüber.
    Harry hielt an ihrem Briefkasten und sah Sarah in Blairs Zufahrt einbiegen.
    »Möchte wissen -«, sagte sie laut, schüttelte dann den Kopf. »Nee.«
    Sarah brauste zum Haus, parkte neben dem Porsche und rannte zur Tür.
    »Archie, Archie!«
    Archie, der seinen Anhänger zu Tally gebracht hatte und gerade zurückgekommen war, staunte, als er Sarah durch die Tür stürmen sah, und er staunte noch mehr, als sie sich in seine Arme warf.
    »Ich gehe in mein Büro.« Blair, der Archie geholfen hatte, packte seine Papiere in einen Karton und ging nach oben.
    Sarah wartete, bis sie hörte, wie die Tür geschlossen wurde. »Er bringt mich um.«
    »H.?«
    »Archie, ich muss hier weg. Hilf mir!«
    »Warum will er dich umbringen?«
    »Weil ich versucht habe, ihn umzubringen.«
    »Was!«
    »In Oak Ridge, das war ich. Du hattest recht. Ich habe mich als Soldat verkleidet, genau wie du gesagt hast. Die verdammten alten Gewehre – es ist ein Wunder, dass im Krieg jemand auch nur die Breitseite einer Scheune getroffen hat.«
    Archie hielt sie auf Armeslänge von sich. »Sarah, du hast tatsächlich auf H. Vane geschossen?«
    »Ich bedaure nur, dass ich ihn nicht erledigt habe.«
    »Er weiß Bescheid?« Archie war verblüfft.
    »Er glaubt es jedenfalls. Ich habe ihn überrascht, als er in meinem Schrank die Kleidersäcke durchwühlt hat – auf der Suche nach der Uniform, seine Augen sollen verdammt sein. Aber er wird sie nicht finden. Ich bin ja nicht blöd. Ich habe das Zeug verbrannt.«
    »Dann hat er keinen Beweis?«
    »Nein, aber was spielt das für eine Rolle? Er hat eine Stinkwut. Er bringt mich um, wenn er mich findet, und er ist so reich, dass er ungeschoren davonkommen wird. Leute wie er kommen immer davon.«
    »Warum wolltest du ihn umbringen?«, fragte Archie kühl.
    »Weil ich diesen Fettsack keine Minute länger ertragen kann. Weil ich ihn hasse. Ich hasse seinen Anblick. Du hast nie dienen müssen, Archie, du verstehst das nicht.«
    »Dafür wurdest du aber ziemlich gut bezahlt.«
    Sie spürte, dass er auf Distanz ging, und sagte: »Ich konnte es dir nicht sagen. Du hättest versucht, mich davon abzuhalten. Solange er lebt, kann ich nicht bei dir sein. Und warum sollte ich mich an den Bettelstab bringen? Ich habe gearbeitet für das Geld. Wenn er uns zusammen erwischt, ist die Scheidung mit einem Schlag durch. Tür zu. Peng.«
    »Ich verstehe.«
    »Archie, hilf mir!« Sie schlang die Arme um ihn.
    »Wo ist er jetzt?«
    »In meinem Schrank eingeschlossen. Irgendwann wird er die Tür aufbrechen. Seine Schulter schmerzt noch, aber er ist stark. Du musst mich verstecken, bis ich weiß, was ich tun soll.«
    »Herrgott, Sarah, hat deine Mutter dir nie beigebracht, dass man ›erst wägen, dann wagen‹ soll?«
    »In dem Fall hätte ich mich nie in dich verliebt.«
    »Wenn ich das doch nur glauben könnte.« Er seufzte. Schöne Frauen fingen sich Männer ein wie Hunde Flöhe. Sie brauchten bloß einmal quer durch einen Raum zu gehen.
    »Hast du Tommy erschossen? Sag mir diesmal die Wahrheit.«
    »Nein. Ich habe Tommy einmal geliebt.« Sie sah ihm direkt in die Augen. »Er hat mich magisch angezogen. Es hat nicht lange gehalten, aber ich war so unglücklich mit H. Archie, kannst du das nicht verstehen?«
    »Ich -«
    »Er bringt mich um!«
    »Ist ja gut. Ist ja gut.« Er strich ihr übers Haar. Und wenn er sich auch noch so bemühte, er konnte nicht aufhören,
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