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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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sucht nach seltenen Büchern, nach verborgenen Schätzen.
    Als Eddington wieder zurückkehrte, hielt er ein großformatiges Buch an seine Brust gedrückt. »Sie interessieren sich doch für Ägypten, Mr. Qwilleran. Hier ist ein wunderschönes Buch – zwar nicht Gott weiß wie alt, aber guter Zustand, gelehrter Text und schön illustriert. Die Geheimnisse der ägyptischen Pyramiden.«
    Qwilleran warf einen Blick auf die Trittleiter; der Fremde lauschte. Er suchte wohl nach einem Buch, das er für drei Dollar kaufen und einem anderen Antiquar für 15 wieder verkaufen konnte; danach würde es dann für 200 – oder 2000 – in einem Katalog stehen.
    »Ich nehme es unbesehen«, sagte Qwilleran. »Wie viel?«
    »Was sagen Sie zu 25 Cent?«, antwortete Edd und zwinkerte Qwill zu; er war manchmal zu Scherzen aufgelegt.
    Dem Fremden fiel die Taschenlampe aus der Hand.
    »Ist das nicht ein bißchen viel, Edd?« Qwilleran spielte mit.
    »Ich gebe Ihnen 20 Cent, Edd.« Er drückte dem Buchhändler 25 Dollar in die Hand.
    »Sie sind mein bester Kunde«, sagte Eddington. »Nach meinem Tod vererbe ich Ihnen mein Geschäft.« Das sagte er immer.
    »Ist darin auch Winston enthalten?«, fragte Qwilleran. »Ich weiß nicht, ob ich mir sein Futter leisten könnte.«
    Gemeinsam gingen sie zur Tür. Der Fremde hörte ihnen offensichtlich noch immer zu.
    Eddington sagte: »Er ist ein alter Kater und frißt nicht viel, aber er ißt ab und zu gerne auswärts – in einem guten Restaurant.« Qwilleran hatte Edd noch nie in so ausgelassener Stimmung erlebt.
    Er nahm das schöne Buch, machte Edd gegenüber das Okay-Zeichen und sich selbst auf den Weg zu einem neuen Abenteuer.
    Vor dem Bezirksgebäude rund um den Park Circle formierten sich die Autos für die Prozession zu den Bergwerkshütten: ein Wagen des Sheriffbüros, drei Limousinen für Würdenträger, ein Flughafen-Mietauto für das Fernsehteam aus dem Süden unten, drei Autos für Zeitungsreporter und ein Lieferwagen der Blumenhandlung.
    Qwilleran, Hixie Rice und Dwight Somers sollten die vom Bestattungsinstitut geborgten Limousinen fahren. Sie sollten illustre Passagiere chauffieren, die da waren: drei Bezirksabgeordnete, der Präsident der Historischen Gesellschaft, der Bezirkshistoriker und seine Frau, fünf direkte Nachkommen der ursprünglichen Bergwerksbesitzer und ein ziemlich großer Hund.
    Bei den fünf direkten Nachkommen von Bergwerksbesitzern handelte es sich um die reiche Witwe Maggie Sprenkle; den alten Jess Povey, der sich selbst als ›Gentleman-Farmer‹ bezeichnete, obwohl Maggie meinte, daß er kein Gentleman sei; Amanda Goodwinter, Geschäftsfrau und Stadtratsmitglied; der sechsjährige Leslie Bates Harding; und Burgess Campbell, Collegedozent für amerikanische Geschichte. Von Geburt an blind, wurde er stets von seinem Blindenhund begleitet, und beide waren in Pickax wohlbekannt – Burgess für seinen Sinn für Humor und Alexander für seine guten Manieren. Zu diesem Anlaß trug der stolze Schotte Highland-Montur: Kilt, Sporran, Schultertuch und Glengarry-Mütze.
    »Burgess, Sie sehen prächtig aus«, beglückwünschte ihn Qwilleran.
    »Sie auch«, witzelte Burgess.
    Es herrschte ein wenig Verwirrung darüber, wer mit wem mitfuhr. Maggie weigerte sich, mit Jess Povey in derselben Limousine zu fahren. Leslie wollte mit dem Hund fahren. Amanda schrie über den Wirbel: »Mir ist es egal, und wenn ich auf der Kühlerhaube sitze! Fahren wir endlich los!«
    Es wurde entschieden, daß Maggie, Leslie, der 90- jährige Historiker Homer Tibbitt und seine Frau mit Qwilleran mitfahren sollten.
    Leslies Mutter richtete ihm seine Fliege, kämmte ihm das Haar und sagte: »Du wirst fotografiert werden, und dein Bild kommt in die Zeitung. Oma wird so stolz auf dich sein. Wenn es vorbei ist, werde ich dich wieder hier abholen. Du fährst mit diesem netten Mann mit dem großen Schnurrbart; er wird gut auf dich aufpassen.«
    Qwilleran warf einen Seitenblick auf den Jungen, der sich in seinem kleinen Anzug mit dem weißen Hemd und der Fliege sichtlich unwohl fühlte. Er schnaubte in seinen Schnurrbart und sagte zu Maggie: »Daß ich babysitten muß, hat mir niemand gesagt.«
    Maggie setzte sich mit Leslie hinter den Fahrer und überließ den geräumigeren Rücksitz den Tibbitts: Homer und seiner Frau Rhoda, die ihn betreute. Sie hatte Kissen mitgebracht, mit denen sie ein weiches Nest für Homers knochigen Körper baute. Leslie, der noch nie einen so alten Menschen gesehen hatte,
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