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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Sie legte ihren männlichen Kunden gegenüber ein forsches Benehmen an den Tag, das die einen einschüchterte und die anderen amüsierte; Qwilleran war stets amüsiert.
    Sie fuhr fort: »Woher haben Sie diese kupferne Lampe? Von mir nicht! Der Schirm paßt überhaupt nicht dazu!«
    Es war die hohe Lampe auf der Kornmode im Vorzimmer. »Gefällt sie Ihnen nicht? Ein einheimischer Metallkünstler hat sie bei der Kunsthandwerksausstellung angeboten.«
    »Sie ist okay, aber mit einem braunen Lampenschirm würde sie hundertmal besser aussehen – mit einem quadratischen, pyramidenartigen Schirm als Ergänzung zu dem rechteckigen Ständer. Ich werde Ihnen mit dem Wandbehang und den Kissen einen mitschicken.«
    »Und mit den Holzäpfeln«, erinnerte sie Qwilleran.
    »Wer hat die Sitzmöbel so im Raum verteilt?«
    »Wahrscheinlich die Maler, die den Wasserschaden repariert haben.«
    »Mein Monteur wird sie richtig anordnen, wenn er die Lieferung bringt. Ich sage ihm, er soll sie U-förmig um den Kamin gruppieren. Dann brauchen Sie nur noch einen Teppich, der etwas hermacht.« Die ganze Zeit über hatte sie konzentriert die Stirn gerunzelt; jetzt hellte sich ihr perfekt geschminktes Gesicht plötzlich auf. »Ich weiß, wo Sie einen feudalen dänischen Rya-Teppich bekommen können – handgemacht – 1,80 mal 2,40 – wunderbares Design, ungefähr Jahrgang 1950.«
    »Und für nur 10.000«, meinte er grinsend.
    Fran warf ihm kurz einen ärgerlichen Blick zu. »Er wird morgen in der stillen Auktion versteigert. Sie müssen bieten, um ihn zu bekommen. Alles, was versteigert wird, ist begutachtet worden, und ich war im Auswahlkomittee. Deshalb weiß ich davon.«
    »Sollte ich wissen, was eine stille Auktion ist?«
    »Also, bei der morgigen Auktion läuft es folgendermaßen: Firmen und Einzelpersonen haben Dinge gespendet, die verkauft werden sollen, und die Einnahmen gehen an das Tierheim von Pickax. Die Sachen werden im Gemeindesaal ausgestellt. Sie kaufen eine Eintrittskarte, spazieren herum, sehen sich alles an, trinken ein Glas Punsch, genießen die Atmosphäre und unterhalten sich mit den anderen Besuchern. Wenn Sie etwas sehen, das Ihnen gefällt, schreiben Sie Ihren Namen hin und den Betrag, den Sie bieten wollen. Dann kann jemand anderer den Betrag erhöhen. Das macht die Sache spannend.«
    »Hmmm«, überlegte Qwilleran. »Was glauben Sie, wie viel ich für den Teppich bieten sollte – das heißt, wenn er mir gefällt.«
    »Der Rufpreis ist 500 Dollar. Damit können Sie anfangen. Es macht Spaß, herumzugehen und zu schauen, wer wofür bietet – und wie viel. Es kommt vor, daß Freunde aus reiner Bosheit einander überbieten.«
    »Arch Riker würde vielleicht auch gerne an der Auktion teilnehmen«, bemerkte Qwilleran nicht ohne boshafte Hintergedanken.
    »Ich hoffe, Sie bekommen den Teppich«, sagte Fran. »Die Katzen werden begeistert sein!« Beim Hinausgehen sah sie neben der kupfernen Lampe die geschnitzte Eichenholzschatulle für die Handschuhe. »Bewahren Sie darin Ihre alten Liebesbriefe auf?«
    Qwilleran rief sofort bei den Rikers an. Arch, jetzt Herausgeber und Verleger des Dingsbums, war seit frühester Jugend mit ihm befreundet; seine Frau Mildred verfaßte die Haushaltsseite.
    Sie meldete sich.
    »Was macht Arch gerade?«, wollte Qwilleran wissen.
    »Er liest auswärtige Zeitungen.«
    »Hol ihn bitte mal an den Hörer.«
    Qwills Freund meldete sich gedankenverloren wie jemand, der drei Tage mit der Lektüre der New York Times im Verzug ist.
    »Arch!«, rief Qwilleran, um die Aufmerksamkeit seines Freundes zu erregen. »Wie wär’s, gehen wir vier morgen zum Sonntagsbrunch in Tipsy’s Tavern? Und dann zu der stillen Auktion im Gemeindesaal? Ich habe gehört, sie haben ziemlich gute Sachen.«
    Eine unwiderstehliche Einladung für jemanden, der Gourmet und Sammler zugleich war. »Wann? Wer fährt? Nehmen sie auch Kreditkarten?«, fragte Arch.
    Zufrieden mit der Verabredung, zog Qwilleran sich für die Autoprozession um und fuhr in die Stadt zu einem zeitigen Mittagessen. Die Zeit, die ihm dann noch blieb, konnte er angenehm im Antiquariat verbringen. Im Café des Mackintosh Inn, Rennie’s, aß er sein Lieblingssandwich, ein Reuben-Sandwich. Als er anschließend wieder gehen wollte, hörte er jemanden seinen Namen rufen.
    »Qwill! Ich habe gerade an Sie gedacht!«
    »Wenn man vom Teufel spricht… Wie läuft’s bei Ihnen, Barry?«
    »Super!«
    Der Klingenschoen-Fonds, jetzt Eigentümer des Gasthofs, hatte
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