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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Qwilleran strich sich über den Schnurrbart. »Es ist noch nicht bekannt gemacht worden, aber ich habe vor, in der öffentlichen Bücherei einen Saal für seltene Bücher einzurichten, zum Andenken an Eddington. Deshalb habe ich Sie heute hergebeten – um Bücher vorzuschlagen.«
    Damit war das Interesse seines Gastes schlagartig geweckt.
    »Als Hauptstück würde ich die dreibändigen Lithographien von David Roberts vorschlagen, Kirt. Und während ich Ihnen nachschenke, würden Sie auf dieser Karte eine Liste anderer Titel notieren, die in dem Saal für seltene Bücher ausgestellt werden sollten?«
    »Mit Vergnügen!«, sagte Nightingale.
    »Mit dem Klingenschoen-Fonds im Hintergrund sollten Kosten keine Rolle spielen. Wir hätten gerne, daß die Touristen, die früher zu dem komischen alten Buchgeschäft gepilgert sind, in Zukunft den Eddington-Smith-Gedenksaal mit seinen phantastischen Büchern besuchen.« Qwilleran unterdrückte ein Glucksen, als er an die beiden Beamten auf der Galerie dachte, die diese hochtrabende Rede auf Band aufnahmen.
    Er mixte noch eine Bloody Mary und schnitt die Pizza in Stücke. Er ließ sich dabei Zeit, während Nightingale mit offensichtlichem Vergnügen an seiner Liste arbeitete.
    Als sich Qwilleran diese Liste ansah, nickte er zufrieden. Sie war in der unverkennbaren Handschrift von George Omblower geschrieben.
    Die beiden Männer aßen die Pizza, und Qwilleran erklärte, daß sie aus einer Pizzeria in Kennebeck stamme, die auch ins Haus lieferte. Das Essen und Trinken und die Aussicht auf ein lukratives Geschäft hatten Nightingale seine übliche steife Förmlichkeit ein wenig ablegen lassen.
    Es war Zeit, daß Qwilleran ans Werk ging. »Für Sie muß sich in Pickax ja viel verändert haben, Kirt: das Ärztezentrum, der Flughafen, das öffentliche College, der Curlingclub. Ich habe Sie neulich dort gesehen – an dem Abend, als Cass die Treppe hinunterstürzte. Sind Sie Mitglied?«
    »Ich bin nur aus gesellschaftlichen Gründen Mitglied, mehr nicht. Nette Leute.«
    »Wie lange waren Sie vom Paradies auf Erden, wie wir es nennen, weg?«
    »Vielleicht 25 Jahre. Die Zeit vergeht.«
    »Ich nehme an, Sie haben die Highschool in Pickax besucht.«
    Der Gast nickte, befand das Thema aber nicht weiter für interessant.
    »Dort gibt es jetzt eine Schwimmhalle mit richtigem Wettkampfbecken.«
    »Tatsächlich?«
    »Kannten Sie vielleicht zufällig einen Schüler namens George Omblower?« Qwilleran glaubte gesehen zu haben, daß er ganz leicht zusammengezuckt war.
    »Kann ich nicht sagen.«
    »Er war ein erstklassiger Schüler und galt als sehr intelligent. Leider ist er auf die schiefe Bahn geraten und hat die Schule abgebrochen. Ein Freund von mir kannte seine Mutter. Sie lebte in Chipmunk. George hatte eine Freundin, die ihm jahrelang nachtrauerte und sich dann schließlich von der Brücke über den Bloody Creek hinabgestürzt hat.« Das hatte Qwilleran dazu erfunden; aber es rief bei seinem Gesprächspartner keinerlei Emotionen hervor. »Mrs. Omblower sagte, ihr Sohn sei im Osten mit dem Gesetz in Konflikt geraten und habe fünf Jahre im Gefängnis verbracht.«
    Nightingale befeuchtete sich zwar nicht die Lippen und zupfte sich nicht am Ohrläppchen, doch sein Nacken rötete sich.
    »Es gab noch so einen berüchtigten Jungen in der Highschool. Er hieß…« Qwilleran blickte zur Decke, als versuche er sich an den Namen zu erinnern, und sah, daß sich die Gästezimmertür langsam und lautlos öffnete. »Ich glaube, sein Name war Gideon Blake.«
    »Kann mich nicht an ihn erinnern. Hat diese Geschichte eine Pointe?« Der Mann wurde zusehends gereizter.
    »Gideon geriet auch in Schwierigkeiten, nahm aber einen anderen Namen an und wurde Bürgermeister unserer schönen Stadt.«
    Nightingale trank einen Schluck von seiner Bloody Mary.
    »Der einzige Grund, warum ich Sie mit dem hiesigen Klatsch langweile, ist, daß ein Gerücht umgeht, Omblower sei unter einem falschen Namen in die Stadt zurückgekehrt und werde wegen Brandstiftung und Mordes gesucht.«
    Sichtlich beunruhigt stellte Nightingale mit einer heftigen Bewegung sein Glas ab, und Qwilleran ging beiläufig zum Kamin, um die leichte Glut zu schüren – und um den Schürhaken in die Hand zu bekommen. Er drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, daß etwas in seine Richtung flog. Er duckte sich, und das Geschoß sauste an seinem Ohr vorbei und krachte in die gläserne Schiebetür. Gleichzeitig ertönten donnernde Befehle von
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