Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres
Autoren: Falcones Ildefonso
Vom Netzwerk:
verließ, hatte er laut auf das Gesetz geflucht, das es ihnen untersagte, Backöfen in ihren Häusern zu haben.
    »Gewiss«, antwortete er seinem Schwiegervater, während er die unangenehme Erinnerung beiseiteschob.
    Die beiden blickten über den Hof. Man mochte ihm einen Teil des Brotes gestohlen haben, dachte Bernat, aber nicht den Wein, den seine Gäste nun tranken – den besten, den sein Vater abgefüllt hatte und der jahrelang gereift war –, nicht das gepökelte Schweinefleisch, den Gemüseeintopf mit Huhn und natürlich auch nicht die vier Lämmer, die, ausgenommen und auf Stangen gespießt, langsam über dem Feuer brieten und einen unwiderstehlichen Duft verbreiteten.
    Plötzlich kam Bewegung in die Frauen. Der Eintopf war fertig, und die Schüsseln, die die Gäste mitgebracht hatten, wurden gefüllt. Pere und Bernat setzten sich an den einzigen Tisch, der im Hof stand, und die Frauen bedienten sie. Niemand nahm auf den übrigen vier Stühlen Platz. Stehend, auf Holzklötzen sitzend oder direkt auf der Erde hockend begannen die Leute, dem Festmahl zuzusprechen, den Blick auf die Lämmer gerichtet, um die sich unentwegt einige Frauen kümmerten, während sie Wein tranken, plauderten, riefen und lachten.
    »Ein wirklich großartiges Fest«, urteilte Pere Esteve zwischen zwei Bissen.
    Jemand ließ die Brautleute hochleben und alle stimmten mit ein.
    »Francesca!«, rief ihr Vater und erhob das Glas auf die Braut, die bei den Frauen stand.
    Bernat sah das Mädchen an, das erneut wegschaute.
    »Sie ist aufgeregt«, entschuldigte Pere sie mit einem Augenzwinkern. »Francesca, Tochter!«, rief er. »Stoß mit uns an! Nutz die Gunst der Stunde, bald sind wir alle weg … fast alle jedenfalls …«
    Das Gelächter verschüchterte Francesca noch mehr. Das Mädchen hob zögerlich ein Glas, das man ihm in die Hand gedrückt hatte, trank einen kleinen Schluck und wandte sich dann ab, um sich wieder dem Lamm zu widmen.
    Pere Esteve stieß mit Bernat an, dass der Wein aus dem Glas schwappte. »Du wirst schon dafür sorgen, dass sie ihre Schüchternheit verliert«, sagte er mit seiner dröhnenden Stimme, sodass es alle Anwesenden hören konnten.
    Lachend und scherzend sprachen alle dem Wein, dem Schweinefleisch und dem Gemüseeintopf zu. Als die Frauen gerade das Lamm vom Feuer nehmen wollten, verstummte eine Gruppe von Gästen und sah zum Waldrand hinter einigen weiten Feldern hinüber, am Ende einer sanften Anhöhe, auf dem die Estanyols einen Teil der Rebstöcke gepflanzt hatten, die so hervorragenden Wein gaben.
    Binnen Sekunden herrschte Schweigen unter den Anwesenden.
    Drei Reiter waren zwischen den Bäumen erschienen, gefolgt von einigen uniformierten Männern zu Fuß.
    »Was mag er hier wollen?«, flüsterte Pere Esteve.
    Bernats Blick folgte den Männern, die am Feldrain entlang auf sie zukamen. Die Gäste murmelten leise.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Bernat schließlich, gleichfalls flüsternd. »Er ist noch nie hier vorbeigekommen. Das ist nicht der Weg zur Burg.«
    »Dieser Besuch gefällt mir überhaupt nicht«, erklärte Pere Esteve.
    Die Männer näherten sich langsam. Statt des munteren Plauderns, das bislang im Hof geherrscht hatte, waren nun alle verstummt. Nur die Stimmen der Reiter waren zu vernehmen; bis zum Hof konnte man ihr Lachen hören. Bernat blickte zu seinen Gästen. Einige von ihnen hielten die Köpfe gesenkt. Er sah sich nach Francesca um, die bei den Frauen stand. Die polternde Stimme des Herrn von Navarcles war weithin zu hören. Bernat spürte, wie ihn die Wut packte.
    »Bernat! Bernat!«, rief Pere Esteve, während er ihn am Arm fasste. »Was machst du noch hier? Lauf zu ihnen, um sie zu begrüßen.«
    Bernat sprang auf und lief los, um seinen Herrn willkommen zu heißen.
    »Willkommen in Eurem Haus«, begrüßte er ihn keuchend, als er vor ihm stand.
    Llorenç de Bellera, Herr von Navarcles, zügelte sein Pferd und hielt vor Bernat an.
    »Bist du Estanyol, der Sohn des Verrückten?«, fragte er schroff.
    »Ja, mein Herr.«
    »Wir waren auf der Jagd und auf dem Heimweg zur Burg hat uns dieses Fest überrascht. Was ist der Anlass?«
    Zwischen den Pferden konnte er die mit der Jagdbeute beladenen Soldaten sehen: Kaninchen, Hasen und Rebhühner. ›Euer Besuch ist es, der einer Erklärung bedarf‹, hätte er gerne geantwortet. ›Oder hat Euch der Bäcker von dem Weißbrot erzählt?‹
    Sogar die Pferde schienen auf seine Antwort zu warten. Ganz still standen sie da und sahen ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher