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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman
Autoren: Lenos Verlag
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Augenblick blies Dexter Flimm den Rauch seiner Zigarette Krohn ins Gesicht.
    »Parfümiert«, sagte Krohn. »Ich rieche Ratten auch dann, wenn sie sich parfümiert haben.«
    »Piet, wenn du als Kronzeuge aussagst, liesse sich vielleicht etwas machen.«
    »Mach deinen Job, Flimm. Mach einfach deinen Job.«

    Auf der Rückfahrt war es ruhig im Wagen. Flimm sass auf dem Beifahrersitz, Auerbach und Brack hinten. Plötzlich plusterte sich Brack auf, schwoll an wie ein Schwamm, der mit zu viel Wasser getränkt worden war, atmete schwer, bekam einen feuerroten Kopf, und Auerbach machte sich Sorgen. Brack hatte Bluthochdruck, einen zu hohen Cholesterinspiegel – und eine Scheidunghinter sich. Aber der Chef des Bundeskriminalamtes brach in schallendes Gelächter aus. »Wir haben sie. Wir haben sie, weil wir ihn haben. Mein Gott, bin ich erleichtert. Flimm, er hasst Sie. Hinter dem Anschlag steckt ein persönliches Motiv, kein politisches. Gute Nachrichten für Ihren Innenminister.«
    »Vielleicht«, sagte Flimm, »vielleicht auch nicht.«
    »Verständlich, dass es Sie trifft, wenn das Attentat ursächlich oder zumindest indirekt mit Ihnen zu tun haben sollte«, sagte Brack und wartete auf eine gepfefferte Antwort.
    Auerbach reagierte schneller. »Stopp. Diese Geschichte wird hier nicht ausgetragen. Herr Flimm hat unsere beiden Geheimdienste zusammengeführt und effizienter gemacht. Auf Anordnung des Innenministers. Krohn hat diese Arbeit sabotiert und wusste um die Konsequenzen. Und jetzt hat er sich als ganz gewöhnlicher Verbrecher entpuppt.«
    Kurz bevor der Wagen vor dem Innenministerium anhielt, drehte sich Flimm zu Brack um und sagte: »Das Bundeskriminalamt hat auf der ganzen Linie versagt. Und wenn ich Chef dieser Truppe wäre, dann würde ich jetzt meinen Rücktritt einreichen, Herr Brack.«
    »Ich informiere die Generalbundesanwältin Renneberg«, sagte Auerbach.

K ripo findet zwei tote Attentäter in St. Galler Wohnung – Putin auf Blitzbesuch in Berlin. Was hat Russland mit dem Attentat zu tun? – Erste Spuren führen ins anarchistische Milieu – Schweizer Luftwaffe unter Beschuss. Warum überliessen die Helikopterpiloten die Säntisbahninsassen ihrem tödlichen Schicksal? – Tödliches Giftgas oder Kohlenmonoxid? Labor Spiez schweigt – Schweizer Verteidigungsminister will zurücktreten – Wer ist Frau Doktor Terror im St. Galler Kantonsspital? – Warum wollte der persönliche Berater der Kanzlerin bei Mast 2 die Säntisbahn verlassen?
    Die Medien waren beschäftigt. Die beiden Krisenstäbe in Bern und Berlin fütterten sie zwar nicht üppig, aber doch so, dass es zu keinen Übersäuerungsreaktionen namentlich jener Redaktionen kam, die stolz waren auf ihre Recherchierkünste. Kanzleramtschef Haxer ärgerte sich trotzdem, weil immer wieder Nachrichten nach aussen drangen, die nicht oder noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Aber Der Spiegel, die Süddeutsche, Bild und Blick hatten Infokanäle auf so vielen Ebenen, dass es sinnlos war, im Einzelfall ausfindig zu machen, wer geplaudert hatte.
    Pierre Haxer nahm an, dass die Kanzlerin ihn deshalb sprechen wollte, und suchte in seinen Unterlagen nach Belegstellen für dies und das. Kein Mensch wusste, wer in dieser Geschichte wofür zuständig war, die Dienste mischten mit, die Generalbundesanwältin, das Bundeskriminalamt – und natürlich die Schweizer Behörden, die fast übereifrig aktiv waren. Verständlich. Die Schweizer Regierung war unter Druck, und namentlich das Verteidigungsministerium und der Schweizer Inlandsgeheimdienst waren in Erklärungsnot. Haxer wollte gerade sein Jackett vom Kleiderständer nehmen, als ihn die Kanzlerin ärmellos überraschte. »Herr Haxer, ich habe schlecht geträumt. Können Sie mir sagen, warum?« Sie blieb stehen, verschränkte die Arme hinter dem Rücken, was kein gutes Zeichen war. »Das Sprichwort sagt: ›Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum.‹ Aber ich muss Ihnen sagen, Herr Haxer, dass ich diesen Traum nicht leben möchte. Ich habe von Ihnen geträumt.«
    »Was soll ich dazu sagen, Frau Kanzlerin?«
    »Da Sie es vorgezogen haben, mir überhaupt nichts mehr zu sagen, brauchen Sie auch dazu nichts zu sagen. Aber Sie können sich Gedanken um Ihre Zukunft machen.«
    Haxer ging in Deckung. »Ich weiss nicht, ob ich Sie richtig verstanden habe.«
    »Haxer, ich weiss nicht, welches Spiel Sie spielen.«
    »Ich bin kein Spieler. Ich spiele nie.«
    »Sehen Sie, genau das ist das
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