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Die Kampagne

Titel: Die Kampagne
Autoren: David Baldacci
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Shaw.
    »Das sind die meisten Männer, die zu mir kommen.«
    »Das glaube ich.«
    »Wo ist dein Ehering?«, fragte sie misstrauisch.
    »Den trage ich nie bei der Arbeit.«
    »Bist du sicher, dass du mich nicht willst?« Ihr Tonfall war so ungläubig und verärgert wie ihr Gesichtsausdruck.
    Shaw ließ sich seine Belustigung nicht anmerken. Die Frau musste wirklich neu in dem Geschäft sein, wenn ihre Eitelkeit noch intakt war. Die älteren Huren freuten sich über jede Gelegenheit, Geld zu machen, ohne dafür ins Bett hüpfen zu müssen.
    »Ja, ich bin mir sicher«, sagte Shaw. Sie zog ihren Tanga hoch. »Schade.«
    »Ja, schade«, sagte Shaw.
    Bald würde er in Dublin sein, bei der einzigen Frau, die er je wirklich geliebt hatte. In zwei Tagen schon, wenn alles nach Plan lief.
    Doch in seinem Job war das ein sehr großes »Wenn«.

Kapitel 6
    I mmer hat irgendein verdammter Tunesier, Marokkaner oder Ägypter etwas damit zu tun. Immer, ging es Shaw durch den Kopf. Machte man bei diesen Kerlen auch nur den geringsten Fehler, rissen sie einem die Eier ab und stopften sie einem ins Maul, und wenn man sie dann nach dem Grund fragte, sagten sie, Allah habe es ihnen befohlen ... falls sie überhaupt etwas sagten. Ich sehe dich im Paradies, Ungläubiger. Dort kannst du mir bis in alle Ewigkeit dienen, du dreckiges Schwein. Shaw kannte die Reden auswendig.
    Er packte den schweren Koffer fest mit der rechten Hand und hielt die Linke in die Höhe, während der drahtige Tunesier mit den roten Augen, dem grimmigen Gesicht und den gefletschten Zähnen ihn abtastete.
    Neben Shaw standen weitere sechs Männer in dem kleinen Raum. Es war eine typische Wohnung an einem kleineren Kanal. Hoch oben, mit einem Eingang schmal wie ein Rattenloch und mit Tauen anstelle eines Treppengeländers, konnte man schon bei dem fast senkrechten Anstieg zur Wohnung außer Atem kommen - ein Umstand, der in den Häusern entlang der Kanäle von Amsterdam nicht ungewöhnlich war.
    Der Grund dafür war in der Geschichte zu suchen, wie Shaw gelernt hatte. Vor Jahrhunderten hatten alle diese Häuser Kaufleuten gehört, und damals waren die einzigen Zimmerleute Schiffszimmerleute gewesen. Diese Männer waren logischerweise zu dem Schluss gekommen, dass das, was gut für ein Schiff war, auch gut für ein Haus sein müsse. So hatten sie dann auch die Treppen fast senkrecht angelegt wie auf einem Schiff, wo Platz knapp gewesen war. Das war auch der Grund dafür, weshalb bei den meisten Häusern ein Stahlträger aus dem obersten Stock ragte: Einst hatte man daran Waren nach oben gezogen; heutzutage nutzte man die Träger, um sperrige Gegenstände aller Art, die man unmöglich über die schmalen Treppen transportieren konnte, ins Haus zu befördern.
    Am Abend zuvor hatte Shaw den Rotlichtbezirk verlassen, war in sein Hotel zurückgekehrt und hatte an der Rezeption Bescheid gesagt, dass er auschecken wolle. Der diensthabende Portier stand ohne Zweifel auf der Lohnliste von Personen, die über jede Bewegung Shaws informiert sein wollten; der Mann würde seine Auftraggeber nun auch davon in Kenntnis setzen, dass Shaw das Intercontinental verließ. Er musste also damit rechnen, dass man ihm folgte.
    Da Shaw jedoch nicht auf Gesellschaft erpicht war, ließ er seine Tasche und die Kleidung zurück und verließ das Hotel durch den Keller. Das war auch der ursprüngliche Grund gewesen, überhaupt in dem riesigen Intercontinental mit seinen vielen Ausgängen abzusteigen: Er musste sich absetzen können, ohne gesehen zu werden. Shaw hielt sich an die Informationen, die er von dem alten Mann bei der Hure bekommen hatte, und ließ sich auf der Ladefläche eines alten Lasters zu einem Ziel außerhalb der Stadt kutschieren, wo das Land flach und grün war. Er hatte ein paar Anrufe gemacht und am nächsten Abend den Koffer an sich genommen, den der Tunesier ihm nun so eifrig zu entwinden versuchte.
    Plötzlich riss der viel größere Shaw dem Mann den Griff des Koffers aus der Hand. Der Tunesier stürzte zu Boden und schlug mit dem Gesicht auf, war aber sofort wieder auf den Beinen. Blut tropfte ihm aus der Nase, und in seiner sehnigen, kräftigen Hand funkelte ein Messer.
    Shaw drehte sich zu dem Anführer des Haufens um, einem Iraner auf einem Stuhl - sein Minithron, dachte Shaw -, der ihn mit festem Blick beäugte.
    »Wollen Sie die Ware sehen?«, fragte Shaw. »Falls ja, rufen Sie Ihren Geier zurück.«
    Der schlanke Perser, der eine gestärkte Bügelfaltenhose und ein
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