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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie
Autoren: Felicitas Gruber
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Inkonsequenz – das hatte sie jetzt davon.
    Sebastian würde einen Granatenwutanfall bekommen, wenn er erfuhr, wie das passiert war, und ihr wie immer die Schuld an allem geben. Aber selbst wenn: Sie wollte nur noch, dass er endlich bei ihr war und sie in die Arme nahm, bevor sie endgültig den Verstand verlor …
    Zwei weitere Weißkittel kamen angerannt.
    »Magen auspumpen«, schnappte Katrin auf, als die Türen aufgingen. Die Ärzte machten betretene Gesichter. »Dann wissen wir mehr. Und jemand soll gleich mal bei der Tox anrufen. Die Kollegen von der Rechtsmedizin müssen unbedingt …« Schon schlossen sich die Türen wieder.
    Das Warten auf ihren Mann kam Katrin endlos vor. Einmal watschelte eine stämmige Frau den Gang entlang, einen großen Plastiksack im Putzwagen eingehängt. Ganz obenauf lag das zerknüllte Foto aus der Notaufnahme. Blicklos starrte Katrin einen Moment darauf, ohne irgendetwas zu erkennen.
    Schließlich hörte sie, wie der Lift stoppte und die Tür aufging. Sebastian Füracker kam mit großen Schritten angerannt. Sein hageres Gesicht war zornesrot.
    »Wo ist Nessie?«, rief er. »Was ist mit ihr? Warum hast ned besser auf meine Prinzessin aufpasst?«

7
    George
    W ar das etwa George Clooney, der da vor dem Eingang in der Nußbaumstraße stand?
    Nein, natürlich nicht. Aber auf den ersten Blick sahen Joe und er sich wirklich zum Verwechseln ähnlich: die gleichen grau melierten Haare, die gleiche athletische Statur, den gleichen amüsierten Blick in den sanften, dunkelbraunen Augen, in denen man sich verlieren konnte und nie wieder auftauchen wollte …
    Damals, vor über zehn Jahren, als Sofie und Joe gemeinsam das Gelände bei einer Kinopremiere im Gloria-Filmpalast sichern sollten, hatte die kreischende Menge sich derart auf Joe gestürzt, dass Sofie umgehend Verstärkung bei den Kollegen anfordern musste. Clooneys eigentlicher Auftritt hatte dann fast niemanden mehr interessiert, zumindest nicht die Fans auf der Straße.
    George! Mitten unter ihnen! In der Uniform eines bayerischen Polizisten!
    Noch Tage später war dieser vermeintliche PR -Gag das Thema in den Münchner Gazetten, und irgendwelche halbseidenen Agenten, Zeitungsfritzen und Fernsehleute rannten Joe und Sofie förmlich die Bude ein, um George Clooneys perfektes Double abzuwerben – »Hollywood ruft nach Ihnen, Herr Lederer!« – oder zumindest ein Interview mit diesem erstaunlich gut aussehenden Polizisten zu bekommen. Allen voran diese aufgebrezelte blonde Schnepfe mit den endlos langen Beinen, den perfekt manikürten Fingernägeln und dem Schlafzimmerblick, die Joe beim Abschied gleich noch ihre private Telefonnummer aufgeschrieben und vertraulich in die Hand gedrückt hatte …
    Damals hatten Sofie und Joe herzhaft über das ganze Remmidemmi gelacht. Damals. Als sie Joe dann allerdings mit diesem brünetten Blunsenbummerl von der Verwaltung im LKA ein paar Jahre später in ihrem gemeinsamen Ehebett erwischte, war Sofie das Lachen endgültig vergangen.
    Zumal es nicht das erste Mal gewesen war, dass ihr Göttergatte anderweitig gegrast hatte. Immer wieder hatte er geschworen, es würde nicht mehr vorkommen. Immer wieder hatte er ihr versichert, dass sie die Einzige in seinem Herzen sei. Und wenn – was war mit dem ganzen Rest? Trotzdem hatte sie ihm stets aufs Neue geglaubt und fünf gerade sein lassen, auch wenn es schwerfiel.
    Bis zu jenem einen Abend. Da hatte es ihr ein für alle Mal den Vogel rausgehauen, und sie hatte unter ihre Ehe einen Schlussstrich gezogen.
    Seitdem hatte sie Joe nicht mehr gesehen. Zum Glück konnte man sich ja inzwischen scheiden lassen, ohne sich noch mal begegnen zu müssen.
    Und jetzt stand ein paar Meter entfernt ihr Ex vor dem Institut für Rechtsmedizin und wandte ihr den Rücken zu!
    Natürlich war damit zu rechnen gewesen – hier gingen nun mal naturgemäß ständig irgendwelche Kriminaler ein und aus.
    Aber ausgerechnet gleich jetzt und heute?
    Sofie seufzte.
    George wäre ihr weitaus lieber gewesen. Aber es half ja nix. Sie atmete tief durch, sperrte ihr Fahrrad ab und steuerte energisch auf den Eingang zu. Augen zu und durch!
    »Joe?«
    Verdutzt drehte der Mann sich um und musterte Sofie aufmerksam von oben bis unten. Dann lächelte er sie an, wobei er eine Reihe nikotingelber, schadhafter Zähne entblößte. Und auch sonst hatte der Typ bei näherem Hinsehen weder mit George noch mit Joe große Ähnlichkeit. Die beiden wären ihr wohl aufs Dach gestiegen, wenn sie Wind davon
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