Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Judas Variante

Titel: Die Judas Variante
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Boden. Mit der
anderen Hand riss er seine eigene Pfeilpistole aus dem Gürtel und suchte die Umgebung nach dem
Angreifer ab.
»Ecke!«, rief Weissmann mit rauer Stimme und zielte mit seiner Waffe in diese Richtung.
Galway sah, dass es sich um zwei Personen handelte, die sich neben zwei Häusern auf beiden Seiten
der Straße geduckt hatten; die Mündungen ihrer langläufigen Flinten senkten sich kurz, als sie
das Ziel neu erfassten. Er richtete seine Waffe auf sie, wobei er aber instinktiv wusste, dass
weder er noch Weissmann schnell genug zu reagieren vermochten.
Und in diesem Moment, als die Zeit für einen Herzschlag stillzustehen schien, handelte
Taakh.
Er war nicht so schnell wie ein Blackcollar, sagte Galway sich in irgendeinem Winkel seines
Bewusstseins. Er war auch nicht so geschmeidig, und seine Bewegungen hatten nichts von ihrer
maschinellen Präzision und Ästhetik. Aber er war schnell genug, und präzise genug war er allemal.
Mit einer Pranke packte er den nächsten von Weissmanns Sicherheitskräften am Schlafittchen und
schleuderte ihn gegen Judas, sodass beide Männer zu Boden gingen. Das durch ihre Landung
verursachte Schneegestöber hielt noch an, als zwei lautlose grüne Lichtstrahlen aus dem Laser in
der anderen Hand des Ryq schossen und beide Angreifer über ihren Waffen zusammenbrachen.
»Alles in Ordnung, Präfekt?«, fragte Weissmann besorgt. Der Rest seiner Truppe war nun in
Bewegung - drei liefen zu den gescheiterten Attentätern, und die anderen schwärmten aus und
durchkämmten die Umgebung.
»Ich bin in Ordnung«, versicherte Galway ihm. Er sah, wie Judas und der Sicherheitsmann sich
wieder entwirrten und aufstanden. »Judas?«
»Ich bin auch in Ordnung«, sagte Judas mit bebender Stimme. »Was zum Teufel hatte das denn
zu bedeuten?«
»Sie wissen es wirklich nicht?«, hakte Galway nach.
Judas' Hände erstarrten mitten in der Bewegung, sich den Schnee von der Brust zu klopfen. »Wie
meinen Sie das?«
»Ich meine, das war kein Rettungsversuch«, sagte Galway geradeheraus. »Nicht mit nur zwei
Männern. Ganz sicher nicht mit zwei Männern, die mit tödlichen Waffen ausgerüstet sind.«
Judas ließ den Blick über die ausgestreckten Körper schweifen und hatte plötzlich einen Kloß im
Hals. »Wollen Sie damit sagen, sie hätten versucht, mich zu töten?«
»Wieso nicht?«, erwiderte Galway. »Sie haben keinen Nutzen mehr für sie. Also wollten sie
vielleicht dafür sorgen, dass Sie auch für uns nicht mehr von Nutzen sind.«
Er wusste natürlich, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach, und verspürte deshalb leichte
Gewissensbisse. Der Widerstand hätte Judas überhaupt nicht umbringen müssen, um ihn für Galways
Zwecke zu entwerten. Sie hätten ihn nur irgendwie entstellen müssen, entweder mit einer frischen
Narbe oder mit einer kleinen, aber auffälligen Muskelverletzung. Der Umstand, dass die ersten
Schüsse ihn so deutlich verfehlt hatten, war ein starkes Indiz für genau dieses Vorhaben.
Judas zu einer falschen Schlussfolgerung zu verleiten würde aber dazu beitragen, auch seine
letzte emotionale Bindung an den Widerstand zu kappen.
Und es gehörte bestimmt nicht zu Galways Aufgaben, irgendwelche falschen Schlussfolgerungen zu
korrigieren.
Taakh wandte sich mit zornig funkelnden Augen an Weissmann. »Ihr... werdet... die... Stadt...
niederbrennen«, befahl er. »Die... ganze... Stadt.«
Weissmanns Augen weiteten sich. »Niederbrennen ...? Aber Eure Eminenz...«
»Willst... du... mir... widersprechen?«, knurrte der Ryq und hob warnend den Laser.
»Nein, Eure Eminenz, natürlich nicht«, beeilte Weissmann sich zu sagen. »Aber...«
»Ich glaube nicht, dass wir die Stadt zerstören müssen, Eure Eminenz.« Galway sprang für
Weissmann in die Bresche und bedeutete ihm zu schweigen. »Wir veranlassen Leutnant Weissmann
einfach, das Gebiet für die nächsten acht Monate abzusperren.«
Nun richtete Weissmann seinen konsternierten Blick auf Galway. »Acht Monate !«, zischte
er.
»Du... bist... still«, stieß Taakh gepresst hervor.
Für eine Weile sagte niemand etwas. Taakh schaute über den Schnee auf die Sicherheitskräfte, die
die toten Attentäter untersuchten; und obwohl die Ryq-Mimik für Menschen fast nicht zu
entschlüsseln war, vermochte Galway doch den heftigen Konflikt zu erkennen, der sich in den Augen
des Alien widerspiegelte. Auf der einen Seite verlangte der Stolz von ihm, dass er die Stadt dem
Erdboden gleichmachte, die es gewagt hatte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher