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Die Jagd nach dem Vampir

Titel: Die Jagd nach dem Vampir
Autoren: Nancy Atherton
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kam.
    »Mr Barlow meint, dass es sechs bis zehn Tage dauern kann, bis er die Ersatzteile für den Ofen bekommt«, verkündete er. Er schaute auf das Bild, lehnte sich gegen die Küchentheke und verschränkte die Arme.
    »Ich kann nicht von zu Hause aus arbeiten, Lori, nicht länger als ein, zwei Tage. Das Arbeitszimmer ist nun mal kein vollständig eingerichtetes Büro, und außerdem werde ich ständig abgelenkt. Ich brauche mehr als einen Laptop und ein Telefon, um meinen Job ordentlich zu machen.«
    »Du willst doch nicht etwa nach London?«, sagte ich perplex. »Für zehn Tage?«
    »Mir bleibt nichts anderes übrig. Wir befinden uns mitten in der Bearbeitung des Shuttleworth-Nachlasses, der sich, aufgrund der tiefen und immerwährenden Liebe von Mrs Shuttleworth zu ihren Katzen, als äußerst kompliziert erweist. Im Londoner Büro heißt es bereits ›alle Mann an Deck‹, und ich muss dafür sorgen, dass alles glatt läuft. Auf keinen Fall dürfen wir Miss Muffins Treuhandfonds mit dem von Mr Muddy-Buddy verwechseln.«
    »Dir ist das Wohlergehen von ein paar Katzen wichtiger als das deiner Söhne?«, sagte ich entrüstet. »Verstehst du denn nicht? Vielleicht befinden sich die Jungen in Gefahr.«
    Bill seufzte. »Wenn ich auch nur eine Sekunde glauben würde, dass Will und Rob in Gefahr sind, würde ich hierbleiben.«
    Ich hielt ihm Wills Zeichnung unter die Nase. »Und was ist mit Rendor?«
    »Es gibt ihn nicht, Lori.«
    »Ich weiß, dass es Rendor nicht wirklich gibt«, sagte ich entnervt. »Aber irgendjemanden haben die Jungen gesehen. Ich wette, dass dort draußen in den Wäldern von Anscombe Manor ein perverser Fiesling lauert.«
    »Die Wette würdest du verlieren«, entgegnete Bill trocken. »Ich habe gerade noch mal mit Kit telefoniert. Er hat die Stelle untersucht, an der die Jungen Rendor angeblich gesehen haben, und er hat keine Anzeichen dafür gefunden, dass sich jemand dort aufgehalten hat – keine Fußspuren, keine geknickten Zweige, keinen Fledermauskot. Aber es gibt dort einen alten knorrigen Baum, den man an einem nebligen Oktobertag für so manches halten könnte. Er ist überzeugt, dass die Jungen den Baum mit dem Vampir verwechselt haben. Deshalb hat er uns auch nichts davon erzählt. Er hielt die Sache für so nebensächlich, dass sie nicht mal einen Anruf wert war.«
    »Was ist mit den Fledermäusen?«, fragte ich und deutete auf das Bild.
    »Abgestorbene Blätter im Wind.« Bill legte mir die Hände auf die Schultern und sah mich ernst an. »Kit liebt Will und Rob, als wären es seine eigenen Söhne. Er ist verantwortlich für jedes Kind, das seinen Fuß in den Reitstall setzt. Glaubst du wirklich, er würde zusehen und nichts unternehmen, wenn er glaubte, dass ein perverser Fiesling in der Nähe von Anscombe Manor herumstreift?«
    »Nein«, antwortete ich zögerlich, »aber vielleicht hat er nicht an der richtigen Stelle gesucht.«
    »Ich habe auch mit Emma gesprochen«, sagte Bill. »Und sie …«
    »Genau, warum hat sie mir nichts von dem Vampir erzählt, sie war doch gestern hier. Sie hätte es mir sagen können, aber sie hat kein Sterbenswörtchen erwähnt.«
    »Sie hat nichts gesagt, weil sie fürchtete, dass du überreagieren würdest, genau wie du bei dem Anruf von Miss Archer überreagiert hast.« Bill hob die Augenbrauen. »Hm, ich frage mich, ob sie recht gehabt hat.«
    »Aber Kit hat vielleicht wirklich etwas übersehen«, beharrte ich.
    »Ich glaube nicht«, sagte Bill. »Emma hat mir berichtet, dass sich am Sonntag fast vierzig Menschen – Kinder, Erwachsene, Mitarbeiter – auf Anscombe befunden haben, über das ganze Anwesen verstreut. Nicht ein Einziger hat erzählt, er hätte einen Fremden in den Wäldern gesehen, außer Will und Rob, die, seit sie dieses dumme Comicbuch in die Finger bekamen, nur noch Vampire im Kopf haben. Sie sind noch klein und leicht beeinflussbar. Also haben sie einen Baum für einen Vampir gehalten.« Er zog mir Wills Zeichnung aus der Hand, zerknüllte sie zu einem Ball und warf sie in den Mülleimer unter der Spüle. »Ende der Geschichte.«
    Es fiel mir nicht leicht, meinen Argwohn zu begraben. »Wahrscheinlich hast du recht.«
    »Wie immer, oder?«, meinte er grinsend. »Ich wohne im Flamborough, solange ich in London bin.«
    »Sicherlich«, sagte ich. Bill stieg immer im Flamborough ab, wenn er in London war.
    »Wenn Mrs Brightman oder Miss Archer mich sprechen wollen«, fuhr er fort, »können sie mich dort oder auf meinem Handy
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