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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore
Autoren: Jules Verne
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an den Hotels vorüberkam, auch ein recht freundliches Gesicht, während die Verlierenden ihn nur mit Achselzucken begrüßten.
    Endlich schlug die Rathausuhr zehn. Sein Pferd anhaltend, zählte der Fremde die zehn Schläge und überzeugte sich von der Übereinstimmung der öffentlichen Uhr mit der eignen, die er aus der Tasche hervorzog.
    Nun fehlten nur noch sieben Minuten zu der für das Rendez-vous bestimmten Zeit, die bald nachher also schon überschritten war.
    Seth Stanfort kehrte nach dem Eingange der Exeterstraße zurück; offenbar konnte weder er noch sein Pferd sich ruhig verhalten.
    Jetzt herrschte auf dieser Straße ein lebhafter Verkehr. Mit denen, die diese hinausgingen, beschäftigte sich Seth Stanfort nicht im geringsten. Seine ganze Aufmerksamkeit galt nur denen, die die Straße herabkamen, und er lugte scharf nach diesen aus, sobald sie an deren hochgelegenem Ende auftauchten.
    Die Exeterstraße ist so lang, daß ein Fußgänger reichlich zehn Minuten braucht, sie zu durchmessen, drei oder vier Minuten aber nur ein schnellfahrender Wagen oder ein Pferd in gestrecktem Trab.
    Um die Fußgänger kümmerte sich unser Reiter freilich kaum, er sah sie sogar nicht einmal. Sein vertrautester Freund hätte zu Fuß an ihm vorübergehen können, er hätte ihn gewiß gar nicht bemerkt. Die erwartete Person konnte nur zu Wagen oder zu Pferde ankommen.
    Würde sie aber zur erwähnten Zeit eintreffen? Daran fehlten nur noch drei Minuten, gerade genug Zeit, die Exeterstraße hinunterzufahren, auf deren Höhenpunkte zeigte sich aber weder ein Wagen, noch ein Kraftfahrrad oder ein Bizyklett, ebensowenig ein Automobil, das, wenn es mit achtzig Kilometer Geschwindigkeit in der Stunde dahinsauste, sein Ziel noch ganz kurz vor dem Zeitpunkte für das Rendez-vous erreicht hätte.
    Seth Stanfort durchmaß die Exeterstraße noch mit einem letzten Blicke. In seinen Augen leuchtete ein Blitz auf, der durch die Pupille hervorschoß, während er im Tone unerschütterlicher Entschlossenheit die Worte murmelte:
    »Wenn sie um zehn Uhr sieben Minuten nicht hier ist, heirate ich überhaupt nicht!«
    Wie eine Antwort auf diese Erklärung hörte man da im gleichen Augenblick den Galopp eines Pferdes, das oben von der Straße herunterkam. Auf dem Tiere, einem prächtigen Zelter, saß eine junge Frau, die es mit ebensoviel Grazie wie Sicherheit lenkte. Die Leute wichen vor ihm zurück, so daß sich ihm bis zum Platze hinunter kein Hindernis entgegenstellte.
    Seth Stanfort erkannte die, die er erwartete; seine Züge wurden wieder ruhiger. Er trieb sein Pferd an und begab sich ruhigen Schrittes vor das Haus des Richters.
    Das reizte natürlich die neugierige Menge, die sich herandrängte, ohne daß der Fremde von ihr auch nur im geringsten Notiz nahm.
    Einige Sekunden später sprengte auch die Reiterin auf den Platz ein und ihr von weißem Schaume bedecktes Pferd hielt zwei Schritte vor der Tür.
    Der Fremde gab sich zu erkennen und sagte:
    »Ich begrüße Miß Arcadia Walker…
    – Und ich Mister Seth Stanfort,« erwiderte Arcadia Walker, indem sie sich mit graziöser Bewegung leicht verbeugte.
    Selbstverständlich verloren die Eingebornen das Paar, das sie nicht kannten, keine Sekunde aus den Augen.
    »Wenn sie wegen eines Prozesses gekommen sind, raunten sie einander zu, so möchte man wünschen, daß dieser Prozeß zum Vorteil beider ausginge.
    – Das wird auch der Fall sein, oder Mister Proth wäre nicht der geschickte Mann, der er doch ist.
    – Und wäre keines von beiden verheiratet, so wär’s das beste, die Geschichte endete mit einer Hochzeit!«
    So flogen die Worte hinüber und herüber, so äußerten sich die Ansichten der Müßiggänger, doch weder Seth Stanfort noch Miß Arcadia Walker schien die ziemlich lästige Neugier, die sie erweckten, zu beachten.
    Seth Stanfort wollte eben absteigen, um an die Tür des Mr. John Proth zu klopfen, als diese sich schon öffnete.
    Mr. John Proth erschien auf der Schwelle, diesmal aber auch die alte Dienerin Kate dicht hinter ihm. Beide hatten Pferdegetrappel vor dem Hause gehört, und der Richter, der seinen Garten, sowie die Dienerin, die ihre Küche verließ, wollten wissen, was das zu bedeuten hätte.
    Seth Stanfort blieb also im Sattel und wendete sich an den Beamten.
    »Herr Richter John Proth, sagte er, ich bin Seth Stanfort aus Boston, Massachusetts.
    – Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mister Seth Stanfort.
    – Und hier ist Miß Arcadia Walker aus Trenton,
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