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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore
Autoren: Jules Verne
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alles besser klappen als mit diesem Tolpatsch erster Klasse!«
    Das Frühstück nahm seinen Anfang… die Munde öffneten sich aber nur, um zu essen. Mitz, die sonst, wenn sie die Gerichte brachte oder die Teller wechselte, gern ein wenig schwätzte, öffnete heute niemals das Gehege ihrer Zähne. Dieses Schweigen wurde bedrückend, der Zwang lästig. Um dem ein Ende zu machen, fragte Francis Gordon – nur um etwas zu sagen –:
    »Bist du mit deinem heutigen Vormittag zufrieden, lieber Onkel?
    – Nein, erwiderte Dean Forsyth. Der Zustand des Himmels war nicht günstig, und dieses Beobachtungshindernis hat mich heute besonders geärgert.
    – Hattest du etwa eine astronomische Entdeckung in Aussicht?
    – Ich glaube ja, Francis. Ich kann darüber aber nicht eher etwas Bestimmtes sagen, als bis eine neue Beobachtung…
    – Da haben wir’s ja, Herr Forsyth, unterbrach ihn Mitz trocken, was Sie nun schon acht Tage so in Bann hält, daß Sie in Ihrem Turm bald anwachsen werden, und das Sie die Nacht aus den Federn jagt. Jawohl, die letzte Nacht dreimal, ich hab’ es ganz gut gehört, ich habe, Gott sei Dank, keinen Wattepfropfen in den Ohren! setzte sie als Antwort auf eine Geste ihres Herrn hinzu, um zu verstehen zu geben, daß sie keineswegs taub wäre.
    – Ja ja, so ist es, meine brave Mitz,« stimmte ihr Dean Forsyth versöhnlichen Tones bei.
    Vergebliche Liebesmüh.
    »Eine ›astrokomische‹ Entdeckung! 1 rief die würdige Dienerin voller Entrüstung. Und wenn Sie nun dabei tüchtig heruntergekommen sind, wenn Sie sich von dem Sitzen vor Ihren »Schläuchen« einen Buckel und vielleicht eine gehörige Kurzatmigkeit zugezogen haben, die… ja, da werden Sie eine hübsche Figur spielen! Oder kommen dann etwa Ihre Sterne herunter, Ihnen zu helfen, und verordnet Ihnen der Doktor vielleicht, sie als Pillen zu verschlucken?«
    Schon aus dem Ton der ersten Worte dieser Standrede erkannte Dean Forsyth, daß es besser sei, nicht darauf zu antworten. Er aß also schweigend weiter, aber so zerstreut, daß er manchmal sein Glas für seinen Teller hielt und umgekehrt.
    Francis Gordon gab sich alle erdenkliche Mühe, ein Gespräch im Gange zu erhalten, es war jedoch, als ob er nur der Wüste etwas vorpredigte. Sein Onkel saß finster da und schien ihn überhaupt nicht zu hören. So ergriff er den Ausweg, vom Wetter zu reden. Wenn man nichts Gescheites mehr zu sagen weiß, so spricht man eben vom Wetter, wie es gewesen ist, wie es eben ist und wie es sich gestalten wird. Das ist ja ein unerschöpfliches Thema, bei dem auch der Beschränkteste mitreden kann. Hier kam noch dazu, daß sich Mr. Dean Forsyth für atmosphärische Fragen interessierte. In einem Augenblicke, wo dickere Wolken das Speisezimmer einmal noch mehr verdunkelten, hob er den Kopf in die Höhe, sah durchs Fenster und rief, während ihm die Gabel aus der Hand fiel:
    »Werden sich diese verwünschten Wolken denn gar nicht einmal vom Himmel wegscheren, und wenn’s auch nur um den Preis eines tüchtigen Platzregens wäre?
    – Na… meiner Treu, nahm Mitz wieder das Wort, nach einer dreiwöchigen Dürre würde das doch der Erde recht wohl tun.
    – Der Erde… der Erde! murmelte Mr. Dean Forsyth halblaut, aber so verächtlich vor sich hin, daß er sich folgende Antwort der alten Dienerin zuzog:
    – Jawohl, der Erde, mein Herr Forsyth. Ich dächte, die wäre wenigstens ebensoviel wert wie der Himmel, von dem Sie nicht herabsteigen wollen… nicht einmal mehr zur Zeit des Frühstücks!
    – Ereifern Sie sich nicht, meine ›gute Mitz‹,« sagte Francis Gordon fast bittend.
    Vergeblich. Die gute Mitz war nicht in der Laune, sich so leicht umstimmen zu lassen.
    »Ach was, hier gibt’s gar keine ›gute Mitz‹, fuhr sie aufgeregt fort. Sie gucken sich ja nicht einmal den Mond genug an, sonst müßten Sie wissen, daß es im Frühling regnen muß. Wenn es im März nicht regnet, wann soll es denn dann regnen, frag’ ich Sie?
    – Lieber Onkel, lenkte der Neffe ein, es ist ja richtig, daß wir jetzt im März, am Anfange des Frühlings sind, und da muß man das Wetter ja nehmen, wie es eben ist. Bald kommt aber der Sommer, der wird dir einen reineren Himmel bescheren. Dann kannst du deine Arbeiten unter günstigeren Verhältnissen fortsetzen. Nur ein wenig Geduld, bester Onkel!
    – Geduld… Geduld, Francis? entgegnete Mr. Dean Forsyth, dessen Stirn jetzt nicht weniger finster aussah, als der Himmel draußen, du sprichst von Geduld! Wenn er nun so weit fortgeht,
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