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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night
Autoren: Richard Laymon
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hat.
    »Himmel«, flüsterte sie.
    »Was?«
    »Nichts. Jetzt zieh dich endlich an.«
    »Auf keinen Fall. Sobald ich anfange, mich anzuziehen, schaltest du das Licht ein. Wo ist Evelyn überhaupt? Wahrscheinlich hat sie sich irgendwo mit einer Kamera versteckt.«
    Wenn ich ihm erzähle, dass sie tot ist, würde ihm das sein vorlautes Mundwerk ziemlich schnell stopfen.
    Nein, wahrscheinlich würde er denken, dass das zu unserem Scherz gehört.
    Außerdem konnte sie es ihm unmöglich sagen. So etwas würde sie niemals über die Lippen bringen.
    Wo blieb dieses verdammte Monster nur?
    Vielleicht kam er gar nicht. Vielleicht war er schon weg.
    Keine Chance, dachte sie.
    Was mache ich hier überhaupt?
    Warten und bluten, dachte sie.
    Nein, das stimmte nicht ganz. Ihre Wunde schien sich bereits geschlossen zu haben. Das Blut auf ihrer Haut
war getrocknet und juckte. Ein Rinnsal führte von der Wunde über die Vertiefung am Beinansatz in steilem Winkel auf ihren Schritt zu.
    Jetzt, wo sie darüber nachdachte, wurde das Jucken schlimmer.
    Sie wollte sich unbedingt das Blut abwischen.
    Doch ihre Hände umklammerten fest den Baseballschläger über ihrem Kopf.
    Bei meinem Glück wird gerade in dem Augenblick, in dem ich loslasse …
    Langsam öffnete sich die Tür.
    Jody stieg der Gestank des Todes in die Nase. Sie hielt die Luft an.
    Die Tür öffnete sich weiter, und ein schwacher Lichtstreifen fiel in den Raum. Das Licht fiel auf Andys Bett, näherte sich ihm und beleuchtete ihn dann völlig.
    Er saß im Schneidersitz auf der Matratze.
    Sein Mund öffnete sich.
    Er richtete sich auf.
    Dann gab er einen leisen, sehr hohen, summenden Laut von sich, ein schwaches Wimmern der Panik, als hätte er am liebsten losgeschrien, traute sich aber nicht.
    Ein Schatten schob sich vor das dämmrige Licht.
    Ein Dielenbrett vor Jody knarrte.
    Alles auf eine Karte, Schatz!
    Sie schlug mit aller Kraft zu.
    Sie hatte oft genug mit ihrem Dad Baseball gespielt, um zu wissen, wann sie einen ordentlichen Treffer gelandet hatte. Dies war ein sehr ordentlicher Treffer. Ein Homerun.
    Auf das hölzerne Tock des Schlägers folgte ein Grunzen, dann dumpfe Geräusche. Jody vermutete, dass es die Knie
des Mannes waren, die auf dem Teppichboden aufschlugen. Weitere, leisere Geräusche folgten, als erst sein Oberkörper und dann sein Kopf auf dem Boden landeten.
    Jody ließ den Unterarm über die Wand gleiten, bis er den Lichtschalter berührte.
    Der Mann lag bäuchlings und völlig reglos auf dem Teppich. Sein kahler Schädel war eingeschlagen und blutete.
    Jody schloss schnell die Tür.
    »Oh Gott«, platzte Andy heraus. Er stand am Fußende des Bettes auf der Matratze und hatte Mühe, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Er hielt ein Kissen gegen seine Hüfte gepresst. »Oh Gott, was ist hier los? Sieh ihn dir an! Sieh ihn dir an!«
    Jody hatte sich über dem Eindringling aufgebaut und den Schläger erhoben, um sofort zuzuschlagen, sollte er sich noch einmal bewegen.
    Statt des Speeres trug der Mann eine Machete bei sich. Die Waffe lag immer noch in seiner Hand und war mit Blut verschmiert. Auch auf seinen Armen, seinem Rücken, dem Hinterteil und den Beinen befanden sich Blutspritzer.
    »Schlag noch mal zu«, sagte Andy.
    »Psssst.«
    »Stimmt was nicht?«
    »Allerdings«, flüsterte sie. »Das ist er nicht.«
    »Hä?«
    »Das ist der Falsche . Der hier ist ja spindeldürr.«
    »Sieh dir mal seinen Hintern an.«
    »Sieh du dir doch seinen Hintern an.« Sie ging auf die Machete zu. »Der andere muss noch im Haus sein. Der Dicke.«

    »Er ist zugenäht.«
    Bei dieser Bemerkung musste sie doch hinsehen, während sie sich hinkniete, um die Machete aufzuheben. Sie bemerkte eine Reihe von Kreuzstichen, die sich über die Mitte seines Hinterteils zogen. Und wie furzt er jetzt?, fragte sie sich, doch dann sah sie die Falten auf der Rückseite seiner Beine und die zerfransten Ränder um seine Knöchel.
    Das Band aus geflochtenem Haar um seine Hüfte war nicht nur Zierde. Es war ein Gürtel.
    Sie sah zu Andy auf.
    »Das ist seine Hose«, flüsterte sie. »Seine Hose!«
    Ohne das Kissen loszulassen, taumelte Andy zum Matratzenrand, beugte sich vor und übergab sich.
    Der dicke Strahl landete direkt auf dem Kopf des Eindringlings. Jody sprang zurück, um nicht getroffen zu werden.
    Plötzlich konnte sie kaum noch atmen.
    Mit dem Schläger in der einen und der Machete in der anderen Hand wandte sie sich der Zimmertür zu. Es war, als würden ihr Herz und ihre Lunge
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