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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)
Autoren: Nadja Losbohm
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genau ins Schwarze. Ein anerkennender Pfiff schallte durch den Raum. Mit einem Lächeln schaute ich zu dem Reporter. „Nicht schlecht!“, meinte er. „Können Sie das wiederholen?“
    Ich nickte. Nichts leichter als das. Wieder traf ich auf den Punkt genau.
    „Ich bin beeindruckt, Miss Pearce,“ sagte er und spendete mir einen kurzen Applaus. Übertrieben verbeugte ich mich vor ihm und legte den Bogen wieder ab. Das musste an Unterhaltung für heute reichen.

43. Abschied
     
     
     
    „Ich danke Ihnen für diesen unglaublichen Einblick, Miss Pearce. Es war wirklich sehr interessant, und Ihre Welt hat mich beeindruckt,“ sagte der Reporter zu mir und deutete mit dem Finger auf mich.
    Wir standen in dem Gang, der sich auf der gegenüberliegenden Seite des Wohnzimmers befand. Ich stand lässig gegen das Geländer gelehnt und musterte Mister Meyers. „Es ist auch Ihre Welt,“ begann ich und sah zu, wie er vor Verwunderung große Augen bekam. „Wenn Sie mir denn alles glauben.“
    „Wie könnte ich Ihnen nicht glauben, nach allem was ich gesehen habe?“, fragte er und breitete die Arme aus.
    Ein Lächeln trat in mein Gesicht. „Dann halten Sie uns also nicht für zwei arme Irre?“, wollte ich wissen.
    Er fing schallend an zu lachen. Das Geräusch donnerte durch die unterirdische Anlage und brachte beinahe meine Ohren zum Klingeln. „Wenn Sie und der Pater zwei arme Irre sind, dann bin ich wohl ab sofort auch einer, weil ich Ihnen jedes Wort glaube,“ meinte er und gluckste weiter vor sich hin. Er nahm seine Brille ab und wischte sich eine Freudenträne aus dem Augenwinkel. Dann schob er sich sein Nasenfahrrad wieder ins Gesicht. Unauffällig ließ er seinen Blick zu seiner Armbanduhr gleiten. Das Gold schimmerte blitzblank, und ich erkannte gleich, dass sie eine schöne Stange Geld gekostet haben musste. „So gern ich auch noch weiter hier herumwandern würde, aber die Arbeit ruft, und ich denke, es wurde alles gesagt,“ meinte er und sah mich fragend an.
    Ich nickte. Mehr konnte ich ihm nicht erzählen. Er wusste das Wichtigste und etliche sehr persönliche Dinge über den Pater und mich.
     
    Nachdem Mister Meyers seine Sachen geholt hatte, brachte ich ihn hinauf ins Büro. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht deutete er auf den Wandteppich, der hinter dem Schreibtisch hing. „Ah, Ihre kleine Oase,“ bemerkte er. Er war nun ein Eingeweihter und kannte sich mit den Geheimnissen dieser Kirche bestens aus.
    Ich lief hinüber zu dem Teppich und schob ihn ein Stück beiseite. Ein breiter Lichtstrahl fiel ins Zimmer und verriet uns, dass es ein herrlich sonniger Tag war.
    Mister Meyers spähte durch die Fensterscheibe hindurch. Seine Augen nahmen so viel wie möglich von meinem Garten auf. Anerkennend nickte er. „Wirklich hübsch. Ich kann gut verstehen, wieso Sie dort so gern sind.“
    Ich lächelte dankbar. Vorsichtig ließ ich den Wandteppich wieder vor das Fenster gleiten und brachte den Reporter hinaus.
     
    Als wir hinter dem dunkelroten Vorhang hervortraten und der Altar in unser Blickfeld kam, entdeckten wir Pater Michael. Er rückte gerade das Altartuch zurecht und strich die Falten heraus.
    „Mister Meyers verlässt uns nun,“ teilte ich dem Padre mit. Ich fasste mir theatralisch ans Herz und gab vor, zutiefst traurig darüber zu sein. Ein klein wenig Wehmut war bei mir schon vorhanden. Auch wenn er manchmal ein Nerv tötender Kauz gewesen war, hatte ich das Gefühl, dass wir ein zartes Freundschaftsband geknüpft hatten. Dem Reporter rang ich mit meinem Getue ein Schmunzeln ab. Dem Pater leider nicht. Vermutlich bedauerte er den Abschied nicht im Mindesten. Ich seufzte innerlich über sein Verhalten, an dem er absolut festhalten würde. Bis in alle Ewigkeit.
    „Und wie geht es jetzt weiter, Mister Meyers? Was kommt als nächstes, jetzt wo Sie alles wissen und gesehen haben?“, fragte Pater Michael und kletterte vom Altar herunter. Mit verschränkten Armen trat er auf uns zu und sah, wie eh und je, beeindruckend und einschüchternd aus.
    Der Reporter schob seine Brille auf der Nase wieder nach oben und strich sich nervös durch das fluffige Haar. „Für mich geht die Arbeit eigentlich erst jetzt los. Zuallererst muss ich mir die Bänder noch einmal anhören und eine Zusammenfassung schreiben, aus der ich dann meine Story für die Zeitung schreibe. Dann muss ich es meinem Boss übergeben, und der entscheidet, ob die Sache gedruckt wird,“ erklärte er uns, wobei sein Blick nur auf mich
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