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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)
Autoren: Nadja Losbohm
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fragte ich ihn und zwinkerte ihm zu. Ich dachte selbst darüber nach, was ich wohl tun würde. Vielleicht würde ich versuchen, ein Instrument spielen zu lernen. Oder ich könnte mich intensiv mit der Fotografie befassen. Obwohl die Motivauswahl innerhalb der Kirchenmauern wohl schon bald an ihre Grenzen stoßen würde. Und ich hätte auch nur ein einziges Gesicht für Porträtaufnahmen. Mhh. Wobei der Pater ein ganz hervorragendes Model abgeben würde. Ich könnte aber auch versuchen, vernünftig Kochen zu lernen. Es war nicht so, dass ich es nicht beherrschte. Meine selbstgemachte Pizza war ein Gedicht und meine aufgekochten Tütensuppen waren immer eine wahre Pracht gewesen. In der Tiefe meines Herzens war ich eben doch eine Meisterin der MMs: der Mikrowellen-Menüs.
    Ich schmunzelte vor mich hin und beobachtete den Reporter, der immer noch am Nachdenken war. Sein Blick wirkte verträumt. Dann grinste er, behielt aber seine Gedanken für sich. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was ihm in den Sinn gekommen war. Die unmöglichsten Bilder formten sich in meinem Kopf, bei denen ich ein angewidertes Schütteln mit aller Macht davon abhalten musste, an die Oberfläche zu drängen.
    „War es denn schon einmal notwendig, dass der Notarzt kommen musste?“, wollte er wissen und griff meine zuvor gemachte Bemerkung auf.
    Ich schüttelte den Kopf. „Nicht während meiner Zeit. Aber bei meinem Vorgänger,“ sagte ich und tat es Pater Michael gleich, indem ich mich bekreuzigte.
    Mister Meyers sah mich fragend an.
    „Richard Connelly starb an einem Herzinfarkt. Pater Michael hatte alles getan, um ihm zu helfen, aber es reichte nicht aus, und der Notarzt kam zu spät. Und beide Männer verloren den Kampf,“ erklärte ich ihm. Die Erinnerung tat mir immer noch weh, besonders wenn ich daran dachte, wie schlimm es für den Padre gewesen war.
    Ich winkte den Reporter weiter. Während wir den Raum verließen, setzte ich meine Erzählung fort. „Es war eine sehr schmerzliche Erfahrung für den Pater, dass er Richard nicht hatte helfen können. Wenn man so lange Zeit zusammen arbeitet und auf engstem Raum miteinander lebt, entsteht ein besonderes Band der Freundschaft. Die beiden standen sich dementsprechend sehr nahe, und es war ein schwerer Verlust für Pater Michael, denn ein Freund war in seinen Armen gestorben. Er wollte danach unbedingt besser auf Eventualitäten vorbereitet sein, denn man merkt immer erst, dass etwas fehlt, wenn man es benötigt. Natürlich kann man unmöglich auf alles vorbereitet sein. Man kann sich nur ein gewisses Maß an Absicherung aufbauen. Daher wurde der Defibrillator angeschafft, und Pater Michael erhielt gründliche Einweisung in die Anwendung.“
    Der Reporter sah mich mit großen Augen an. Ich glaube, er war vom Pater ziemlich beeindruckt und von dem, was er hier leistete. 
    „Kommen Sie, es gibt noch mehr zu sehen,“ forderte ich ihn auf, und schon betraten wir das Labor, welches Mister Meyers nicht minder beeindruckte.
     
    Danach führte ich ihn in den Raum, in dem ich alles über das Kämpfen und den Umgang mit Waffen gelernt hatte: meinen Trainingsraum. Der Reporter hatte Recht, dass dieses Zimmer an eine Sporthalle erinnerte, in der man den gehassten Schulsport mitmachen musste. Nun ja, zumindest war es mir immer so ergangen.
    Die Trainingsmatten lagen ordentlich Kante an Kante in der Mitte des Raums auf dem Boden. „Sie werden eine Weile ohne mich auskommen müssen,“ dachte ich traurig. Mit meinem Kugelbauch konnte und durfte ich mich dort nicht mehr herumwälzen. Auf einer Seite des Trainingsraumes waren Sprossenwände angebracht, an denen ich schon oft kopfüber gehangen hatte, um Rumpfbeugen zu machen. Es gab einige Hanteln in den verschiedensten Größen, mit denen ich meine Armmuskulatur aufgebaut hatte. Ein Springseil lag daneben und ein Handtuch, das ich dort vergessen hatte. Ich lief hinüber, hob es auf und warf es mir über die Schulter, damit ich es später in die Wäsche tun konnte.
    „Würden Sie mir vielleicht eine Kostprobe Ihres Könnens vorführen?“, fragte mich der Reporter plötzlich und deutete auf den Bogen und die Pfeile, die er bereits entdeckt hatte.
    Ich zuckte mit den Schultern. Wieso nicht?! Wenn es für ihn interessant war. Also nahm ich mir das Handtuch wieder von der Schulter, schnappte mir den Bogen und legte mit sicheren Griffen den Pfeil auf. Ruhig richtete ich ihn aus und zielte auf die runde Scheibe an der Wand. Dann schoss ich. Und traf
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