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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)
Autoren: Nadja Losbohm
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nicht wieder anzusehen. Wie Pater Michael hatte auch ich eine Pflicht zu erfüllen, und ich musste sie gut erfüllen. Gefühle hatten dabei keinen Platz.
     
    Wir hatten großes Glück, dass Mister Meyers bis in die Morgenstunden aufgeblieben war, weil er vor Staunen und Aufregung kein Auge zubekommen hatte. Erst um elf Uhr vormittags hörten wir seine immer noch schlaftrunkenen Schritte im Gang. Somit hatten der Pater und ich genügend Zeit uns zu beruhigen und von den verweinten Gesichtern war keine Spur mehr zu sehen. Ich hatte Pater Michael darum gebeten, seine berühmten Pancakes für Mister Meyers zu machen. Auch wenn sich mein Geschmack in der Schwangerschaft sehr verändert hatte, und zwar nicht zum Positiven, aber die Pancakes mochte ich immer noch. Zuerst weigerte sich der Pater, weil er sie nicht für den Reporter machen wollte. Herrje! Männer können manchmal echte Kinder sein.
    „Wenn du mich lieb hättest, würdest du das für mich machen,“ sagte ich und zog bettelnd einen Flunsch.
    Pater Michaels Gesicht verzog sich auf eine merkwürdige Art, als könnte es sich nicht zwischen Lachen und Verärgerung entscheiden. „Das ist nicht fair, Ada,“ bemerkte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Bitte, Michael,“ sagte ich und wartete auf seine Antwort. Ich sah, dass er überlegte. Dann sah er mich fragend an, und ich erkannte, was er wollte. Ich grinste und gab ihm noch einen Kuss. Ein Lächeln tauchte auf seinem Gesicht auf, und schon stellte er sich mit etwas besserer Laune an den Herd und briet drauf los. Er war fast fertig, als die Tür aufging und Mister Meyers uns mit seiner Anwesenheit beehrte.
    „Guten Morgen,“ begrüßte er uns verschlafen und schob seine Brille auf der Nase zurecht. „Das riecht aber wirklich gut.“
    Ich sah ihn freudestrahlend an. „Pater Michael war so lieb, uns seine Pancakes zu machen.“
    Mister Meyers lächelte und meinte, dass er sich schon sehr darauf freuen würde. „Ich habe schon viel davon gehört,“ sagte er zum Pater, der sich daraufhin zu mir umdrehte und seine verdutzten Blicke wechselten von einem zum anderen. Er sah irgendwie gar nicht glücklich darüber aus, dass ich mich beim Reporter über seine Kochkünste ausgelassen hatte.

40. Sightseeing
     
     
     
    Das Frühstück war mit wenigen gesprochenen Worten, aber großem Appetit beendet worden. Ich bot dem Pater an, den Abwasch zu machen. Er lehnte aber dankend ab und schlug vor, dass ich Mister Meyers eine kleine Führung durch die Räume geben könnte. Sein Angebot verschlug mir die Sprache. Er hatte den Gedanken nie gemocht, dass ein Außenstehender so viel über unsere Welt hier unten erfuhr. Was hatte seine Meinung geändert? Wollte er mir einen Gefallen tun, um mich aufzumuntern, wegen dem was geschehen war? Aber ich sagte nicht nein, und der Reporter tat es natürlich auch nicht. Einem geschenkten Gaul schaut man schließlich nicht ins Maul. Also machte ich mich mit Mister Meyers im Schlepptau auf den Weg. „Die Küche und Pater Michaels Schlafzimmer kennen Sie ja bereits,“ meinte ich und ging vor.
    „Ja, und ich muss sagen, es ist wirklich eine schöne Küche und ein schönes Schlafzimmer,“ bemerkte der Reporter und grinste mich an, als ich mich zu ihm verwundert umblickte.
    Wir kamen an der Tür zu meinem Schlafzimmer vorbei, die ich kurz öffnete, um ihm zu zeigen, dass es dem von Pater Michael sehr ähnelte. Nur das meines etwas unordentlicher war. Aufräumen gehörte eindeutig nicht zu meinen Stärken. Dann gingen wir in die Bibliothek, die gleich nebenan war. Auch hier stockte dem Reporter der Atem, als er die riesigen Regale vollgestopft mit Büchern sah. Mit großen Augen sah er sich um und bestaunte die alten Einbände und das Interieur. Dann führte ich ihn in mein Lieblingszimmer.
     
    Das geräumige Wohnzimmer zog sich über die ganze Breite der Anlage. Es war das gemütlichste von allen und strahlte einfach nur absolute Wärme und Geborgenheit aus. „Ziemlich komfortabel,“ meinte Mister Meyers, als wir eintraten.
    Auch hier waren das überwiegende Material dunkles Holz und Teppiche, in denen kunstvolle Muster aus goldenem Garn eingewebt waren. Unter ihnen lugten noch die aufwendigen Mosaike hervor, die einst hier gelegt worden waren. Der Zahn der Zeit nagte hier und da mächtig gewaltig an ihnen. Daher lagen die Teppiche aus, damit die Kunstwerke etwas geschont wurden. Einmal hatte
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