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Die Jaeger

Die Jaeger

Titel: Die Jaeger
Autoren: Johanna Marthens
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abgesprochen. »Als er gesehen hat, dass sein Freund Robert Bauer abtransportiert wurde, haben ihn Angst und Schmerz dermaßen überwältigt, dass er sich selbst getötet hat. Ich habe ihn danach auf seinen Wunsch hin verbrannt.«
    Es war fraglich, ob sie mir das glauben würden, aber etwas Besseres war uns nicht eingefallen. Und ich besaß noch einen Trumpf im Ärmel. »Ich kann Ihnen die Latte des Zaunes zeigen, auf die er sich aufgespießt hat.«
    Ich sah den Unglauben in ihren Augen, konnte förmlich hören, wie sie ›was für ein Scheiß, für wie blöd hält uns die Kleine eigentlich‹ dachten. Aber sie nickten nur. »Das wäre nett.«
    Nicht weit von der Tankstelle entfernt gab es eine alte Pferdekoppel. Dort hatte schon seit Jahrzehnten kein Pferd mehr gegrast, aber Bruchstücke des Zaunes waren noch vorhanden. Vorhin hatte ich beim Fleischer etwas Schweinefleisch gekauft und an dem abgebrochenen und spitz aufragenden Rest einer Latte verteilt. Leif hatte sich einen Liter seines Blutes abgezapft und darüber gegossen, bis es tatsächlich so aussah, als wäre jemand darauf aufgespießt worden.
    Dorthin führte ich die beiden AVEK-Männer, wobei ich ihnen auf dem Weg gleich meine halbe Lebensgeschichte erzählte. Jedenfalls die, die sie hören sollten.
    »Ich kenne Leif, seitdem er in Mullendorf ist. Allerdings hatte ich keine Ahnung, dass er ein Grabflüchter ist!« Dazu zeigte ich ihnen einen bestürzten Gesichtsausdruck und verlieh meiner Stimme jede Menge Entsetzen. »Sonst hätte ich ja niemals bei ihm angefangen zu arbeiten!« Noch mehr Grauen in der Stimme. »Es war die ganze Zeit nichts zu merken. Es ist schon unglaublich, wie sich diese Grabflüchter verstellen können.« Kopfschütteln. »Es ist sehr gut, dass das nun ein Ende hat und er endgültig tot ist.« Erleichtertes Aufatmen. »Und dass er mich nun zur Alleinerbin gemacht hat, entschädigt fast ein wenig für das Grausen.« Ein zartes Lächeln, doch dann schnell wieder ernst. »Obwohl ich noch nicht weiß, ob ich das Erbe wirklich antreten werde. Wer will schon was von einem Grabflüchter annehmen!« Ein verächtliches Schnauben, danach beendete ich erst einmal die Show, denn wir waren an der Pferdekoppel angekommen. Die beiden hatten zu meiner Ausführung nichts gesagt und sahen sich nun wortlos den Zaun an.
    »Hier war es«, sagte ich und deutete auf die blutige Latte. »›Ich will nicht mehr davonlaufen‹, hat er geschrien und sich dann vor meinen Augen aufgespießt.«
    Sie zogen Handschuhe an und nahmen mit Wattestäbchen, die sie aus ihren Jackentaschen zauberten, Proben des getrockneten Blutes vom Holz. Sie erwischten auch Fleischfasern. Das war nicht ganz so gut, aber Leifs Blut würden sie eindeutig ihm zuordnen können.
    »Wo haben Sie ihn verbrannt?«, fragte der Ältere.
    Ich führte die beiden nur wenige Meter weiter zu einem kleinen Haufen Asche, der vom Winde schon mächtig verweht worden war. Dort hatten wir den Rest des Schweinefleisches verbrannt, ein paar zersplitterte Knochen aus der Tierverbrennungsanlage in Moosberg dazugelegt und einen weiteren Liter von Leifs Blut vergossen. Danach war er ganz weiß gewesen und konnte kaum noch stehen, aber das musste eben sein.
    Die beiden Vampirjäger nahmen auch noch ein paar Aschereste mit. Glücklicherweise erwischten sie das winzige Büschel Haare, das ich Leif rausgerissen hatte, als er sich, vom Blutverlust geschwächt, nicht wehren konnte. Das würde sie hoffentlich überzeugen, dass Leif tatsächlich nicht mehr auf unserer schönen Erde wandelte.
    Sie steckten alles ein und machten mit ihren Handykameras noch ein paar Fotos vom Tatort, bevor sie mit mir zurück zur Tankstelle gingen. Sie stellten mir dabei noch ein paar Fragen zu Leif. Offensichtlich hatte Karen gepetzt und verraten, dass ich ihr Stelldichein unterbrochen und ihn gewarnt hatte. Da erzählte ich ihnen, ich hätte geglaubt, sie sei eine Heiratsschwindlerin und nur auf sein Geld aus. Immerhin war er erfolgreicher Unternehmer und Bürgermeister. Den Rest leugnete ich einfach. Sie stellten mir auch Fragen zu Robert, taten verwundert, dass ich zu seinem Haus gekommen sei. Wieder beteuerte ich, dass ich keine Ahnung gehabt hätte, wer er wirklich sei. Ich wäre in den Arzt verliebt gewesen, der mir nach meinem Unfall geholfen hatte. So eine Art Stockholm-Syndrom für Unfallopfer.
    Sie sagten nicht viel dazu, und irgendwann fuhren sie schließlich davon.
    Als ich endlich wieder alleine im Laden stand, konnte ich ein
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