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Die Jaeger

Die Jaeger

Titel: Die Jaeger
Autoren: Johanna Marthens
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erneutes Zittern nicht unterdrücken. Erst als es abgeklungen war, schloss ich ab und setzte mich in mein Auto. Ich musste noch unbedingt etwas erledigen.
    ***
    Pfarrer Bernhard sah schrecklich aus. Ich erschrak zutiefst, als ich ihn in dem weißbezogenen Krankenhausbett liegen sah. Sein Gesicht war zerkratzt, der bandagierte Kopf  ließ nur ein Auge sichtbar werden. Ein Arm war in Gips, die Schulter verbunden. Blut sickerte unter der Kompresse hervor. Auch am Oberschenkel trug er einen dicken Verband. Er lächelte müde, als er mich sah.
    »Das sieht schlimmer aus, als es ist«, sagte er, um mich zu trösten. Doch es gelang ihm nicht. Ich stellte die Blumen, die ich mitgebracht hatte, in eine Vase und zu den anderen vierzehn Sträußen am Fenster. Offenbar hatte es sich herumgesprochen, dass der Pfarrer im Krankenhaus lag. Kleinlaut setzte ich mich zu ihm.
    »Es tut mir so leid, dass ich Ihnen das eingebrockt habe«, sagte ich und nahm seine Hand. »Ich werde das wiedergutmachen. Lassen Sie mich vier Monate lang jeden Sonntag nach dem Gottesdienst die Kirche schrubben oder das Kirchenblättchen austeilen, oder was immer Sie wollen.«
    Er versuchte ein Schmunzeln, was sehr mühsam ausfiel.
    »Mach dir um mich keine Sorgen. Wie geht es deinen Freunden?« Er klang leise und erschöpft.
    »Robert wurde abtransportiert, aber Leif ist sicher.«
    »Es tut mir leid, dass ich nicht besser helfen konnte.«
    Ich kämpfte wieder mit den Tränen. Da lag dieser tapfere Mann schwer verletzt hier im Bett und entschuldigte sich dafür, dass er nur einen Vampir retten konnte. Pfarrer Bernhard war definitiv ein Held.
    »Ich werde versuchen, Robert zu finden. Er ist ein guter Mann, sie dürfen ihn nicht umbringen.« Eine Träne rollte nun doch.
    Er nickte leicht in seinem Kissen. »Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber irgendwann werde ich wieder fit sein, und dann kannst du auf mich zählen.«
    Ich lächelte und wischte schnell die Träne weg. »Werden Sie auch gejagt?«
    »Bisher nur von normalen Jägern. Dass es Wesen wie mich gibt, ist noch nicht offiziell bekannt.«
    »Ich habe mir schon gedacht, dass Sie kein gewöhnlicher Mensch sind, aber was sind Sie dann? Und weiß es jemand von denen?« Ich deutete auf die vielen Blumen. »Ahnen die Mullendorfer auch nur, weswegen Sie hier liegen?«
    »Meine Freundin hat den Dörflern und auch der Polizei erzählt, ich sei in der Nacht von dem Lärm wachgeworden und schlaftrunken mitten ins Gefecht und dann unter einen der Lkw geraten. Das haben sie geglaubt. Ein Pfarrer ist über jeden Zweifel erhaben.« Er lächelte kraftlos, zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. »Ich bin ein Gestaltenwechsler. Man nennt uns auch Lokier. Allerdings kann ich mich nur in ein Tier verwandeln. Manche schaffen es, jede Gestalt, die sie sich vorstellen, anzunehmen, aber das klappt bei mir nicht.«
    »Es gibt viele wie Sie?«
    Ich hatte noch viel mehr Fragen, aber die wollte ich nicht alle auf einmal stellen, zumal ich wusste, dass er sie nicht sofort beantworten konnte. Dazu war er viel zu schwach.
    »Es gibt nicht besonders viele, und wir sind ebenso eine Rasse der Menschen wie die Vampire. Nur dass uns noch niemand entdeckt hat. Sonst würden wir vermutlich auch schon in Lagern dahinvegetieren.«
    Seine Stimme wurde noch leiser. Ich musste ihn langsam in Ruhe lassen.
    »Ich hoffe, Sie werden bald wieder gesund. Ich werde Sie nicht verraten.«
    Er nickte. »Ich weiß. Ich habe dich schon vorher mit den Vampiren gesehen, die hast du auch nicht verraten.«
    Das war meine Gelegenheit, ihn nach Matzes Leiche zu fragen.
    »Waren Sie das, der unsere Spuren an der Mühle beseitigt hat?«
    Er nickte. »Er war der Mörder. Ihr wärt in Teufels Küche gekommen, wenn sie herausbekommen hätten, dass ihr ihn getötet habt, wenn auch in Notwehr. Dann lieber ein Bär, den sowieso jeder im Visier hat.«
    Er schloss das eine Auge.
    »Das hat uns gerettet. Vielen Dank«, erwiderte ich, obwohl ich mir nicht sicher war, ob er nicht vielleicht eingeschlafen oder gar bewusstlos war.
    In diesem Moment ging die Tür auf und eine Krankenschwester trat ein. Sie sah mich missbilligend an, als sie bemerkte, dass der Pfarrer noch bleicher geworden war, dann legte sie zwei Briefe auf den Tisch.
    »Post für Sie«, sagte sie zu dem Verletzten, der sein Auge wieder geöffnet hatte.
    »Überstrapazieren Sie ihn nicht«, warnte sie mich, bevor sie den Raum verließ.
    »Ja, vielleicht sollte
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