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Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Titel: Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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aus dem Kopf vor Staunen.
    „Raggi!“ Endlich schaute der Vater von dem Brief auf, strahlend vor Glück. „Du bist ja wirklich ein Spaßvogel.“ Er lachte laut auf. „Versetzt mir einen Schock und lässt mich glauben, dass du in drei Fächern durchgefallen bist. Ich schwöre dir, ich dachte, dieser Scherzbrief wäre nur ein Versuch, etwas zu vertuschen. Mein Sohn!“ Sein Vater sprang auf ihn zu und umarmte ihn überschwänglich. Raggi bekam kaum noch Luft. Er versuchte, sich vorzustellen, was in dem Brief stand, über den sein Vater sich so freute, aber ihm fiel nichts ein.
    Endlich ließ sein Vater ihn los, umfasste aber noch seinen Oberarm, hielt ihn auf Armeslänge von sich und schaute ihn bewundernd an. „Ich kann dir gar nicht beschreiben, wie sehr mich das freut, mein lieber Raggi. Ich freue mich schon darauf, morgen zur Arbeit zu gehen und allen davon zu erzählen. Mein Sohn, der Initiator! Komm, wir rufen deine Mutter an und berichten ihr die Neuigkeit.“
    Raggi konnte nichts sagen, aus Angst, dieses Schweineglück zu vermasseln. Es handelte sich ganz offensichtlich um einen Fehler, aber Raggi hatte keinen blassen Schimmer, woraus der bestand. Er nickte nur und versuchte, so zu tun, als wüsste er Bescheid, während sein Vater atemlos mit seiner Mutter telefonierte und für den Rest des Tages von nichts anderem mehr redete. Das war ziemlich anstrengend, besonders beim Abendessen, das aus Raggis Lieblingsspeise bestand: Pizza. Sein Vater hatte sie bestellt, um die Sache zu feiern, die in dem Brief stand, was auch immer das sein mochte.
    „Ich verstehe gut, dass du so schweigsam bist, Raggi“, sagte er nach dem Essen. „Du denkst über den neuen Abschnitt in deinem Leben nach. Kein Wunder, dass du durch diese großartige Neuigkeit ernster geworden bist!“ Dann lächelte er zum hundertsten Mal, seit er den geheimnisvollen Brief gelesen hatte. „Ich gehe mal kurz zu Tante Ragna und zeige ihr den Brief. Willst du nicht mitkommen, du bist doch jetzt der Star des Tages, mein Junge?“
    Aber Raggi lehnte dankend ab und sagte, er bräuchte etwas Ruhe. Sobald sich sein Vater verabschiedet hatte und Raggi sein Auto aus der Einfahrt rollen sah, rannte er ins Arbeitszimmer und holte das Fremdwörterbuch aus dem Bücherregal. Hastig blätterte er darin herum, während er vor sich hinmurmelte: „Was hat er noch mal gesagt? Indikator? Informant?“ Raggi blätterte wie ein Verrückter. „Es war doch nicht Injektion? Nein, wohl kaum.“ Raggi imitierte die Stimme seines Vaters: „Großartig, mein Sohn, die Injektion!“ Raggi war sich allerdings sicher, dass es In-irgendwas war.
    Es gab unglaublich viele Wörter, die mit In- anfingen. Inkarnation, Interpretation, Intrigant, Investor. Endlich stieß Raggi auf das Wort, das sein Vater benutzt hatte. „Initiator. Hier ist es. Initiator.“ Raggi las die Erklärung: „Jemand, der etwas veranlasst und dafür verantwortlich ist, Urheber, Gründer oder … was steht denn da? Ein Stoff, der bereits in geringer Konzentration eine chemische Reaktion einleitet.“ Raggi war immer noch nicht schlauer. Er hoffte nur, dass sein Vater die erste Erklärung gemeint hatte. Mit Chemie wollte er nun wirklich nicht mehr als nötig zu tun haben.

Die Vertreter der Sundschule
    Als Raggi und Anna Lísa am nächsten Tag in die Schule kamen, waren beide völlig verwirrt. Raggi war allerdings noch verwirrter als Anna Lísa, denn sein Vater hatte ihm den Inhalt des Briefs nicht erklärt, weil er dachte, Raggi wüsste darüber Bescheid. Trotzdem wollte Raggi unbedingt vermeiden, dass dieses Missverständnis – worum auch immer es sich handelte – aufgeklärt wurde. Sein Vater war nämlich höchst zufrieden damit. Er hatte Raggi am Frühstückstisch mitgeteilt, dass er die Diagramme über seinen schulischen Erfolg aus dem Computer löschen würde, da er ja nun auf dem besten Weg sei, ein großer Initiator zu werden. Daraufhin hatte Raggi das Gespräch auf chemische Reaktionen gelenkt, wie es im Fremdwörterbuch gestanden hatte. Er hatte gehofft, am Gesichtsausdruck seines Vaters ablesen zu können, ob der Brief etwas mit der chemischen Erklärung oder der Erklärung über Gründer zu tun hatte. Raggi machte eine Bemerkung, dass Stoffe in geringer Konzentration sehr interessant seien. Da zuckte sein Vater zusammen und wurde noch ausgelassener. „Mein Junge! Macht sich schon am Frühstückstisch Gedanken über die Wissenschaft!“ Raggi wagte es nicht, noch mehr zu sagen, und war
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