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Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Titel: Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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super!“
    „Nein, das ist nicht super“, entgegnete Anna Lísa entnervt. „Was ist mit den Schülern, für die die Briefe eigentlich bestimmt waren? Das fliegt garantiert auf. Die haben bestimmt unsere blauen Briefe bekommen.“
    Endlich ging Raggi ein Licht auf. „Oh, scheiße!“
    „Ich finde es total merkwürdig, dass uns noch niemand darauf angesprochen hat“, sagte Anna Lísa. „Was glaubst du, wer unsere Briefe bekommen hat?“ Sie ließ ihren Blick über den Schulhof schweifen. „Aha!“ Weit entfernt von allen anderen Kindern saßen ein Junge und ein Mädchen hinter einem der Tore auf dem Fußballplatz. Sie beugten ihre Köpfe über ein kleines Reiseschach und spielten. „Natürlich! Hallur und Hallfríður.“
    Raggi stöhnte. Hallur und Hallfríður waren Zwillinge und die weitaus fleißigsten Schüler der ganzen Schule. Sie waren schon mit fünf Jahren eingeschult worden und jetzt mit neun Jahren im siebten Schuljahr. Zum Glück waren sie nicht mit Anna Lísa und Raggi in einer Klasse, aber es waren viele Geschichten über die beiden im Umlauf. Immer, wenn der Lehrer etwas fragte, meldeten sie sich. Und in den seltenen Fällen, wenn ein anderer Schüler mal die Gelegenheit zum Antworten bekam, mussten sie dessen Antwort immer verbessern oder noch etwas hinzufügen. Zu allem Überfluss waren sie auch noch unglaublich gut in Sport und Kunst.
    Anna Lísa sah zu Raggi. „Wie wär’s, wenn wir versuchen, mit ihnen zu reden?“
    Raggi schaute sie entsetzt an. „Wie meinst du das?“
    „Ach, ich weiß auch nicht. Wir könnten sie fragen, ob sie damit einverstanden sind, dass wir an ihrer Stelle hingehen.“ Eigentlich wusste Anna Lísa, dass das hoffnungslos war. „Keine Ahnung, vielleicht wollen sie mehr Zeit zum Schachspielen haben oder so.“
    Raggi schnaubte. „Sehr unwahrscheinlich. Die wollen bestimmt bei dem Ferienkurs glänzen. Ich bin mir sicher, dass sie da die Schlauesten sein werden.“
    „Aber irgendwas müssen wir tun“, sagte Anna Lísa gereizt. „Das kommt sonst garantiert raus. Garantiert.“
    „Puh“, seufzte Raggi. „Mein Vater bringt mich um. Oder es kommt noch schlimmer.“ Raggi verschonte Anna Lísa mit Geschichten über Diagramme, obwohl er ihr liebend gerne davon erzählt hätte. Aber der Gong ertönte, und der Unterricht fing wieder an.
    „Überleg dir bis heute Mittag was. Wir müssen was unternehmen, egal was“, sagte Anna Lísa noch und rannte dann zu ihren Freundinnen.
    Raggi starrte ihr nach und schlenderte dann in aller Ruhe in dieselbe Richtung. Er versuchte verzweifelt, eine Lösung zu finden, aber ihm fiel nichts anderes ein, als die Zwillinge zu fesseln oder von zu Hause wegzulaufen.
    In der Mittagspause packte Raggi Anna Lísa am Arm und zog sie von den Mädchen weg. „Ich hab die ganze Zeit nachgedacht, aber das Einzige, was wir tun können, ist, die Zwillinge zu fesseln und …“ Weiter kam er nicht.
    „Bist du verrückt? Fesseln?“ Anna Lísa schaute ihn empört an. „Wir fesseln sie bestimmt nicht. Ich hab nämlich auch die ganze Zeit nachgedacht, und ich glaube, wir müssen einfach mit ihnen reden. Es ist am besten, die Sache direkt anzugehen.“
    „Reden? Was meinst du mit reden?“, entgegnete Raggi gekränkt. „Mit denen kann man nicht reden. Ich hab sie mal gefragt, wie spät es ist, und sie haben im Chor geantwortet, Zeit ist negativ.“
    „Negativ?“, fragte Anna Lísa verwundert. „Haben sie nicht vielleicht relativ gesagt? Das ist so ein Spruch.“
    „Ja, kann schon sein“, antwortete Raggi wütend. „Ich garantiere dir jedenfalls, dass es nichts bringt, mit ihnen zu reden.“
    Anna Lísa stieß Raggi an und legte den Finger auf ihre Lippen. Er verstummte und schaute möglichst unauffällig in die Richtung, die Anna Lísa ihm mit den Augen zeigte. Die Zwillinge Hallur und Hallfríður kamen ihnen entgegen. Sie waren in ein Gespräch vertieft und schienen nichts um sich herum wahrzunehmen. Anna Lísa und Raggi spitzten die Ohren und folgten ihnen dann langsam, als sie vorbeigegangen waren.
    „Die Briefe müssten schon längst raus sein“, hörten sie Hallfríður sagen.
    „Aber warum haben wir dann immer noch keinen bekommen?“, fragte Hallur. „Ist ja wohl klar, dass an dieser Schule sonst keiner was auf die Reihe kriegt. Schau sie dir doch nur an.“ Hallur machte eine vage Handbewegung in Anna Lísas und Raggis Richtung. Die versuchten, so zu tun, als hätten sie es nicht bemerkt.
    Sobald Hallur wieder wegschaute,
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