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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
Autoren: Glenda Larke
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beschäftigen. Dazu waren wir viel zu pragmatisch, und auch viel zu zufrieden. Oh, die Missionare der Fellih hatten durchaus versucht, die Hochebenen mit ihren Ideen zu durchdringen, ebenso wie die Menoden, aber sie waren auf eine steinharte Mauer aus Gleichgültigkeit gestoßen und hatten schließlich ihr Konzept von Gott, der Sünde und dem Nachleben woanders hingetragen.
    Ich fragte mich immer noch, wie ich den Wirt loswerden konnte, als einer der Kartenspieler eine weitere Runde Getränke bestellte, woraufhin er sich aufrichtete und seiner Arbeit nachkam. Ich beschloss, meinen Met auszutrinken und dann in mein Zimmer zurückzukehren, aber noch während ich den letzten Schluck nahm, roch ich etwas, das irgendwie nicht hierhergehörte. Federn. Ich konnte eindeutig Federn riechen, und eine Schenke spät in der Nacht schien mir für einen Vogel ein eigenartiger Ort zu sein.
    Von einer lässigen Neugier bewegt sah ich mich um. Es dauerte etwas, ehe meine Augen fanden, was meine Nase erkannt hatte: eine unbeschreibliche schwärzliche spatzenähnliche Kreatur hockte auf einem Sparren in der Nähe des Tisches, an dem die Kartenspieler saßen. Ich kannte diese Spezies nicht, aber der Vogel gehörte ganz sicher nicht in eine Schenke. Er kam mir rastlos vor; ich konnte sehen, wie er den Kopf neigte, um von seinem Platz aus hinunterzusehen, und hin und wieder scharrte er mit den Krallen und zuckte mit den Flügeln. Einmal flog er sogar zu einem anderen Balken und wieder zurück. Offensichtlich war das arme Ding in diesem Raum gefangen und wusste nicht, wie es wieder ins Freie gelangen konnte. Der Vogel tat mir leid.
    Die Spieler am Tisch wurden lauter. Drei oder vier von ihnen waren schon ziemlich betrunken, zwei der anderen stritten freundschaftlich über das vorherige Blatt in der Hand und ob es Glück oder Können gewesen war, was dazu geführt hatte, dass die einzige Frau unter ihnen eine ansehnliche Stange Geld gewonnen hatte. Ich hatte nie Karten gespielt und konnte dem Gespräch nicht folgen, aber es schien mir, als würde da eine eigenartige Spannung in der Gruppe herrschen. Einer der Spieler war gar nicht glücklich darüber, dass er verloren hatte, und die Frau fühlte sich ebenfalls unsicher, wenngleich sie es gut verbarg. Die Spannung wand sich um die Geräusche. Sie war beißend, auf eine Art, die vollkommen anders war als der scharfe Geschmack des Biers in den Fässern entlang der Mauer, anders auch als das bittere Gebräu in dem nach hinten führenden Brauereizimmer.
    Plötzlich war ich hellwach. Ich setzte mich aufrechter hin und rutschte die Bank entlang, um so unauffällig wie möglich das Schankzimmer zu verlassen und in mein Zimmer zu gehen. Stattdessen brachte ich es fertig, den Krug umzustoßen und dabei den Rest meines Getränkes auf dem Boden zu verschütten. Niemand von den Kartenspielern machte sich die Mühe, auch nur nachzusehen, was den Lärm verursacht hatte. Es war eindeutig Zeit für mich zu gehen.
    Als ich mich bückte, um den Krug aufzuheben, warf einer der Kartenspieler, ein junger Kerl mit einer scharfen Stimme und einem vom Trinken geröteten Gesicht, etwas Geld in die Mitte des Tisches und sagte: » Euer Wetteinsatz, Schwester. Haltet mit, wenn Ihr könnt.«
    Die Frau sah zu den Sparren hoch; offensichtlich dachte sie über das Wettangebot nach. Schließlich legte sie ihre Karten mit der Vorderseite nach oben mit einem Kopfschütteln und einem Lächeln auf den Tisch. » Nein«, sagte sie. » Lieber nicht. Dieser Topf gehört Euch, mein Freund. Tatsächlich ist es an der Zeit, dass ich schlafen gehe.«
    » Wartet.« Einer der Spieler legte seine Hand auf ihre, als sie ihr Geld einsammeln wollte. » Ihr könnt nicht das ganze Geld einstreichen und dann einfach so von hier wegspazieren!«
    Sie starrte ihn an; jede Andeutung eines Lächelns war aus ihrem Gesicht verschwunden. Wäre ich einer ihrer Mitspieler gewesen, ich hätte mir Sorgen gemacht; da war etwas an ihr, das meine Nase zum Kribbeln brachte. » Oh, aber ich denke doch, dass ich das kann«, sagte sie und zog die Hand weg. » Wenn Ihr nicht bereit seid zu verlieren, solltet Ihr gar nicht erst spielen. D…«
    Sie brachte den Satz nicht zu Ende. Noch während ich aufstand und den Raum verlassen wollte, wurden die Türen zur Schenke aufgestoßen, und mehrere Menschen stürmten herein.
    Keine Gäste, das war auf der Stelle klar. Einer von ihnen trug ein blaues Gewand, hohe Schuhe und einen zylindrischen Hut mit einem schmalen Rand
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