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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
Autoren: Glenda Larke
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also so an, wie es sich gehört.
    Es war im Schankraum einer Schenke in Mekatéhaven, während einer dieser heißen und schwülen Nächte, in denen die Luft so dick wirkt, dass man sie kaum atmen kann. Ich erinnere mich noch, wie mir der Schweiß den Rücken hinunterlief und einen feuchten Fleck auf meinem Hemd hinterließ. Eigentlich hatte ich sogar ein Zimmer oben, aber das war nur so ein luftloses Kämmerchen, das ich lieber mied. Es blickte zu den Kais, wo die Schiffe unablässig gegen ihre Vertäuungen ankämpften und Hafenarbeiter die ganze Nacht stritten, und so hatte ich beschlossen, den Abend unten im Gemeinschaftsraum zu verbringen. Ich war nicht auf Gesellschaft aus; tatsächlich war ich tief in meine eigenen Gedanken versunken und wollte nichts weiter, als einen Krug mit Wasser vermischtem Met zu trinken und darüber nachzusinnen, was im Namen der Schöpfung ich tun konnte, um Probleme zu lösen, die einfach unlösbar waren.
    Mein gegenwärtiges Problem bestand darin, dass ich das Fellih-Büro für Religions- und Rechtsangelegenheiten aufsuchen musste, es aber an diesem Tag geschlossen hatte. Ich würde also vor dem nächsten Morgen, wenn sie wieder öffneten, nicht herausfinden, was mit meiner Frau geschehen war.
    In der Zwischenzeit lag mir die Sorge im Magen wie eine übermäßig gewürzte Mahlzeit, ein Vorbote kommender Unannehmlichkeiten. Alles, was ich in diesem Moment besaß, war ein Stück Papier, auf dem geschrieben stand, dass ich als Ehemann von Jastriákyn Longpiet von Wyn so rasch wie möglich im Büro vorstellig werden sollte. Die Vorladung wirkte sehr herrisch, und es gab keinen direkten Grund, weshalb ich ihr folgen sollte. Weder Jastriá noch ich zählten zu den Fellih-Gläubigen oder hatten jemals zu ihnen gehört. Außerdem handelte es sich bei dem Glauben der Fellih um keine offizielle Religion, und der Anführer dieser Religion, der Exemplar, besaß auf Mekaté demnach auch keinen offiziellen Status. Der Havenherr selbst war Menode, und soweit ich wusste, galt das auch für die meisten anderen von seinem Hof und seiner Wache.
    Dennoch hatte ich bei der Vorladung ein schlechtes Gefühl bekommen und war ohne zu zögern nach Mekatéhaven aufgebrochen. Um schneller voranzukommen hatte ich sogar meinen Selber mit runtergenommen, was die Ältesten meines Tharns sicherlich mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis genommen hätten. Wenn sie es jemals herausgefunden hätten, natürlich. Die Reise hatte auch so zwei Tage gedauert, und als ich ankam, musste ich feststellen, dass das Büro schon geschlossen war.
    Hier war ich also, nippte an meinem Met und scherte mich nicht um die anderen Gäste der Schenke. Ich versuchte, so gut wie möglich zu ignorieren, dass ich von totem Holz umgeben war. Noch mehr Mühe gab ich mir, den Geruch dieses Ortes zu ignorieren: Die alles durchdringende Schärfe der qualmenden Kohle in der Schenke selbst, warmer Grog und verschütteter Wein wurden ergänzt durch den unterschwelligen Geruch nach Schimmel, Mangrovenmatsch und feuchten Segeln, der von draußen in die Gaststube wehte. Vage war ich mir einer Gruppe von Leuten bewusst, die in einer anderen Ecke des Raumes Karten spielten, und ich nahm einige Kaufleute wahr, die bei der Tür über Geschäfte sprachen, sowie eine Frau, die in der gegenüberliegenden Ecke allein saß. Abgesehen davon bekam ich nichts von dem mit, was hier vor sich ging. Das Einzige, woran ich denken konnte – mit einer Mischung aus Verzweiflung, Liebe, Wut und Enttäuschung –, war Jastriá. Was im Namen des weiten und blauen Himmels hatte sie diesmal angestellt?
    » Noch etwas Met, Syr?« Der Wirt hielt mir einen neuen Krug entgegen.
    Der Titel, mit dem er mich angeredet hatte, stand mir nicht zu, und ich war überzeugt davon, dass er das wusste. Ich schüttelte den Kopf und wünschte mir, er würde einfach wieder weggehen.
    Aber es war ruhig, und er war in Plauderstimmung. » Gerade von der Himmelsebene runtergekommen, was?«, fragte er und sprach damit aus, was offensichtlich war. Immerhin hatte ich in seinem Stall einen Selber untergebracht, hüllte mich in einen Tagaird und trug einen Dolch bei mir.
    Ich nickte.
    » Ihr müsst müde sein. Darf meine Frau Euch etwas zu essen bringen?«
    » Ich hab keinen Hunger.« Ich machte eine abwehrende Geste, mit der ich beinahe meinen Krug umgestoßen hätte, hätte er ihn nicht rechtzeitig gepackt.
    Er stellte ihn vorsichtig wieder auf den Tisch. » Oh, ich vermute, Ihr empfindet die Hitze und
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