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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende
Autoren: Glenda Larke
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in Erinnerung hatte, ohne jeden überflüssigen Schnickschnack. Auf den ersten flüchtigen Blick stellte ich auch fest, dass ziemlich genau die Art von Leuten anwesend war, mit denen ich gerechnet hatte. Ein paar Sklavenschiffer, ein paar Handel treibende Seeleute, die wahrscheinlich nebenher noch Piraten waren, und ein buntgemischter Haufen aus abstoßenden Leuten, die nur eines gemeinsam hatten: Sie wirkten wie gierige Haie auf Beutezug. Die Leute auf Gorthen-Nehrung kamen und gingen wie die Gezeiten, und obwohl nur fünf Jahre seit meiner letzten Reise hierher vergangen waren, gab es nicht mehr als ein oder zwei vertraute Gesichter.
    Ich erregte selbst einige Aufmerksamkeit. Jeder Frau wäre es an einem solchen Ort so ergangen, aber meine ungewöhnliche Größe führte dazu, dass sämtliche Anwesenden ihre Köpfe zu mir umdrehten. Kichern und die ermüdenden Witze waren zu hören, die ich schon hundertmal zuvor gehört hatte; offenbar habe ich diese Wirkung auf andere Menschen. Der Gerechtigkeit halber muss ich hinzufügen, dass ich vielleicht auch ohne meine Größe Bemerkungen hervorgerufen hätte: Immerhin trug ich ein Schwert von Calment auf dem Rücken, und es gab nur wenige Frauen, die das taten; vor allem keine, deren Hautfarbe von Anfang an erkennen ließ, dass sie nicht einmal von Calment stammte. Die Bewohner von Calment hatten blonde Haare und honigfarbene Augen, aber ich hatte sowohl braune Haare als auch eine gebräunte Haut, und meine Augen zeigten jenen Grünton, den man mitunter im klaren Wasser entlang der Atis-Küste von Breth finden konnte. Eine Kombination also, die mich eindeutig als Halbblut verriet. Alle wussten damals, dass nur Vennländer grüne Augen besaßen, aber die Vennländer wiederum hatten nicht die braune Haut der Südländer …
    Natürlich gab es etliche Mischlinge an einem Ort wie Gorthen-Nehrung – bestimmt einer von zwanzig zählte dazu –, aber ich unterschied mich selbst von denen noch genug, um aufzufallen.
    Während ich darauf wartete, dass ich bedient wurde, ließ ich einen zweiten, sorgfältigeren Blick durch den Raum schweifen. Jetzt sah ich auch, dass drei große Männer anwesend waren. Einen großen Mann zu bemerken war mir in Fleisch und Blut übergegangen; nicht, dass ich etwas gegen kleinere Männer hätte, versteht Ihr, aber ich habe im Laufe der Jahre herausgefunden, dass es ein normal großer Mann nur selten über sich bringt, mit einer Frau ins Bett zu gehen, die einen Kopf größer ist als er. Dummerweise gab es nicht gerade viele Männer, die so groß waren wie ich. Und drei von ihnen an einem Fleck zu finden, war richtig unerwartet – und vielversprechend.
    Ich hätte wissen müssen, dass das Ärger bedeutete. Wenn man so ein Glück hat, ist immer auch ein Haken dabei. Vor allem, weil die drei auch noch gut aussahen.
    Der erste und größte von ihnen saß bei den Sklavenschiffern. Da war etwas vage Vertrautes an ihm, aber ich konnte mich nicht erinnern, ihn zuvor schon einmal gesehen zu haben. Er saß nahe genug, dass ich die Tätowierung auf seinem Ohrläppchen erkennen konnte: ein mit Gold abgesetztes » Q«. Was ihn als Nordländer auswies, als jemanden vom Inselreich Quiller. Er war gut gekleidet, zu schön für einen Sklavenschiffer, wie mir schien, und sein Körper war mehr lang und geschmeidig als riesig. Mit seiner hellen Haut, den dunklen Haaren und dem angenehmen Lächeln war er so ziemlich der hübscheste Mann, den ich in einem Ozean voller Inseln je gesehen hatte. Überdies bemerkte er mich – und offenbar gefiel ihm, was er sah. Sein Lächeln war wirklich charmant.
    Der zweite Mann war zwar nicht ganz so groß, aber er wirkte insgesamt um einiges riesiger. Er hatte breite Hände, breite Schultern und einen breiten Brustkorb, und an seinem Körper war nicht eine einzige Unze Fleisch zu viel. Er saß schräg gegenüber von mir allein in einer Ecke; ein gutaussehender Mann mit einer humorlosen Miene, gebräunter Haut, klugen blauen Augen und einem vollständigen Mangel an Überschwang, was seine Kleidung betraf (er trug nur Schwarz); ein Mann, für den das Leben etwas Ernstes war, und der dennoch kein Schwert trug – eine Unterlassung, die mich überraschte. Vielleicht war er der Meinung, durch seine Größe genügend geschützt zu sein. Er sah mich mit unveränderter Miene an, was mich kränkte, da ich es gewohnt war, dass die Männer immer irgendeine Reaktion zeigten.
    Der dritte Mann war der jüngste. Zu jung für mich. Er schien etwa
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