Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
Schenkenbesitzer wollte schon wütend Einwände erheben, sah dann aber mein Gesicht und änderte seine Meinung. » Ich möchte, dass der Junge ein richtiges Begräbnis erhält und nicht zu den Fischkadavern geworfen wird, alles klar?«
    Er nickte benommen.
    Ich gab ihm etwas Geld. » Für Eure Mühe. Und wenn ich das nächste Mal nach Gorthen-Nehrung zurückkehre, will ich das Grab sehen können. Verstanden?«
    Er nickte erneut.
    Ich weiß nicht, warum es mich kümmerte. Was spielte es schon für eine Rolle, was mit dem Körper des Jungen geschah, wenn er doch tot war? Ich hätte mehr für ihn tun sollen, als er noch am Leben gewesen war. Ich wusste, dass es nicht logisch war, aber ich tat es dennoch. Es war mein Schuldgefühl, vermute ich.
    » Und jetzt gebt meinem Hund etwas zu fressen«, sagte ich.
    Der Schenkenbesitzer sah Sucher an, der sich alle Mühe gab, sich unter einem Stuhl zu verkriechen. Aber der Stuhl war klein, und das Tier war groß. » Dem da?«
    Ich nickte. Und dann wartete ich, während diese Kreatur die wohl beste Mahlzeit verspeiste, die sie jemals in ihrem Leben erhalten hatte. Sucher hätte sicherlich noch mehr gefressen, wenn ich ihn gelassen hätte, aber ich hatte Angst, dass er irgendwann platzen würde. Sein Bauch war so aufgebläht wie ein praller Kugelfisch.
    Erst jetzt ging ich zu den Kais. Sucher hoppelte hinter mir her; seine Füße versprühten Fischschuppen in alle Richtungen.
    Ruarth Windreiter und einige andere Vögel stießen etwa auf halbem Wege zu mir, und ich musste ihre Worte nicht verstehen, um zu begreifen, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich nahm mir fest vor, eines Tages – schon bald – ihre gottverfluchte Sprache zu lernen, und beeilte mich, das Boot zu finden, das nach Mekatéhaven segeln würde.
    Da die Strömungen und Winde wieder günstig waren, ging es auf den Hauptkais des Hafens geschäftiger zu, als ich es je zuvor erlebt hatte. Eine bunt zusammengewürfelte Mischung aus Betrunkenen und Landstreichern verdienten sich einen oder zwei Setus, indem sie Schiffe beluden; die dem Meer zugewandten Läden schienen gute Geschäfte zu machen. Die einzigen untätigen Leute waren zwei alte Männer, die vor einem dieser Läden auf Kisten saßen und so hinfällig wirkten, dass ich sicher war, sie hatten seit Jahren nicht mehr arbeiten können.
    Das Boot befand sich am Kai zwischen einem Händlerschiff von Gorthen-Nehrung mit Kurs auf Cirkase und einem unbekannten Schiff, das deutlich als Schmugglerschiff zu erkennen war. Es tröpfelte genügend Silbmagie über sein Deck, dass es in einer dunklen Nacht ein ganzes Herrenhaus hätte beleuchten können (auf jeden Fall für jene mit Weißbewusstsein) – was weit über das hinausging, was Flamme mit ihren eigenen Zaubersprüchen hätte zustande bringen können. » Was ist da passiert, verflucht?«, fragte ich Ruarth missmutig. Er konnte natürlich nicht antworten.
    Die einzige Person an Deck des Bootes war Garwin Gilfeder, der lässig an der Reling lehnte. Er neigte seinen Kopf in meine Richtung und rückte das eigentümliche Kleidungsstück aus Wolle zurecht, das über seinem Körper hing. » Garwin«, sagte ich. » Ich suche Flamme – habt Ihr sie gesehen?«
    » Oh, ja«, sagte er gelassen. » Vor ’ner ganzen Weile. Der Arm sieht gut aus. Der Stumpf is wunderbar verheilt.«
    Ich blinzelte. Wie hatte er ihren Stumpf sehen können? Er gehörte nicht zum Weißvolk … Ich hätte gern länger darüber nachgedacht, wieso er in der Lage war, Dunkelmagie zu riechen, und was es für eine Bedeutung hatte, wenn das stimmte, aber jetzt war nicht die Zeit dazu.
    » Was ist mit ihr passiert?«, fragte ich.
    » Die Wahrer sind gekommen und haben sie mitgenommen«, erwiderte er. » Auch’s Gepäck. Sie fährt nich mehr mit diesem Boot.«
    Ich erinnerte mich an Dasricks Drohung: Wenn ich sicher wäre, dass du wüsstest, wo das Burgfräulein ist, würde ich dafür sorgen, dass du diese Insel nicht verlässt, ehe du es mir nicht gesagt hast. Er hatte also über alles nachgedacht und war schließlich zu den richtigen Schlussfolgerungen gekommen, einschließlich dem, was Ruarth betraf. Ich hatte ihn unterschätzt …
    » Sucht Ihr dann auch ’ne Fahrt nach Mekaté?«, fragte Garwin. » Der Kapitän …«
    » Nein«, schnitt ich ihm das Wort ab und sah zur Herz der Wahrer hinüber. Die Geschäftigkeit an Deck deutete darauf hin, dass auch sie sich bereitmachte, noch an diesem Abend loszusegeln.
    Ich wandte mich ab, damit er nicht sah, wie ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher